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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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auch dort ein Rettungstunnel zusammengefügt. Nur der mittlere Wagen war aufgebrochen und seine Passagiere dem unsterilen Draußen ausgesetzt und dadurch zum Sterben verdammt.
    Chaz spürte die scharfen Kanten des Steins in seine Handfläche schneiden. Festhalten, befahl er sich. Es muß funktionieren. Es muß! Seine linke Hand streckte sich aus und seine Finger streiften gegen etwas Weiches, Warmes, das sich irgendwie beruhigend anfühlte. Es war ein Ärmel der Frau, die in den Gurten neben ihm gestanden hatte.
    Er erinnerte sich mit einem Schauder, wie sie sich gerade vor dem gefürchtet hatte, was ihnen nun tatsächlich zugestoßen war. Natürlich hatte sie übertrieben. Es würde höchstwahrscheinlich mehrere Tage dauern, ehe sie oder überhaupt einer, der dem Draußen ausgesetzt war, die Seuchensporen einatmete. Aber sie würde vermutlich nicht einmal versuchen, das bißchen Leben, das ihr blieb, zu nutzen. Menschen wie sie würden untätig auf den Tod warten.
    Wieder empfand er das aus Abscheu und Mitleid gemischte Gefühl, doch diesmal überwog das Mitleid. Er konnte sie nicht einfach hier sterben lassen. Wenn der Katalysator und seine Kettenwahrnehmungsfähigkeit ihn sicher in eine sterile Umgebung zurückzubringen vermochten, ohne daß jemand auch nur Verdacht schöpfte, er sei dem Draußen ausgesetzt gewesen, dann brächte er dasselbe auch für sie fertig.
    Sofort spürte er die Richtigkeit dieser Folgerung innerhalb der Kettenwahrnehmung. Aus irgendeinem Grund war zwei eine gute Zahl. Er beugte sich zu der Frau herab und zupfte an ihrem Ärmel.
    Ihr Gemurmel erstarb. Einen Augenblick geschah nichts. Dann, als er sich wieder aufrichtete und an ihrem Ärmel zog, stand sie wie in Trance auf.
    Reglos beobachtete Chaz die Gestalten in den Sterilanzügen, die sich von den Flammen des ersten Wagens abhoben. Jeweils zwei trugen Tunnelteile zwischen sich. Er drehte sich um und blickte auf ähnliche Gestalten, die gerade den Hubschrauber beim letzten Waggon verließen. Auch sie schleppten je zwei ein Tunnelteil.
    Zwei – das war es! Darum hatte seine Kettenwahrnehmungsserie damit begonnen, daß er die Frau in seine Rettung einbezog. Er brauchte jemanden, der ihm helfen konnte.
    Das Gefühl, das absolut Richtige zu tun, wurde stärker in ihm. Er spürte die Alternative, die sie beide in die Sicherheit zurückbringen würden. Die einzig richtigen hoben sich ganz deutlich vor seinem inneren Auge hervor und würden ihn zu dem gewünschten Ziel führen.
    »Kommen Sie«, wandte er sich an die Frau und zog sie hinter sich her. Sie folgte ihm wie ein gehorsames Kind.

 
2.
     
    Er führte sie auf die Flammen und den ersten Wagen zu. Er hätte es vorgezogen, sich dem letzten zuzuwenden, wo die Dunkelheit sie schützen könnte, aber seine Wahrnehmungsfähigkeit wußte es offenbar besser. Sie sagte ihm, daß der erste und nicht der letzte Wagen der richtige war.
    Noch außerhalb des Flammenscheins kamen sie in die Nähe eines Paares, das soeben dem Rettungstunnel ein neues Teil anfügte. Zu diesem also hatte sein Gefühl ihn führen wollen. Das Paar davor hatte bereits die Arbeit beendet und kehrte gerade zum Hubschrauber zurück.
    Chaz ließ die Frau los und schlich sich von hinten an die beiden Gestalten heran. Einen kurzen Augenblick zögerte er. Auch diese beiden waren Menschen und noch dazu mit einer Rettungsmission beauftragt. Aber dann entsann er sich, daß sie es als ihre Pflicht betrachten würden, ihn sofort zu erschießen, sobald sie erkannten, daß er dem Draußen ausgesetzt gewesen war. Es fiel ihm schwer, wie ein Geächteter zu denken und zu handeln. Aber er war nun eben nicht weniger ein Geächteter als der Saboteur, der das Zugunglück verursacht hatte.
    Zweimal hob er den Stein und schlug zu. Sein Magen drehte sich um, als er sah, wie die beiden zusammenbrachen. Er zog sie nacheinander vom Tunnel in die Finsternis, wo die Frau stand.
    Endlich schien sie sich vom Schock zu erholen. »Wa-as ist?« stammelte sie. »Wie ...«
    Chaz beugte sich über eine der schlaffen Gestalten und zerrte ihr den Schutzanzug herunter.
    »Schnell, nehmen Sie sich den anderen vor!« befahl er der Frau. Sie zögerte. »Beeilen Sie sich!« drängte er. »Sie wollen doch in die Dells zurück, oder nicht?«
    Das half. Chaz hörte, wie sie den Verschluß öffnete. Nur gut, daß diese Schutzanzüge sich allen Größen anpaßten. Der, in den er schlüpfte, dehnte sich aus. Der andere, in den die Frau stieg, zog sich zusammen, wie er
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