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Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange
Autoren: Hubert Haensel
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wuchsen.
    Dort, wo der See zwischen den Bäumen des Waldes verschwand, wurde eine Bewegung erkennbar. Die länger werdenden Schatten des sich neigenden Tages schienen zu gespenstischem Leben zu erwachen. Zu einem Leben, das stampfend und schnaubend durch dichtes Gehölz brach.
    Aber Mythor sah noch etwas anderes. Ein Reiter suchte verzweifelt sein Heil in der Flucht. Sein Pferd lahmte. Er schleuderte einen Speer auf das angreifende Wildschwein, dessen Hauer geschwungen waren wie die Stoßzähne eines Mammuts und das gut und gerne die Größe eines ausgewachsenen Ochsen haben mochte. Doch die Waffe prallte wirkungslos von dessen Schädel ab.
    Die mächtigen Hauer stießen zu, wirbelten Pferd und Reiter in die Höhe. Der Mann kam unter seinem Tier zu liegen.
    Hark sprang auf den Keiler zu, als dieser sich gerade herumwarf und erneut das verletzte Pferd angriff. Jetzt erst wurde erkennbar, dass dessen Reiter sich verzweifelt bemühte, auf die Beine zu kommen.
    Mythor schwang sich auf den Rücken seines Einhorns, obwohl er wusste, dass er zu spät kommen würde. Noch mehrere hundert Schritt trennten ihn von dem Mann. Er stieß einen schrillen Schrei aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Tatsächlich stoppte das Wildschwein seinen Lauf und warf sich herum. Und es griff ihn an.
    Im allerletzten Moment wich Pandor den zustoßenden Hauern aus. Der Boden erbebte unter dem Stampfen des Angreifers.
    Mythors kraftvoll geführter Schwertstreich glitt an der Nackenpanzerung des Tieres ab. Die Wucht des Schlages ließ ihn halb von Pandors Rücken herabgleiten. Aber er erkannte auch, dass er so nichts gegen den Keiler ausrichten konnte. Auf freiem Feld war das Untier ihm überlegen.
    Er trieb das Einhorn auf den Wald zu, dann sprang er ab. »Verschwinde!« raunte er und gab ihm einen kräftigen Klaps auf das Hinterteil. Pandor trabte daraufhin tiefer zwischen die Bäume.
    Schon war der Keiler wieder heran. Mythor führte einen Hieb gegen dessen vorderen Lauf. Abermals glitt Alton ab. Er selbst erhielt einen derart heftigen Schlag in die Seite, dass er stürzte.
    Zum Glück war er schneller wieder auf den Beinen, als der Mammuteber sich herumwerfen konnte. Dessen riesige Augen funkelten ihn tückisch an. Das Tier grunzte laut.
    Nun war Mythor auf der Hut. Breitbeinig blieb er stehen, das Schwert nach unten haltend. Auch jetzt warf er sich erst im letzten Augenblick zur Seite, als die Hauer ihn schon aufzuspießen drohten.
    Seine Klinge zuckte hoch und bohrte sich in die Flanke des Angreifers. Sie riss eine tiefe Wunde in die Schwarte. Aber das Tier schien sie kaum zu spüren. Erneut griff der Keiler mit einer Wildheit an, die Mythor schier verzweifeln ließ, riss Büsche aus und entwurzelte kleinere Bäume. Seine Hauer waren gefährlicher als jede von Menschenhand geschmiedete Waffe.
    Der junge Krieger musste zurückweichen. Stinkender Atem schlug ihm entgegen. Dichter werdendes Unterholz versperrte ihm den Weg. Der Keiler senkte den Schädel mit den mächtigen Hauern.
    Da schnellte Hark heran. Der Bitterwolf landete auf dem Rücken des Tieres, seine Reißzähne schlugen sich in die dicke Schwarte. Doch die Bestie stampfte unbeirrt weiter.
    Mythor musste sich förmlich dazu zwingen, ruhig zu bleiben. Diesmal hob er Alton nicht zum Schlag, sondern benutzte das Gläserne Schwert als Stichwaffe.
    Er stieß zu, als die Stoßzähne nur einen Schritt vor ihm das Erdreich aufwühlten. Die Spitze Altons drang dem Mammutkeiler zwischen die Augen, schien für die Dauer eines bangen Herzschlags auf Widerstand zu stoßen, drang dann aber eine halbe Elle tief ein.
    Das Tier öffnete seinen Rachen zu einem schaurigen Schrei. Es knickte ein, stürzte. Der mächtige Schädel fuhr auf Mythor zu, der sein Schwert loslassen musste, um nicht zermalmt zu werden. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er zu Boden geschleudert wurde. Er schlug hart auf, ließ aber instinktiv die Arme vorschnellen und bekam einen der Hauer zu fassen. Während der Keiler endgültig zusammenbrach, zog er sich mühsam hoch.
    Mit einem Ruck riss er Alton aus der tödlichen Wunde. Jetzt erst sah er die vielen Speer- und Pfeilspitzen, die zum Teil aus dem Körper des Tieres herausragten. Sie alle hatten die dicke Speckschwarte nicht durchdringen können.
    Der Kämpfer der Lichtwelt wandte sich ab. Er eilte zu dem Reiter hin, dem der Angriff des Mammutkeilers gegolten hatte. Der Mann mochte einer der Jäger sein, und vielleicht bot sich hier die Gelegenheit, Pandor vor den
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