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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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1
    Liebe ist das allgemeine Band, das alle Wesen im Universum an- und ineinander bindet und verwebt.
[Franz von Baader (1765-1841)]
     
    „Er wird uns suchen – und finden, nicht wahr? Das glaubst du doch auch, sei ehrlich?“
    Cara Vronhoffs Stimme zitterte. Sie lagen dicht nebeneinander auf der Matratze am Boden vor dem Kamin, obwohl das Haus mehrere Schlafzimmer besaß.
    „Ich, ich habe eine Scheißangst und könnte mir in die Hose machen, wenn ich nur an den Augenblick denke, in dem er uns finden wird.“
    „ Schssss“, summte Leon an ihr Ohr. Er hatte seinen Arm um ihren Nacken geschlungen, ihr Kopf ruhte auf seinem Oberarm. Leon Kortes fuhr mit der freien Hand über ihren linken Arm bis in die Beuge, strich zärtlich mit den Fingern über die Narben der unzähligen Einstiche. Cara dachte einen Moment daran, wie oft er schon die vielen anderen Wunden ihres Körpers gestreichelt hatte, während der kurzen Zeit, die sie ihn kannte, aber seither war so viel passiert. Zuletzt hatte sich alles überschlagen. Noch immer konnte sie es kaum fassen, dass sie hier in Deutschland neben ihm lag. Weit weg von all dem Grauen. Seit ihrer Flucht aus Indien war erst eine Woche vergangen.
    Leon räusperte sich mehrmals, bevor er sagte:
    „Man weiß nicht, dass ich ursprünglich aus Bonn komme, ich habe es denen gegenüber jedenfalls nie erwähnt, wie sollte man uns dann hier vermuten? Und hier in Röttgen werden sie uns bestimmt nicht finden.“
    Seine Stimme klang fest, dennoch glaubte Cara, Unsicherheit herauszuhören. Sie schloss die Augen und gab sich dem wunderbaren Gefühl hin, genoss, wie seine Finger sachte durch ihre rabenschwarzen Korkenzieherlocken fuhren, die sich bis auf ihre Schultern kringelten und begannen, sanft ihre Kopfhaut zu massieren. Leon lag wie sie auf dem Rücken. Unvermittelt drehte er sich zu ihr, und sein Mittelfinger arbeitete sich von der Stirn abwärts über ihre Stupsnase bis hin zu ihren üppig geschwungenen Lippen. Trotz ihrer schwarzen Haare besaß ihre Haut einen milchigen Teint, der auch in der Sonne kaum dunkelte. Sein Finger reiste weiter über ihren Hals, verharrte eine Sekunde unterhalb ihrer Kehle an der feinen Wölbung der fast zwei Zentimeter langen horizontalen Narbe, fuhr dann weiter hinunter und umkreiste ihre gespannten Brüste. Mit der flachen Hand glitt er zu ihrem Bauch und streichelte ihn vorsichtig mit kreisenden Bewegungen.
    „Spürst du es wieder?“
    Cara lachte leise.
    „Ich glaube, es schläft.“
    Leon küsste sie zärtlich auf den Mund.
    „Ich freue mich auf den Sommer, wenn es zur Welt kommt.“
    Caras Gesicht verschattete sich. Sie dachte an die Zeit in Indien. Zwei Wochen lang hatte Leon unerbittlich auf sie eingeredet, mit ihm zu fliehen. Aus Angst hatte sie lange gezögert. Als sich jedoch ihre Schwangerschaft herausstellte, gab es keine andere Wahl mehr als es zu wagen. Sie hätten das Baby gewollt, sie dazu gezwungen, es ihnen zu überlassen, ohne Rührung und jegliche Gefühle. Und nun waren sie Abtrünnige auf der Flucht. Bei dem Gedanken fing ihr Körper sogleich an zu zucken, kurz darauf stellte sich ein Juckreiz ein, dem sie tapfer widerstand, weil sie wusste, dass er nach einiger Zeit vorübergehen würde. Aber das Jucken veranlasste sie, aufzustehen und umherzulaufen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Leon sich aufsetzte.
    „Was ist mit dir?“ Seine Stimme klang besorgt.
    Cara legte sich wieder schweigend neben ihn. Jedes Mal, wenn ihr bewusst wurde, dass sie auf der Flucht waren, überfiel sie dieses panikartige Gefühl, peitschte sie auf, bis sie glaubte, alles tun zu müssen, um ihr Leben zu beenden.
    „Ich muss sterben, Leon“, flüstere sie daraufhin.
    „ Oh Cara“, stöhnte er, kniete mit gespreizten Beinen über sie, zog ihren Oberkörper hoch an seine Brust und schlang seine Arme um sie.
    „ Cara, hör auf damit. Sie haben dir das mit dem Sterben nur einprogrammiert. Du musst nicht sterben, weil du sie verlassen hast, und wirst es auch nicht. Du musst nichts von dem tun, was sie wollen, was sie dir eingebläut haben.“
    Er wiegte sie in seinen Armen hin und her wie eine Mutter ihr Baby.
    „Mein Engel, denk nicht immer an sie, es ist vorbei.“
    Cara schluchzte auf.
    „Hast du nicht noch ein bisschen Stoff“, flüsterte sie, „nur ein ganz kleines bisschen, so zur Beruhigung?“
    Sie sah ihn aus großen Augen hoffnungsvoll an. Leon schüttelte energisch den Kopf.
    „Du wirst es schaffen, Cara. Du hast es bis hierhin geschafft
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