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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Plötzlich gab es international kein wichtigeres Thema als das Ozonloch, das Treibhausklima, das Schmelzen der Pole und die Klimaverschiebung auf der gesamten Erde.
    »Und an alldem sollen wir schuld sein?« fragte Präsident Sarney im vertrauten Kreis. »Nur, weil wir ein paar Bäume fällen? Jetzt sollen diese Fremden mal sehen, was Brasilien kann.«
    Am 20. Oktober 1989 erließ das Bundesgericht in Brasilia folgenden Beschluß: Alle Goldsucher haben unverzüglich die Indianerreservate zu verlassen und werden notfalls von der Polizei gewaltsam entfernt.
    Ein schöner Beschluß – aber was geschah wirklich? 250 Beamte der Bundespolizei starteten mit Kleinflugzeugen und Hubschraubern und besichtigten aus der Luft das Ausmaß an Verwüstungen, die über hundert illegalen, in den Urwald hineingestampften Pisten, auf denen die Goldsucher mit allem versorgt wurden, was sie brauchten.
    250 Beamte gegen 100.000 Garimpeiros?
    Wieviel Militär brauchte man, um 100.000 schwerbewaffnete Glückssucher zu vertreiben? Das würde ein Krieg werden – ein blutiger Krieg mit Tausenden von Toten! Ein Krieg, um 10.000 Yanomami zu schützen? Und das Gold? Brauchte man nicht das Gold?
    Ein Bataillon, auch die Militärpolizisten von Santo Antônio waren dabei, kämmte die Grenzen der Reservate durch, drängte die um ihr Recht brüllenden Garimpeiros zurück, sprengte ein paar Flugpisten – worüber die Weltpresse enthusiastisch berichtete –, aber dann versandete die Aktion im Gestrüpp der Paragraphen. Gewinnsucht und Korruption siegten wieder. Die Geldbörsen der Großgrundbesitzer und Fabrikanten öffneten sich.
    Der warme Regen fiel auch auf Brasilia. Ein neuer Beschluß, so dehnbar wie Kaugummi, wurde erlassen: Den Goldsuchern werden Ersatzgebiete zugewiesen. Nur: Diese Ersatzgebiete lagen in unmittelbarer Nähe der Yanomami-Reservate, aus denen die Garimpeiros ursprünglich entfernt werden sollten.
    Niemand kontrollierte das erneute Vordringen der Goldschürfer.
    Aber in Boa Vista erhob sich eine neue Stimme, die Assis und Lobos das Leben schwermachte: Der Indianer-Betreuer Sydney Possuelo erklärte in einem Fernsehinterview:
    »Die Yanomami-Operation ist ein schöner Erfolg: Bisher war der Völkermord illegal, jetzt wird er legalisiert!«
    Und wieder, nur um Zeit zu gewinnen, schlug die Regierung scheinbar zu: Das erste Opfer war der Chef der Polizei in Boa Vista, der völlig aus den Fugen geratene Coronel Miguel Bilac. Er wurde verhaftet, nach Brasilia gebracht und angeklagt, er habe den Gerichtsbeschluß zur Räumung der Yanomami-Gebiete mißachtet, ja, er habe den Garimpeiros sogar drei neue Schürfgebiete an der Grenze der Reservate angeboten.
    Assis beauftragte sofort die besten Anwälte Brasilias mit der Verteidigung. Vor allem eins durfte Bilac nie: reden.
    Doch irgendwo sickerte etwas durch: Der zweite Mann im Korruptionsdschungel, Arlindo Beja, Chef der FUNAI in Roraima, wurde festgenommen. Sein erster Protest, er habe nur Befehle von oben ausgeführt, wurde gar nicht zu Protokoll genommen.
    Man brauchte Köpfe, die man dem Ausland präsentieren wollte.
    In Roraima, im Gebiet am Rio Parima und nördlich von Surucucu, nahmen die Goldsucher diese Aktionen gelassen zur Kenntnis und lachten.
    »Wer will uns vertreiben?« rief Emilio Carmona auf einer Versammlung in Novo Lapuna, zu der über 20.000 Garimpeiros gekommen waren, die aus Protest in die Luft feuerten. Zwanzigtausend Gewehre und Pistolen, die auch auf Menschen schießen würden. »Ein Gesetz? Ich kenne kein Gesetz. Ich kenne nur Gold! Sie wollen uns gewaltsam vertreiben? Laßt sie kommen: Hier steht eine Armee von 60.000 Garimpeiros!«
    Am 8. Januar 1990, als für José Sarney schon feststand, daß er nicht länger Präsident Brasiliens bleiben würde, denn das Volk jubelte Fernando Collor zu, ließ er, und es sah wie eine Verzweiflungstat aus, eine umfassende Aktion zur Rettung der 10.000 Yanomami von Roraima anlaufen: Die Bundespolizei forderte 60.000 Goldgräber und Goldwäscher auf, die 19 Yanomami-Reservate, in die sie eingedrungen waren, bis zum 15. Januar zu verlassen. Flugzeuge warfen über den Camps im Regenwald Flugblätter ab: Verlaßt friedlich die Indianerreservate. Ihr habt gegen zwei Bundesgesetze verstoßen: illegale Goldgräberei und illegales Eindringen in die Yanomami-Gebiete. Wenn ihr die Camps nicht verlaßt, werden wir euch zwangsweise holen und mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestrafen.
    Gleichzeitig besetzte bewaffnete Bundespolizei den
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