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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab
Autoren: Jason Dark
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Und so begleitete der Erzengel Raphael den Tobias auf seiner gefährlichen Reise. Er half Tobias bei der Wahl seiner Ehefrau und zeigte ihm, wie er seinen blinden Vater heilen konnte…
    Aus dem Buch Tobit.
    ***
    Der elfjährige Toby Cramer schlief und war trotzdem wach. Nur merkte er es nicht. Noch lag er in seinem Bett. Es stand in einem Zimmer im dritten Stock, direkt unter dem Dach, und es war umgeben von Spielzeug, das besonders auf Jungen zugeschnitten war.
    Da standen die wildesten und furchterregendsten Monster als Plastik-und Gummigeschöpfe neben den heldenhaften Recken, die für das Gute kämpften. In einer Zimmerecke hatte Toby seine ›Garage‹ aufgebaut.
    Die in Reih und Glied stehenden Autos bildeten ein nach vorn hin offenes Viereck. Fahrzeuge der unterschiedlichsten Größe und Typen.
    Alles wurde bewacht von den unter der Decke schwebenden Hubschraubern, die Toby selbst zusammengebastelt hatte. Darauf war er sehr stolz. Er gehörte noch zu den Kindern, die sich mit sich selbst und ihrem Spielzeug beschäftigen konnten und auf Computer oder Gameboys verzichteten. Auch las er viel, und die Bücher hatte er wohlgeordnet in ein helles Regal gestellt.
    Überhaupt gab es innerhalb des Zimmers so gut wie keine Unordnung.
    Nichts lag wie weggeworfen auf dem Boden. Der Schulrucksack stand auf einem Stuhl, über dessen Lehne Toby sorgfältig die Kleidung gehängt hatte.
    Das Zimmer war nicht sehr groß. Verkleinert wurde es noch durch die schrägen Wände nahe der Tür, denn das Dach des dreistöckigen Hauses lag direkt darüber. Die Dachgaube bildete einen Vorbau, in dem sich das Fenster befand. Wegen der starken Wärme stand es offen, denn in dieser Nacht wehte kein Luftzug. Dieses schwüle Wetter wollte einfach nicht weichen, und es lag wie Watte über der Stadt.
    Am Himmel stand der Vollmond. Ein fahlgelbes Auge, sehr deutlich zu erkennen, scharf konturiert, als wäre ein Loch in den dunklen Himmel hineingestanzt worden. Sterne funkelten in der Umgebung des Mondes, aber sie waren nur bei genauem Hinsehen zu erkennen, denn der Erdtrabant zog die Blicke an wie ein Magnet.
    Er schien auch in Tobys Zimmer.
    Noch schlief der Junge, aber er bewegte sich bereits unter seiner dünnen Decke. Sehr langsam drückte er die Hände gegen den Stoff, der sich aufwellte, aber wieder zurücksank, weil Tobys Bewegungen erschlafften. Nur für einen Moment, dann rutschten die Hände und auch die Arme unter der Bettdecke hervor, blieben liegen, als wollten sie sich ausruhen, bevor Toby sie anhob und das obere Ende der Decke fasste, um sie von seinem Körper zu ziehen.
    Auch dies geschah nicht heftig. Alles lief sehr langsam ab, und der Junge erwachte dabei nicht. Er schlief weiter, nur war es kein normaler Schlaf, denn irgendeine Kraft trieb ihn dazu, sich aufzusetzen.
    Die Augen geschlossen, aber nicht fest zusammengekniffen, sah er aus wie jemand, der auf etwas Bestimmtes wartete. Er hatte seinen Kopf dem Fenster zugedreht, das links von ihm lag. Hätte er seine Augen geöffnet, wäre sein Blick haargenau auf den Kreis des Mondes gefallen, der sein Licht in das Zimmer hineinschickte, als wollte er nur für ihn scheinen. Er brachte die Energie für den Motor mit, der in Toby Cramer steckte. Für ihn war das Mondlicht wichtig, ebenso wie für viele andere Menschen, aber Toby hatte ein besonderes Verhältnis zu dem Erdtrabanten und dessen Schein.
    Der volle Kreis lockte ihn. Obwohl Toby schlief, bewegte er sich. Er schlug auch noch den letzten Rest der Decke zur Seite, so dass er durch nichts mehr behindert wurde. Er stützte seine Hände neben dem Körper auf, als wollte er über gewisse Dinge nachdenken, aber den Kopf hielt er so gedreht, dass der Mondschein sein Gesicht streichelte. Toby Cramer schien Energie sammeln zu wollen.
    Er hatte Zeit, viel Zeit. Die Menschen in den unteren Etagen des Hauses schliefen ebenso wie seine Mutter, die einen langen, arbeitsreichen Tag hinter sich hatte.
    Zwar wusste sie von der immer bei Vollmond auftretenden Unruhe ihres Sohnes, oft genug hatte sie schon erlebt dass in diesen Nächten seltsame und auch gefährliche Dinge passierten, aber die alleinerziehende Lilian Cramer war einfach an diesem Abend zu erschöpft gewesen, um noch lange über den Vollmond nachdenken zu können. Sie hatte Toby nur geraten, das Fenster geschlossen zu lassen, doch daran hatte sich der Junge nicht gehalten und es wie unter Zwang geöffnet.
    Toby hatte seine Beine angezogen und schwang sie in dieser Haltung
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