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Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Titel: Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
Autoren: Rolf Randall
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Pfosten steckte ein alter, rostiger Nagel. Der Pfosten machte es wie die Rose in dem bekannten deutschen Volkslied: er wehrte sich und stach!
    Der Sheriffsgehilfe tanzt auf einem Bein und lutscht an der blutenden Hand. Der Zwischenfall ist nicht geeignet, seine Laune zu verbessern. Er hat jetzt eine Mordswut auf Pete Simmers, den Rancherbengel, den er im Verdacht hat, seinen Gummibaum ermordet zu haben.
    Das entspricht zwar nicht den Tatsachen — denn es gehört nicht zu Petes Gewohnheiten, wehrlosen Gummibäumen einen Streich zu spielen — was aber wiederum Watson eine gewisse Genugtuung bereitet; denn es gehört zu Watsons Gewohnheiten, Pete Simmers, den er nicht leiden mag, alle nur erdenklichen und sogar die ausgefallensten Untaten, die im Somerset-Distrikt verübt werden, zuzutrauen.
    Im vorliegenden Falle, was also den Gummibaum anbetrifft, hat Watson eine Spur entdeckt. Nämlich einen abgerissenen Jackenknopf in Gesellschaft eines rostigen
    alten Spatens neben der Baumleiche. Pete Simmers besitzt eine Jacke, folglich kann der Bengel, so kombiniert der Sheriffsgehilfe mit messerscharfer Logik, kann er der Täter sein. Und wehe ihm, wenn ein Knopf an seiner Jacke fehlt.
    Einsperren wird er den kleinen Verbrecher. Er wird es ihm schon einsalzen! Bedauerlich ist nur, daß im Strafgesetzbuch von Arizona für Baumfrevel nicht die Todesstrafe vorgesehen ist . . .
    „Autsch!" sagt Watson abermals.
    Er ist auf der dunklen Straße gegen eine Wagendeichsel gestoßen. Der Wagen ist ordnungsgemäß seitwärts der Straße abgestellt, aber natürlich ist das Hindernis nicht beleuchtet. Watson zieht schon das Notizbuch aus der Tasche, um den Übeltäter zu notieren, als er die hell brennende rote Petroleumlampe an der Wagendeichsel gewahrt. Er hat, in Gedanken versunken, die Lampe nur übersehen. Nun ärgert er sich, weil dieser dämliche Besitzer des Fuhrwerkes wahrhaftig eine Lampe hingehängt hat — und weil er, John Watson, nun nicht Anstoß nehmen kann.
    Eine Sekunde lang taucht in ihm der teuflische Gedanke auf, die Lampe auszublasen und dann den Strafzettel trotzdem zu schreiben. Zu Watsons Ehrenrettung muß aber gesagt werden, daß er diesen Gedanken sofort unterdrückt. Er macht eine militärische Kehrtwendung und stolziert — lang, dürr und verdrossen — die Straße entlang.
    Er ist hundemüde und will nach Hause. Watson bewohnt das Sheriffshaus zur Zeit allein mit seinem Neffen
    Jimmy. Sheriff Tunker befindet sich in Urlaub, und Watson, als Vertreter des Sheriffs, ist nun im Somerset-Distrikt der einzige Hüter des Gesetzes — womit er eigentlich verpflichtet ist, bis zwei Uhr nachts die Runde zu machen. Aber Watson ist, wie gesagt, hundemüde. Um sein Gewissen zu beruhigen, bleibt er vor dem Sheriffshaus stehen und stellt seine Taschenuhr vor. Auf seiner Uhr ist es jetzt eine Minute vor Zwei.
    Watson gähnt laut, aber da er ein pflichtbewußter Mann ist, beschließt er, diese eine Minute noch auf seinem Posten auszuharren. Er geht zweimal auf und ab. Dann bleibt er plötzlich stehen, reibt sich die Augen und glotzt die weiße, unheimliche Gestalt an, die da mit langsamen, seltsam feierlichen Bewegungen die Straße entlang kommt. — Er reibt abermals die Augen und gelangt zu der Überzeugung, daß es sich bei dem Gespenst wahrhaftig um ein Gespenst und nicht etwa um ein Produkt seiner überhitzten Phantasie handelt.
    Die Spukerscheinung ist unheimlich groß und mit weiß wallenden Tüchern bekleidet. Der Geist besitzt, das ist offenbar, viel Beine, die ein dumpfes Poltern wie von Pferdehufen erzeugen. Über dem plumpen, weiß vermummten Leib ragt der Körper, ebenfalls weiß vermummt, verblüffend weit in die Höhe — mindestens fünf Meter groß ist das Gespenst! Sein Astralleib verjüngt sich nach oben, wird immer schmaler — wie der Hals einer Giraffe — und endet in einem verblüffend dicken, kugelrunden Kopf, aus dem zwei glühende Augen starren.
    Der Kopf besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit einem ausgehöhlten und angemalten Kürbis, hinter dessen Augenhöhlen eine gewöhnliche Wachskerze flackert — und der Verdacht liegt nahe, daß dieser Kürbis auf einer langen Holzstange steckt, die der mit Bettlaken vermummte Reiter in die Höhe hält — aber Watson ist in diesem Augenblick keiner klaren Überlegung fähig.
    Er hat sich mit Viehdieben herumgeschlagen, diebische Tramps eingesperrt und sogar kürzlich einen Raubmörder gestellt und verhaftet. Im Kampf gegen Gespenster fühlt er sich nicht
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