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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman
Autoren: Rebecca Hohlbein
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Kammer sie bremste. »Du willst uns töten, Kapitän? Aber warum? Was haben wir getan? Und welchen Sinn hat es, Menschen zu retten, um sie dann in ein Massengrab zu werfen? Warum, Barrum? Was soll das alles?«
    »Cypria existiert nicht mehr, Jamachita«, erklärte Barrum und war erleichtert, dass es endlich gesagt war. »Die Welle hat den Kontinent geschluckt und nicht wieder hergegeben. Unsere Inselstaaten sind nicht mehr da. Da sind nur noch das Meer und ein paar Archipele, wo unsere höchsten Berge waren.«
    »Das ist … unmöglich!«, flüsterte Chita entsetzt.
    »Und dennoch ist es wahr. So wahr wie Walla«, behauptete Barrum und nickte zum Bullauge hin. »Wenn du mir nicht glaubst, schau doch einfach aus dem Fenster.«
    Zögerlich kam Chita seiner Aufforderung nach, und wieder weiteten sich ihre hellblauen Augen so sehr, dass sie aus den Höhlen zu kullern drohten. Aber dieses Mal nicht vor Furcht, denn unweit des Schiffs zeichnete sich tatsächlich Land vor ihnen ab. Grünes, fruchtbares Land, vor dem bereits Dutzende weiterer Manis lagen.
    »Du hast dir nur einen Scherz erlaubt«, schlussfolgerte sie vorwurfsvoll, als sich die erste Überraschung legte. »Allerdings einen sehr bösen. Ich weiß nicht, wohin du uns gebracht hast, aber das sieht aus wie eine der kleineren Inseln vor Akkaba. Richtig?«
    »Was siehst du da draußen?«, erkundigte sich Froh, der die ganze Zeit nur kantige Laute vernahm.
    »Es ist Walla«, beharrte Barrum und entschied, seine Pflicht damit getan zu haben. »Und ich bin froh, dass wir nicht die Einzigen sind, die es hierhergeschafft haben. Ich muss jetzt zurück hinters Steuer. Das Manöver an der Küste könnte zu viel für meine Novizen sein, denn bis vor ein paar Tagen gab es hier noch überhaupt keine solche, und die alten Karten wollen sorgsam beachtet werden, damit wir nicht auf Grund laufen. Bereitet euch darauf vor, das Schiff zu verlassen«, schloss er, verließ die Kajüte und ließ Chita und Froh mit der Wahrheit – der endgültigen, offensichtlichen, unendlich grausamen Wahrheit – allein zurück.
    »Er sagt, das da draußen sei ein Massengrab«, übersetzte Chita mit einiger Verspätung an Froh gewandt und schüttelte hilflos den Kopf. »Aber ich sehe nur eine große grüne Insel. Und Schiffe. Und …
    … Cocha!«
    Sie konnte ihr Glück – dieses unfassbare, unverdiente Glück – kaum glauben und rieb sich sogar die Augen, um das vermeintliche Trugbild, das zu überwältigend und vor allem viel zu unwahrscheinlich schien, um mehr als ein solches zu sein, hinfortzuwischen. Aber es ließ sich nicht vertreiben. Das Schiff, das kaum noch mehr als ein Wrack, aber immerhin nicht gesunken war, blieb genau da, wo es zwischen einer Handvoll anderer cyprischer Seegefährte auf Grund gelaufen war, und es war fraglos jenes, das sie in Kantorram so knapp verpasst hatte. Sie erkannte es an dem Katapult, das erstaunlicherweise immer noch die Stellung auf der Kapitänskajüte hielt.
    Und sie sah Cochas Haar in feurigem Rot zwischen den Schöpfen der anderen Männer und Frauen leuchten, die nach und nach über die Reling kletterten und durch das seichte Wasser auf die Insel zuschwammen oder wateten. Ihr Herz versuchte, ihr ungeduldig vorauszueilen, als sie Froh von seinem Lager riss. Um Atem ringend und vollkommen zusammenhangslos vor sich hinplappernd, zerrte sie ihn hinter sich her aus der Kammer, die Leiter empor und auf das offene Deck hinaus.
    Froh war noch immer sehr schwach auf den Beinen, aber von einer plötzlichen, schier übermenschlichen Kraft beseelt, schleifte sie ihn einfach mit sich wie ein federleichtes Spielzeug, und er versuchte nicht, sich in irgendeiner Form zu wehren. Er protestierte nicht einmal, denn auch, wenn er nicht begriffen hatte, was zwischen dem Bärtigen und Chita gesprochen worden und noch immer weitestgehend ahnungslos war, hatte er doch zumindest verstanden, dass sie Land gefunden hatten. Und dass Chitas Liebe schon dort war.
    Froh lächelte, während er sich den Kopf an der Luke anschlug, und er lächelte auch, als Chita wie von Sinnen auf dem Hauptdeck herumhüpfte und mit den Armen winkte, als ob sie versuchte, einen unsichtbaren Hornissenschwarm zu vertreiben. Sogar, als sie ihn dabei versehentlich ohrfeigte, lächelte er noch.
    Ja, dachte er bei sich, die Liebe verbrachte tatsächlich große Wunder.
    Es war an der Zeit, heimzukehren und ihr zu danken.

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    D ein Vater ist hier«, ergriff Cocha das Wort, nachdem sie einander eine halbe
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