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Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange
Autoren: Hubert Haensel
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mit seinen Zweifeln allein lassen wie Gwasamee.
    Sie schien seine Ängste und Befürchtungen zu spüren. Die unverhoffte Berührung ihres Körpers, als sie sich an ihn schmiegte, ließ Mythor erkennen, dass er sich umsonst sorgte. Er wusste, dass er am Ziel seiner Wünsche und Sehnsüchte angelangt war. »Was erwartest du von mir?« fragte er. »Was muss ich tun?«
    Er atmete den berauschenden Duft ihrer Haut, und ihr geschmeidiges Haar, das ihr locker auf die Schultern fiel, umfing ihn, so nahe war er ihr. Auch fühlte er die Verheißung, die sie ausstrahlte.
    »Du willst von mir wissen, was ich erwarte, Myth?«
    Sie nannte ihn Myth, so, wie Taka es immer getan hatte. Der Gedanke an Churkuuhl und die verlorenen Freunde schmerzte, ließ sich aber leicht verdrängen.
    »Fühlst du nicht, was ich ersehne?« fuhr Syrina nach einer Weile fort, die ihm wie eine kleine Ewigkeit erschien.
    Er fühlte es! So deutlich, dass jedes weitere Wort überflüssig, ja störend gewesen wäre. Ihre Lippen fanden sich zu einem innigen Kuss. Mythor spürte den schnellen Schlag ihres Herzens, als er sie an sich drückte.
    »Liebe mich«, hauchte sie. Und sie zog den Krieger an sich. Gemeinsam sanken sie auf die Liegestatt, und er gab sich ganz dem Augenblick hin, ließ sich treiben.
    Er war wie verzaubert, unfähig, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. In seinem Schädel dröhnte und pochte es, um ihn herum versank die Welt in Bedeutungslosigkeit.
    In den Armen der Kometenfee vergaß Mythor alles: die anrückenden Caer; seine Tiere, die auf ihn warteten; sogar die Zeit. Syrina flüsterte ihm Dinge ins Ohr, die noch nie ein Weib zu ihm gesagt hatte.
    Sie liebte ihn von dem Augenblick an, als sie ihn zum erstenmal gesehen hatte. Er glaubte ihren Worten. Sie waren füreinander bestimmt, das erkannte er immer deutlicher. Hier, in diesem Raum, würde er die Erfüllung finden.
    Als sie dann nebeneinanderlagen und ihre Lippen sich von den seinen lösten, wurde ihm dumpf bewusst, dass er eigentlich die Rolle des willigen Opfers spielte. Aber da er nichts zu befürchten hatte, konnte und wollte er sich nicht dagegen wehren. Selbst wenn ihm in diesem Moment jemand nach dem Leben trachtete, würde er den Todesstoß wie gelähmt hinnehmen.
    Sie lächelte ihn an, und für diesen Blick hätte er alles gegeben. Ihre Augen waren wie ein tiefgründiger Bergsee, geheimnisvoll und lauernd zugleich. In ihrem Blick lag eine Kraft, die ihn mit geradezu magischer Gewalt anzog.
    Sie legte ihre Arme um seinen Nacken, umschlang ihn mit sanfter Gewalt und presste ihn immer fester an sich. Mythor ließ es willenlos geschehen. Auch als der Druck auf seinen Brustkorb derart schmerzhaft wurde, dass er kaum noch zu atmen vermochte, wehrte er sich nicht.
    Tief auf dem Grund seiner Seele erkannte er die ihm drohende Gefahr. Aber noch weigerte er sich, sie auch anzuerkennen.
    Laut und störend drang ein Geräusch an sein Ohr. Ein langgezogenes, klagendes Heulen.
    Viel Zeit verging, bis Mythor überhaupt darauf reagierte. Aber dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Der Ruf des Bitterwolfs hallte durch die Gewölbe, drängend, als wolle Hark seinen Herrn warnen.
    »Bleib, Liebster!« flüsterte Syrina neben ihm. Doch Mythor löste sich aus ihrer Umarmung. Schaudernd musste er mit ansehen, wie ihre Augen sich veränderten. Nichts war mehr in ihnen, was von Liebe und Leidenschaft sprach. Sie funkelten jetzt in einer unverhüllten Gier, schienen zu wachsen und verdrängten die sanften Züge aus dem Gesicht.
    Wieder ertönte der Ruf des Bitterwolfs. Drohend diesmal, von einem langen Knurren gefolgt.
    Mythor wollte Syrina endgültig von sich stoßen, aber sie klammerte sich an ihm fest. Ihre Hände, die Arme, ihr Leib, alles verwandelte sich in einen zuckenden Schlangenkörper.
    Es war ein Schock für den Krieger, aus seinen Träumen in die raue Wirklichkeit zurückgeworfen zu werden. Schlagartig zerbrachen seine Illusionen. Um ihn herum herrschte Finsternis.
    Da war kein Prunkgemach mehr und keine Liegestatt mit weichen Fellen. Im Gegenteil, es stank geradezu bestialisch nach verwesendem Unrat. Und unter sich spürte er den Widerstand knorriger Äste.
    In jäh aufwallendem Entsetzen erkannte Mythor, dass er sich nicht bewegen konnte. Selbst seine Arme befanden sich in der tödlichen Umschlingung eines beinahe mannsdicken, geschuppten Körpers.
    Zwei grünlich leuchtende riesige Augen, jedes von der Größe einer Handfläche, starrten ihn an. Der Blick jagte
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