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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ob er allerdings Waka darüber informieren würde ...
    Plötzlich schien die Welt unter ihm wegzukippen. Der Zug, die einzelnen Waggons, die Mitpassagiere, alles flog durch die Luft. Ein kaum erträglicher Druck raubte ihm gleichzeitig den Atem und die Besinnung.
    Als er wieder erwachte, stellte er fest, daß er unter etwas Dunklem auf spitzen Schottersteinen lag, die sich schmerzhaft in seinen Rücken bohrten. Kalte Luft, getränkt mit den fremden Gerüchen des Draußens, strich über sein Gesicht. Zu seiner Rechten sah er einen unregelmäßigen Lichtschein. Schwach vernehmbare Rufe kamen von dort. Auch um ihn herum hörte er Laute verschiedener Art. Schmerzensschreie, Stöhnen, Keuchen und ein paar verständliche Worte.
    »Sie lassen uns nie wieder in die Dells«, jammerte eine ihm bekannte Frauenstimme. »Nie wieder!« Die verbitterte Vierzigjährige saß mit überkreuzten Beinen wie vor einem Altar links von ihm.
    Er wandte den Blick von ihr und sah sich um. Der dunkle Schatten über ihnen war ihr Waggon. Er war gekippt, aufgebrochen, und hatte einen Teil der Fahrgäste ausgespien. Chaz kletterte darunter hervor und befreite sich aus den zerrissenen Gurten, die noch um seinen Oberkörper baumelten. Der Stein unter seiner linken Hand fühlte sich kühl an. Er hob ihn auf und drückte ihn gegen seine heiße Stirn.
    Die wenn auch unbedeutende Erleichterung brachte ihn ganz in die Wirklichkeit zurück. Er war draußen, und es war Nacht. Der Saboteur, oder vielleicht auch ein anderer, hatte tatsächlich Bomben oder eine andere Art Sprengstoff gelegt. Aber was das Zugunglück verursacht hatte, war nicht so wichtig. Von Bedeutung war nur, daß der Waggon, in dem Chaz sich befunden hatte, aufgerissen war.
    Er befand sich im Draußen!
    Er war der Seuche ausgesetzt und potentiell infiziert. Nach dem Gesetz durften weder er noch die anderen Passagiere dieses Wagens jemals wieder in die sterilen Gebiete zurück.
    Doch er würde zurückkommen!
    Er weigerte sich, das Geschehene als etwas Nichtwiedergutzumachendes anzuerkennen. Er war für die Arbeit an der Pritchermasse bestimmt und nicht dazu, ziellos durch eine verödete Welt zu wandern, bis er des Hungers starb oder an den fedrigen weißen Gewächsen erstickte, die sich seine Lunge als Treibhaus aussuchen würden. Nein, in diesem einen – seinem eigenen – Fall, durfte das Unausbleibliche nicht geschehen.
    Er nahm den Stein von seiner Stirn. Doch gerade, als er ihn von sich werfen wollte, schien etwas seine Hand zurückzuhalten. Er betrachtete den Stein im flackernden Licht, das vom brennenden Lokomotiventeil des ebenfalls auf der Seite liegenden ersten Waggons drang.
    Ein Katalysator!
    Das war seine Chance – wenn er sie zu ergreifen wagte. Ein Heisenbergscher Katalysator war angeblich gewöhnlich nichts weiter als ein Stein oder ein Holzstück, die sich in nichts von ähnlichen ihrer Art unterschieden. Illegal waren sie nur, weil sie von unsterilen Gegenden wie dieser stammten. Aber die unsterilen Katalysatoren waren, wie man hörte, die einzigen tatsächlich wirksamen.
    War es seine besondere Fähigkeit, die ihm sagte, daß gerade dieser Stein der Katalysator für ihn war, der ihm helfen würde diese Fähigkeiten zu beweisen?
    Fest umklammerten ihn seine Finger. Er schloß die Augen vor dem Schein der gut fünfzehn Meter entfernten Flammen und zwang sein Bewußtsein, eine Auswahl zukünftiger Entscheidungen zu treffen.
    Kettenwahrnehmung – eine miteinander verbundene Serie der bestmöglichen Auswahl aus den unmittelbar zur Verfügung stehenden Alternativen, die zu dem gewünschten Ziel oder Resultat führte. Sein gegenwärtig ersehntes Ziel oder Resultat war lediglich, in den versiegelten Teil des Zuges zu gelangen, ohne daß jemand festzustellen vermochte, daß er, wenn auch nur kurz, dem verseuchten Draußen ausgesetzt gewesen war. Er hielt den Stein ganz fest und suchte in seinem Gehirn nach dem nächsten Schritt, der sich richtig fühlte.
    Er starrte auf das Feuer. Ein schwerer Rettungshubschrauber war bereits in der Nähe des umgekippten Waggons gelandet. Gestalten in unförmigen Sterilanzügen setzten riesige rohrähnliche Teile zu einem sterilen Rettungstunnel zusammen, der den Hubschrauber luftdicht mit der Dachschleuse des ersten Wagens – der einzigen jetzt zugängigen – verbinden würde. Jeweils zwei Mann trugen eines der Rohrteile zwischen sich. Während Chaz sie beobachtete, landete ein zweiter Hubschrauber neben dem dritten Waggon, und sofort wurde
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