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Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange
Autoren: Hubert Haensel
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Im Widerschein der Flammen er schien das Gesicht der Frau noch hübscher, als es ohnehin schon war.
    »Wir müssen einen Bogen um die Caer machen, um ihren dämonischen Priestern nicht in die Hände zu fallen«, sagte der Mann. »Die Zeit wäre günstig, aber wir können nicht reiten, bevor die anderen eingetroffen sind.«
    »Eigentlich müssten sie die falsche Spur längst gelegt haben. Hoffentlich ist ihm nichts geschehen. Du weißt, ich will nicht, dass er getötet wird.«
    Amüsiertes Lachen antwortete ihr. »Warum sorgst du dich um ihn? Meine Leute werden ihn nicht töten. Doch horch!« Der Mann sprang auf und lauschte in die Dunkelheit. Aber da war nichts mehr. Er glaubte schon, sich getäuscht zu haben, als er es wieder hörte.
    »Reiter kommen. Sie scheinen die Hufe ihrer Pferde umwickelt zu haben.«
    »Sie werden es sein.«
    Tatsächlich erscholl schon kurz darauf aus allernächster Nähe der Ruf eines Käuzchens. Der Mann antwortete auf dieselbe Weise.
    Sechs Reiter kamen. Einer von ihnen war noch ein Kind.
    »Gomhel, wir haben lange auf euch warten müssen.«
    »Hier, Samed, nimm mein Pferd!« Der Angesprochene warf dem Jungen die Zügel zu und sprang aus dem Sattel. »Es ist viel geschehen, was wir nicht erwartet hatten. Unser Freund geriet in das Nest der Nadelschlange.«
    »Ihr Götter!« rief die Frau erschrocken aus.
    Aber Gomhel winkte ab. »Mythor hat sich wacker geschlagen, wie uns Samed zu berichten wusste. Allerdings«, er brach in schallendes Gelächter aus, »wird er seine Tiere nun verlieren. Wir haben ihn einer Jagdgesellschaft der Ugalier in die Arme getrieben. Die Jäger, die wir trafen, wissen die außergewöhnliche Beute wohl zu schätzen.«
    »Was ist geschehen, seit wir uns an der Hütte des Fallenstellers trennten?« fragte die Frau.
    »Wir hatten Glück, dass Mythor nicht euch gefolgt ist, sondern unserer Fährte«, warf Samed ein. »Er sagte mir, dass seine Tiere ihn nach Westen drängen wollten. Da Sophel in den Bann der Nadelschlange geriet, kam er uns jedoch sehr nahe. Deshalb blieb ich zurück, um sein Mitleid zu erregen und ihn aufzuhalten. Niemand konnte vorhersehen, dass die Bestie ein zweites Mal zuschlagen würde. Ich habe Mythor dann von Nottr und Sadagar erzählt.«
    »Aber warum.?« platzte Luxon heraus.
    Der Junge grinste. »Selbstverständlich sagte ich ihm nur das, was ich von Kalathee erfuhr. Er weiß nicht, dass ein Rauschmittel ihnen zu tiefem Schlaf verholfen hat.«
    Die Stimme der Frau klang noch immer besorgt: »Ich hoffe, dass Mythor nichts zustößt.«
    Luxon lachte erneut. »Keine Angst, Kalathee«, sagte er. »Wenn dieser angebliche Sohn des Kometen wirklich die Qualitäten besitzt, die du ihm andichtest, wird er sich zu behaupten wissen.«
    Sie schmiegte sich noch enger an ihn.
    »Ich gehöre dir, Luxon«, flüsterte sie. »Habe ich dir nicht meine Gefühle bewiesen?«
    »Wahrhaft, das hast du.« Ihre Lippen fanden sich zu einem leidenschaftlichen Kuss .
    »Wir können Geschehenes nicht mehr ändern«, sagte Luxon, als er sich nach einer Weile aus Kalathees Umarmung löste. »Aber beim nächsten Mal wird dieser Mythor mir nicht wieder zuvorkommen.«
    Aus seinen Worten sprach die Gewissheit eines Mannes, der lange Zeit darauf gewartet hatte, sein Ziel zu erreichen, und der nun unmittelbar davorstand.









 
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