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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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erkundigte sich der Weißgekleidete. »Und Adresse.«
    Erst beim zweiten Versuch brachte Chaz einen Ton hervor.
    »Charles Roumi Sant, Wisconsin Dells, Upper Dells 4J537, Bayfors Kondominium 131, Apartment 1909«, antwortete er heiser.
    Der Angestellte des Rettungsdiensts schrieb auf seinen Block. »Gut.« Er nickte. »Waren Sie in Begleitung?«
    Chaz schüttelte den Kopf.
    »Sehen Sie hier jemanden, beziehungsweise erkennen Sie irgend jemanden, der in Ihrer Nähe im Waggon war?«
    Chaz' Herz klopfte heftig. Er zögerte und umkrampfte den Stein. Eine negative Antwort war gefährlich, falls die Geretteten später noch überprüft wurden.
    »Ich glaube, die Frau dort!« Er deutete auf die Frau, die er mit sich in den Tunnel geschmuggelt hatte.
    Später sah Chaz, daß der Weißgekleidete mit ihr sprach und sie auf ihn wies. Dann schien sie ihn etwas zu fragen, woraufhin der Angestellte seinen Block konsultierte und etwas erwiderte, ehe er sich an den nächsten Geretteten wandte.
    Chaz ließ sich in seinen Sitz zurückfallen. Offenbar war sie so klug gewesen, ihn als einen Mitpassagier im ersten Waggon anzugeben und hatte damit auch seine Aussage bestätigt. Mit ein bißchen Glück – er rieb mit den Fingern über den kantigen Stein – würde es keine weitere Überprüfung geben und ihr und sein Name unter jenen der Fahrgäste des ersten Waggons abgelegt werden. Es würde auch nie festgestellt werden können, daß sich zwei Menschen zuviel dort aufgehalten hatten, denn es hatte mehrere Tote gegeben, die üblicherweise zurückgelassen wurden. Da man normalerweise nur die Überlebenden zählte, sollte es also keine Schwierigkeiten geben. Die Frau würde es nicht wagen, darüber zu reden, und die beiden Überwältigten hatten weder sein noch das Gesicht der Frau gesehen.
    Er lauschte dem Dröhnen der Hubschraubermotoren und war plötzlich eingeschlafen. Er erwachte mit einem Ruck, als die Passagiere auf dem Flughafen von Wisconsin Dells ausstiegen. Hastig schloß er sich ihnen an. Robotwagen waren für die Geretteten bereitgestellt. Er programmierte seinen für das Bayfors Kondominium, wo er fünf Minuten später bereits ankam.
    Er hatte gehofft, unbemerkt in sein Apartment auf dem neunzehnten Stock zu kommen, aber Mrs. Alma Doxeil, die gewöhnlich Mieterversammlungen und -partys organisierte, entdeckte ihn, als er gerade in den Fahrstuhl stieg. »Mr. Sant!« rief sie. »Wir hörten von dem Unfall. Waren Sie ...«
    Chaz nickte und winkte ihr zu, dankbar, daß der Fahrstuhl sich in diesem Augenblick in Bewegung setzte. Niemand befand sich auf dem Gang zu seinem Apartment. Er drückte den Daumen auf das Schloß. Es erkannte seinen Abdruck als berechtigt an, und die Tür öffnete sich. Erst als sie sich hinter ihm schloß, bemerkte er, daß er nicht allein war. Ein Mädchen in einem grünen Tweedcoverall kauerte im Lotossitz vor dem roten Kristall in der Meditationsecke. Als sie ihn hörte, drehte sie sich zu ihm um. Ihre Züge wirkten angespannt, und ihre Augen waren gerötet.
    Erst nach kurzem Überlegen erkannte er sie wieder. Sie wohnte auf der sechzehnten Etage. Er hatte sie vor ein paar Monaten auf einer von Mrs. Doxeils arrangierten Mieterpartys kennengelernt. Es war ein langer Abend geworden, an dessen Einzelheiten er sich nicht mehr zu erinnern vermochte.
    Er starrte sie verwirrt an. Wie war es ihr gelungen, in sein verschlossenes Apartment zu gelangen? Endlich dämmerte es ihm. »Hab ich an – an jenem Abend dem Schloß Ihren Abdruck programmiert?« erkundigte er sich verlegen.
    Sie erhob sich. Sie war hochgewachsen, hatte graue Augen, langes braunes Haar und ein feingeschnittenes, sanftmütiges Gesicht. Man konnte sie weder als ausgesprochen schön, noch hübsch bezeichnen, aber sie war auf nicht näher erklärbare Weise ungewöhnlich attraktiv.
    »Stimmt«, erwiderte sie. »Sie haben sich ja geweigert, sonst in Ihr Apartment zurückzukehren. Ich ließ es nur zu, damit Sie sich endlich niederlegen würden.«
    »Sie sind nicht ...«, er stockte, »nicht geblieben?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Bestimmt fragen Sie sich, was ich hier suche. Bitte glauben Sie mir, ich war seit jener Nacht nicht mehr hier.«
    Er schwieg und blickte sie nur an.
    »Die Meldung über den Unfall kam über den Fernsehwürfel. Viele wissen, daß das der Zug ist, den Sie nehmen. Ich dachte, es würde vielleicht helfen, wenn ich hier in Ihrer Ecke für Sie meditierte.« Sie warf die Haare über die Schultern zurück. »Das ist
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