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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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alles.«
    »Ich verstehe«, murmelte Chaz. Gedankenlos holte er den Stein aus der Coveralltasche und legte ihn neben den Behälter mit dem Kristall. Erst als er sich wieder ihr zuwandte, wurde ihm klar, was er getan hatte.
    »Ich brachte ihn ...«, begann er. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich finde es trotzdem merkwürdig. Daß Sie hier sind, meine ich«, er musterte ihr Gesicht, ihre Augen, »und meditieren.«
    »Nicht auch, daß Sie einer von den Glücklichen sind«, unterbrach sie ihn, »die das Unglück im versiegelten Waggon überlebten? Glauben Sie denn nicht an die Hilfe durch Meditation?«
    »Das ist es nicht«, erwiderte er zögernd. »Ich versuche den Zusammenhang, die Kettenverbindung zu sehen.«
    »Oh?« Sie klang gleichzeitig erleichtert und ein wenig verärgert, ohne daß er sich den Grund dafür vorstellen konnte. »Stimmt, Sie beschäftigen sich ja mit der Heisenbergschen Wahrnehmungstheorie. Die Fähigkeit, die es Ihnen ermöglichen soll, sich für die Arbeit an der Pritchermasse zu qualifizieren, und die Sie zum Trinken treibt.«
    »Sie treibt mich nicht zum Trinken«, erwiderte er heftig. »Wenn ich an jenem Abend getrunken habe, dann nur, weil ich den Test ...«
    Er unterbrach sich, weil der Summer Besuch meldete. »Entschuldigen Sie.« Er drehte sich um und öffnete die Tür.
    Die Frau aus dem Zug stand vor ihm. Wie erstarrt blickte er sie an.
    Sie lächelte undefinierbar. »Wir sollten uns unterhalten«, sagte sie. »Wissen Sie, ich sah Sie mit dem Stein. Und Sie haben ihn doch noch, nicht wahr?« Sie schritt an ihm vorbei durch die Tür.
    »Ach, dort ist er ja in Ihrer Meditationsecke. Sie und ich, wir haben vieles gemeinsam ...« Sie verstummte abrupt, als sie das Mädchen entdeckte.
    Hastig schloß Chaz die Tür hinter ihr und wirbelte zu ihr herum. »Sind Sie verrückt?« schnaubte er. »Wir dürfen nicht zusammen gesehen werden. Verstehen Sie das denn nicht?«
    Immer noch das Mädchen anstarrend, murmelte sie. »Ich verstehe nur, daß Sie einen unsterilen Gegenstand mitgenommen haben. Ich ließ mir Ihren Namen von dem Angestellten im Hubschrauber geben. Aber Sie wissen nichts über mich. Ich dagegen kann Sie jederzeit melden.«
    »Dadurch würden Sie sich nur selbst in Teufels Küche reiten.«
    »Ich habe nichts Unsteriles von draußen mitgebracht«, erwiderte sie. »Außerdem würde ein anonymer Anruf genügen. Selbst wenn Sie sich des Steins sofort entledigten, könnte die Polizei noch Spuren davon hier feststellen.«
    »Oh?« knurrte Chaz grimmig. »Vielleicht auch nicht. Was ist überhaupt in Sie gefahren? Ich habe immerhin Ihr Leben gerettet – genügt Ihnen das nicht?«
    »Nein.« Nun blickte sie ihn an. »Mein Leben war nie viel wert. Und wer weiß, vielleicht trage ich die Seuche bereits in mir.«
    »Sie sind ja verrückt!« stieß er abfällig aus. »Wir waren der unsterilen Luft nur wenige Minuten ausgesetzt. Die Gefahr, daß wir infiziert wurden, ist eins zu einer Million.«
    »Das genügt«, murmelte sie. »Darum lassen sie auch keinen mehr herein, der auch nur Sekunden ungeschützt war. Mit meinem Glück habe ich die Sporen schon in mir. Und Sie höchstwahrscheinlich auch.« Erneut betrachtete sie das Mädchen. »Ich nehme an, Sie haben sie ebenfalls schon angesteckt.«
    »Ganz sicher nicht! Was wollen Sie überhaupt?« explodierte er.
    Ihre Augen wanderten zu ihm zurück. »Mein Mann starb, als wir beide zweiundzwanzig waren. Er ließ mich mit Zwillingen und einem Neugeborenen zurück. Drei Kinder! Wenn zehn Frauen auf sieben Männer kommen, wer will da schon eine Witwe mit drei Kindern? Ich konnte mich nicht einmal für einen Job qualifizieren. Ich mußte zu Hause bleiben und meine Familie mit dem staatlich zugesicherten Existenzminimum durchbringen. Nun sind meine Kinder schon fast erwachsen und scheren sich nichts mehr um mich. Wenn ich schon in ein paar Wochen an der Seuche verrecken muß, möchte ich wenigstens vorher noch ein bißchen etwas vom Leben haben.«
    Nun starrte sie ihn durchdringend an. »Sie haben eine Stellung und noch zusätzliches Einkommen. Ich werde aus Ihnen herausholen, was ich nur kann.« Ein letztes Mal blickte sie auf das Mädchen. »Ich hatte die Absicht, eine Partnerschaft vorzuschlagen, aber ich sehe nun, daß daraus nichts würde.«
    Sie drehte sich um und ging zur Tür. »Ich rufe Sie an. Und es ist besser, Sie erwidern meinen Anruf, falls ich Sie nicht zu Hause antreffe. Ich habe nichts zu verlieren.« Sie schloß die Tür hinter sich.
    Aus
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