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Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Titel: Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
Autoren: Rolf Randall
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erfahren genug. Die unheimliche Größe des Gespenstes erschreckt ihn. Er kann sich nicht vorstellen, daß diese grausige Erscheinung von Fleisch und Blut sein kann.
    Aus weit aufgerissenen Augen starrt Watson die Spukgestalt an. Seine Haare sträuben sich nach oben, sein Herz sinkt nach unten in jene Regionen, die man „Hosenboden" nennt. Watson ist kein Feigling, aber vor Gespenstern hat er Respekt. Auch ist in den „Dienstanweisungen für Sheriffsgehilfen" kein einziger Paragraph vorgesehen, der die Verpflichtung auferlegt, gegen Spukerscheinungen amtlich einzuschreiten. Gespenster sind im Gesetzbuch nicht verzeichnet, sie sind keine „juristischen Personen", folglich nicht vorhanden. Ein Gespenst kann man nicht verhaften. Man könnte es wegen nächtlicher Ruhestörung, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder wegen groben Unfugs zur Verantwortung ziehen — dazu gehört jedoch die Festnahme. Die Frage, wie einem Geist — einem fünf Meter großen, vierbeinigen Gespenst — Handschellen anzulegen sind, ist noch nicht

    geklärt. Auch paßt ein solches Monstrum ja in keine Gefängniszelle! Man hat ferner noch niemals gehört, daß es irgendwann gelungen wäre, ein Gespenst einzusperren. Da ist zum Beispiel das Schlüsselloch! Jedes Kind weiß, daß Gespenster sich so dünn wie ein Zwirnsfaden machen und durch Schlüssellöcher flitzen können; fffft! — und weg sind sie.
    Watson beschließt, sich zu vergewissern, ob es sich wahrhaftig um ein Gespenst und nicht nur um einen Lausejungen handelt, der sich auf eine unerfindlich raffinierte Weise mit Bettlaken vermummt hat.
    „He — was soll das?" fragt Watson mit bebender Stimme, der er vergebens einen festen Klang zu verleihen versucht. „Wer — bist du?"
    „Wrrrrraaauuuuu — Brrrrawüüüiiii — Buuuh!" brüllt das Gespenst, so laut und so schrecklich, daß Watson entsetzt einen Luftsprung vollführt und schon das Bein hebt, um die Flucht zu ergreifen -- als etwas sehr Merkwürdiges geschieht! Das Gespenst hat sich mit einem langen Körper, Watson anbrüllend, etwas vorgebeugt — und dabei seinen Kopf verloren, worauf Watson seinen eigenen Kopf behält und nur verwundert auf den ausgehöhlten Kürbis zu seinen Füßen nieder glotzt. Die Wachskerze im Inneren des Kürbiskopfes ist erloschen. Die Augen glühen nicht mehr. In Watson wird ein schrecklicher Verdacht rege. Seine gesträubten Haare legen sich wieder, er schiebt das Kinn kampflustig vor und schreit noch etwas eingeschüchtert, aber mit wachsendem Grimm: „Ha! Ha! Du bist verhaftet!"

    Er macht einen zögernden Schritt auf das Gespenst zu, bleibt aber stehen, als er die hohle Stimme vernimmt.
    „Unseliger", sagt das Gespenst, „weißt du denn überhaupt, wer ich bin?!"
    Die Stimme hört sich schrecklich an — richtig geisterhaft und unwirklich. Kein Wesen aus Fleisch und Blut kann so hohl sprechen, es sei denn, es hielte einen Schalltrichter vor den Mund. Aber das weiß Watson zum Glück nicht.
    „Nein — keine Ahnung", sagt Watson darum, reichlich zaghaft.
    „Da habe ich aber Glück gehabt", schreit das Gespenst vergnügt, jetzt mit ausgesprochen menschlicher Stimme, mit der Stimme eines schabernacklustigen Bengels.
    Ehe Watson begreifen kann, wie ihm geschieht, neigt sich der lange weiße Giraffenhals. Eine harte Stange trifft Watson auf die Schulter — das Gespenst ist auf ihn gefallen? Nein, es ist nur die Holzstange, die den langen Hals des Gespenstes bildete. Watson wird unter den weißen Tüchern begraben, und als er sich endlich, fluchend und schimpfend, von den Tüchern befreit hat, sieht er einen Reiter davon jagen — eine geduckte, dunkle Gestalt auf einem Rappen.
    Watson nimmt sofort die Verfolgung auf, stolpert dabei aber über den Kürbiskopf und schlägt der Länge nach hin. Als er sich wieder aufgerappelt hat, ist der Reiter verschwunden. Dafür vernimmt er aus der Ferne es muß bei dem Hause des Maklers Perkins sein — einen lauten Wutschrei.

    „Eiverflixtnocheinmalundzugenäht!" hört er eine ergrimmte Männerstimme fluchen. „Was soll denn das heißen? Und gerade jetzt, wo ich es eilig habe . . ."
    Das Gespenst ist davon galoppiert, da ist nichts mehr zu machen. Aber der Makler Perkins ist noch da und schreit so laut und unanständig, daß Watson sich beeilt hinzukommen. Der Makler ist zwar kein unbedingt ehrenwerter, aber immerhin recht einflußreicher Mann. Warum und wieso hat er es eilig? Und aus welchem Grunde flucht er? Und über was?
    Watson erreicht
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