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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman
Autoren: Rebecca Hohlbein
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jetzt tun?«, erkundigte sich Froh verhalten, während die Insel in der Ferne zu einem kleinen grünen Fleck schrumpfte.
    »Wahrscheinlich bringen sie sich gegenseitig um«, vermutete Chita, bedeutete ihm aber zu schweigen, als er seinen Schrecken darüber kundtun wollte. »Was längst überfällig ist«, fügte sie düster hinzu. »Sie atmen denen, die das Leben verdient haben, nur die Luft weg.«
    Froh runzelte die Stirn. Er hatte die Männer im Hain zwar selbst schreckliche Männer genannt und es auch für nötig befunden, dem groben Hin und Her ihrer fremdartigen Worte ein jähes Ende zu bereiten, fand aber, dass Chita trotz allem ein klein wenig respektvoller über sie reden müsste, weil sie mit beiden blutsverwandt war, wie sie ihm selbst erklärt hatte. Der eine war ihr Vater und der andere ihr Halbbruder, mit dem sie monatelang durch ihre fremde Welt gereist war, ohne zu ahnen, dass er ihr Halbbruder war.
    Aber er wollte nicht mit ihr streiten, und sie war eben auch wirklich im Recht: Ihr Vater hatte sie eine Verräterin geschimpft, die dumm genug gewesen sei, auf die Hetzreden und erlogenen Geschichten eines Haufens rechtloser Krimineller, Saboteure und vom Verfolgungswahn befallener Krüppel hereinzufallen, und ihr Halbbruder hatte sie sogar eine triebgesteuerte, naive Wildkuh genannt, ehe die beiden wieder aufeinander eingeschimpft hatten. Das zumindest hatte Chita ihm später berichtet. Hätte er nicht nach den Kokosnüssen gegriffen, wäre mindestens einer der beiden wahrscheinlich wirklich schon tot gewesen, ehe sie die beiden sich selbst überlassen und nicht nur dem Hain, sondern der ganzen Insel den Rücken gekehrt hatten.
    Sie alle wollten nämlich mit niemandem mehr streiten und mit all diesen selbstverliebten, unberechenbaren Menschen auf der Insel überhaupt nichts mehr zu tun haben, wie sie einvernehmlich beschlossen hatten. Und so hatte der bärtige Barrum zusammen mit Cocha und Golondrin das beste ruderlose Schiff gestohlen, das an der Küste im Wasser gelegen hatte, um zusammen mit allen, die auf Barrums eigenem Schiff hierher gekommen waren, sowie mit Tronto, Mikkoka, drei Froh Unbekannten aus ihrer Gruppe, ihm selbst, Chitas Bruder und dem – nach wie vor sehr artigen – Stotterer für immer von hier zu verschwinden.
    Und um ihn zu Niedlich zu bringen. Froh lächelte.
    »Denen, die das Leben verdient haben?«, wiederholte er ihre Worte. »Zum Beispiel deinem Kind?«
    »Meinem Kind?« Chita hob eine Braue. »Ich weiß, dass ich meinen Beutelwolf ein paarmal mein Baby genannt habe. Aber das sagt man nur so, wenn man ein kleines Tier sehr gern hat. Und zu Stotterern sagt man es definitiv nicht. Egal, wie gut sie sich benehmen«, erklärte sie streng, aber Froh schüttelte wissend den Kopf.
    »Ich meine das richtige Kind unter deinem Herzen«, sagte er. »Das wohl dir und Cocha gehört und nicht aus einer Kokosnuss schlüpfen wird.«
    »Wie kommst du darauf, dass …«, begann Chita, aber dieses Mal ließ Froh sie nicht zu Ende reden.
    »Ich wollte es dir in meinem Einbaum schon sagen«, erklärte er. »Als du dich über den Rand gebeugt hast, um das Fass, die Krüge aus Glas und all die anderen seltsamen Sachen aus dem Wasser zu fischen. Aber dann hast du mich geschlagen und beleidigt, was schnell vergeben und vergessen war. Doch danach hast du mich nicht besonders oft zu Wort kommen lassen, und irgendwann hatte ich einfach vergessen, dass ich es dir noch sagen wollte. Und auf der Lichtung ist es mir wieder eingefallen, aber da hast du mir die Luft aus dem Leib gequetscht. Aber jetzt gerade ist vielleicht ohnehin der beste Moment. Ich meine: Jetzt sollte es dich hoffen lassen. Und dich vor allem natürlich erfreuen. Du hast deine Liebe zurück, und es gibt keine Not in meiner Welt, die ich dir bald zeigen werde. Nur ein paar kleine Problemchen. Zumindest verglichen mit der, über die du mir erzählt hast.«
    Chita maß ihn zweifelnd. »Ein Kind, aha«, stellte sie kopfschüttelnd fest. »Und woher willst du das wissen, bitte sehr?«
    »Ich erkenne es an deinem Hintern«, klärte Froh sie grinsend auf. »Das lernt man bei uns zu Hause von den Alten. Manchmal sogar, bevor man erfährt, wie man Feuer macht. In solchen Dingen sind sie recht redselig, wenn keine Frau in der Nähe ist.«
    Chita starrte ihn ungläubig an. »Bist du ganz sicher?«, vergewisserte sie sich.
    »Vielleicht hättet ihr die Baumkinder ein bisschen früher mit Stöcken und Steinen bewerfen sollen«, stellte Froh fest und
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