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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Prolog
     
    Das
Reporterteam des ZDF hat einen Tipp erhalten und ist bereits seit fünf Uhr früh
im Kölner Nobelviertel Marienburg auf Position. Zwei lange Stunden müssen die
Fernsehleute an diesem neblig-kalten 14. Februar 2008 ausharren.
    Dann, wenige
Minuten nach sieben Uhr, passiert das, worauf sie so lange gewartet haben: In
der Mehlemer Straße marschiert eine zehnköpfige
Gruppe Beamter zur Villa hinter dem grün-weiß gestrichenen Holzzaun und
klingelt. Die Haustür öffnet sich, im Eingang erscheint Klaus Zumwinkel, ein
Ermittler präsentiert ihm einen Durchsuchungsbeschluss.
    Kurz darauf
vermelden ZDF und Der
Spiegel auf ihren Websites, weshalb die Ermittler zu einer Razzia
beim Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post AG ausgerückt sind: Die Bochumer
Wirtschaftsstaatsanwälte vermuten, dass Zumwinkel mit Hilfe der Stiftung
Devotion Family Foundation im Steuerparadies
Liechtenstein seit Jahrzehnten Steuern hinterzogen habe.
    Im Laufe des
Vormittags wächst die Hausdurchsuchung beim Post-Chef zum Medienhappening
heran. Dutzende Radioreporter, Printjournalisten, Fernseh-Crews mit Licht- und
Tonleuten, Techniker mit Ü-Wagen haben die Ecke Goethestraße/ Mehlemer Straße zugeparkt und in Beschlag genommen. Die
Polizei sperrt die Straße vor Zumwinkels Anwesen ab und zwängt die Medienmeute
mit Absperrband auf den gegenüberliegenden Gehsteig.
    Dass das
Bild, das die Fotografen und Kameraleute zur Mittagszeit über den grün-weißen
Zaun hinweg schießen, zur Ikone eines beispiellosen Steuerskandals wird, ahnen
sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht: Klaus Zumwinkel, flankiert von der
Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen , verlässt sein
Haus und wird zum Verhör bei der Staatsanwaltschaft Bochum geführt. Am
Nachmittag wird er gegen Stellung einer Sicherungsleistung in Millionenhöhe
vorläufig wieder freigelassen. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen gibt sich
der Post-Chef geständig: Er gibt zu, über eine Stiftung in Liechtenstein
Steuern in Höhe von knapp 970.000 Euro hinterzogen zu haben. Ein Jahr später
wird Zumwinkel zu zwei Jahren auf Bewährung und zur Zahlung einer
Bewährungsauflage von einer Million Euro verurteilt.
    Klaus
Zumwinkel ist nur der Auftakt. In den auf den spektakulären Einsatz in Köln
folgenden Tagen und Wochen klingeln die Fahnder bei über 600 Steuersündern
zwischen Flensburg und Oberstdorf, die kleinere oder größere Teile ihres
Vermögens bei der Treuhandfirma des Fürsten von Liechtenstein vor den
Finanzbehörden versteckt haben. Über 200 deutsche Kunden der fürstlichen
Treuhandfirma melden sich bei den Behörden, um Selbstanzeige zu erstatten. Mit
Hilfe des den Behörden zugespielten Materials kann der deutsche Staat »fast 200
Millionen Euro kassieren« (Die Welt) .
    Ausgelöst
wurde der »größte Steuerskandal aller Zeiten« (Stern) durch Heinrich Kieber, einen
ehemaligen Angestellten der LGT Treuhand AG, des Treuhandunternehmens des
Fürsten von Liechtenstein. Bevor Kieber aus der Firma ausschied, brachte er
eine Kopie der gesamten Kundendatenbank der LGT Treuhand in seinen Besitz.
Nachdem er zuerst den Fürsten von Liechtenstein damit erpresst hatte, verkaufte
er sie dem Bundesnachrichtendienst für 4,6 Millionen Euro. Insgesamt
befanden sich auf den Datenträgern des gebürtigen Liechtensteiners die
kompletten Unterlagen – samt interner Memos und Telefonnotizen – von Tausenden
von Stiftungen und Briefkastenfirmen.
    Der einstige
LGT-Mitarbeiter verkaufte die Daten aber auch dem Australian Taxation Office, dem US-amerikanischen Internal Revenue Service und der
britischen Revenue &  Customs . Er
erhielt dafür einen neuen Wohnsitz und eine neue Identität – und viele
Millionen Dollar.
    Denjenigen
Staaten, die selbst keine Kopie der LGT-Daten von Heinrich Kieber erworben
haben, stellt der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück die Bankunterlagen
bereitwillig kostenlos zur Verfügung. Daraufhin nehmen unter anderem auch die
Behörden in Kanada, Schweden, Norwegen, Finnland, Italien, Spanien, Frankreich,
Indien und den Niederlanden Ermittlungen gegen Kunden der LGT Treuhand auf.
    Liechtenstein
steht über Wochen und Monate im Fokus der Medien und wird von internationalen
Organisationen als unkooperativer Finanzplatz
gebrandmarkt. Ein US-Senatsausschuss beschäftigt sich mit den Machenschaften
der fürstlichen LGT-Gruppe. Als Kronzeuge tritt auf: Heinrich Kieber.
    Auf dem
Finanzplatz Liechtenstein ziehen immer mehr Kunden ihre Vermögen ab. Die Zahl
der
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