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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman
Autoren: Rebecca Hohlbein
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Verirrungen der Verschwörungstheoretiker im Untergrund mit Freuden aufgegriffen und gezielt gelogen und andere in ihrem Irrglauben bekräftigt und sogar fürs Lügen bezahlt, um dein Volk gegen dich aufzubringen und dich zu stürzen, Loro. Ich habe gelogen, um dich bis ans Ende deiner Tage für das zu quälen, was du meiner Mutter angetan hast, und ich habe gelogen, um an mein rechtmäßiges Erbe zu gelangen, das Lijm und Jama hieß. Aber Lijm und Jama sind nicht mehr. Cypria ist nicht mehr. Und deine Tage sind gezählt.«
    Zwei Zeigefinger drückten zeitgleich zwei Auslöser unterschiedlicher Bauart durch, und Chita schrie auf, als die winzige Eisenkugel aus dem Kugelpuffer in die mächtige Stichflamme schnellte, die aus dem Flammenwerfer schoss.
    Doch im selben Sekundenbruchteil jagte ein drittes, ganz und gar unerwartetes Geschoss über die Lichtung und traf Kratt am Hinterkopf. Es war eine Kokosnuss, die ihn umjätete wie eine Sichel einen trockenen Halm, und so schlug er der Länge nach ins kniehohe Gras, sodass die Flammen über seinen Rücken hinwegfauchten und lediglich sein Haar ansengten.
    Die Kugel verfehlte ihr Ziel, schnellte an Rah Loro vorüber und bohrte sich tief in den ausgefransten Stamm eines mächtigen Baumes. Und eine zweite Kokosnuss sauste durch den Hain und traf den ehemaligen Herrscher über zwei Inselstaaten hart an der Schulter. Der Flammenwerfer entglitt seinen Händen und segelte zu seinen Füßen hinab, während er mit einem Schmerzensschrei in die Knie ging. Mikkoka tat einen großen Sprung nach vorne und riss das gemeingefährliche Gerät an sich, während Cocha Kratts kraftlosen Fingern den Kugelpuffer entwendete, mit dem er die beiden Kontrahenten sodann entschlossenen Blickes zur Reglosigkeit verdammte.
    Chita war die Erste, die den Kokosnussschützen in einer Palme erspähte.
    »Froh!«, stieß sie überrascht aus, und der Eingeborene schwang sich geschickt auf die Lichtung herab und hob die Hülsenfrucht, die Kratt vorerst außer Gefecht gesetzt hatte, vom Boden auf. Die Wucht des Aufschlags war so hart gewesen, dass sie leicht gesplittert war. Dennoch richtete sich Kratt auf Hände und Knie auf, verharrte aber in ebendieser Position, als er Cocha mit dem Kugelpuffer erblickte.
    »Da ist kein Baby drin«, erklärte Froh nach einem prüfenden Blick in das Innere der Nuss und bedachte Chita mit einem traurigen Lächeln. »Aber …«
    »Froh!«, wiederholte Chita und erstickte den Rest seines Satzes, indem sie ihn mit aller Kraft an ihre Brust drückte. »Danke, Froh! Bei Sirrah, ich bin so stolz auf dich! Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen.«
    Froh wand sich mit sanfter Gewalt aus ihrer Umarmung. »Nun, wenn das so ist«, erklärte er, »dann bring mich doch bitte nach Hause. Kannst du das?«
    »Können wir das?«, wandte sich Chita in ihrer Sprache an Cocha, der antwortete, ohne sich von den beiden Männern abzuwenden. »Können wir ihn nach Makatekien bringen? Meinst du, wir können es von hier aus schaffen?«
    »Wenn wir uns auf einen anderen Namen als Küstenaffenland einigen können und ein Schiff stehlen: bestimmt«, antwortete er. »Und ehrlich gesagt wäre ich überall lieber als hier.«
    Sora nickte, und auch Mikkoka stimmte zu.
    »Lasst uns Golondrin holen und von hier verschwinden«, sagte sie nickend. »Was diese beiden hier anbelangt«, fügte sie mit einem angewiderten Nicken in Richtung der beiden nunmehr unbewaffnet und sehr benommen im Gras stöhnenden Kontrahenten, die Vater und Sohn waren, hinzu. »Sie regeln das schon irgendwie unter sich. Aber ohne schweres Gerät. Faust gegen Faust, Mann gegen Mann. Und Monster gegen Monster.«
    Chitas Blick folgte ihrem. »Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll«, flüsterte sie kopfschüttelnd. »Ich weiß nicht, für wen ich mich mehr schämen muss, Mikkoka.«
    »Am besten für dich«, schlug die Akkabäerin vor, brachte Chita aber mit einer ungewohnt besänftigenden Geste zum Verstummen, ehe diese zu einer Konter ansetzte. »Lassen wir den Quatsch, Chita. Wenn wir uns bislang miteinander arrangieren konnten, schaffen wir es jetzt erst recht. Aber nimm einen guten Rat unter Niemals-Freundinnen an«, fügte sie streng hinzu, ehe sie den Flammenwerfer lässig auf ihrer Schulter drapierte und allen anderen voran von der Lichtung stampfte. »Geh gut mit unserem nicht mehr dicken Cocha um. Wundersamerweise liebt er dich nämlich wirklich.«

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    W as glaubst du, was diese schrecklichen Männer
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