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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman
Autoren: Rebecca Hohlbein
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können? Wir haben kaum noch Waffen und Munition!«
    »Was erzählst du mir, Kind?«, erwiderte der Mann kraftlos und ließ sich ins Gras fallen. »Die dummen Primaten haben die Boxen geöffnet. Aber mach dir keine Sorgen. Unsere Raubkatzen haben für die nächsten drei Monate genug gefressen …«
    »Oh«, machte Chita und wandte sich Cocha zu, quietschte aber jäh auf und riss sich von seiner Hand los, als sie eine hochgewachsene, magere Gestalt mit goldblondem Haar, außergewöhnlich klaren, funkelnden Augen und einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen zwischen den Menschen und Tieren am Strand ausmachte. Ihre Furcht vor den jüngst gelieferten Räubern löste sich jäh in Luft auf.
    »Sora!«, rief sie immer wieder, während sie ihren geliebten Bruder umarmte und küsste und wieder umarmte und mit weiteren Küssen versah. »Du lebst, du bist hier, du hast es geschafft, du lebst …!«
    »Mal sehen, wie lange noch«, seufzte Mikkoka, die vor geraumer Weile zwischen den Palmen und Sträuchern verschwunden war und jetzt wieder an den Strand, der einmal eine Lichtung gewesen war, schritt. »Sie erdrückt den armen Kerl ja gleich. Sieht sie nicht, dass er sterbenskrank ist?«
    »Jetzt gerade?« Cocha hob die Achseln. »Ich glaube nicht. Wo bist du gewesen? Hast du unsere neue Heimat erkundet?«
    »Ich bin Kratt nachgeschlichen«, antwortete Mikkoka geradeheraus. »Frag mich nicht, warum. Vielleicht, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sonst tun könnte. Jedenfalls wirst du mir nicht glauben, wen er getroffen hat.«
    »Rah Loro?«, riet Cocha.
    »Woher weißt du das?«, erkundigte sich Mikkoka verblüfft.
    »Eingebung«, log Cocha und hakte dann nach: »Und? Streiten sie sich schon um den letzten Rest von Walla?«
    »Kratt hat mich gesehen und weggeschickt«, erklärte Mikkoka schulterzuckend. »Ich hätte es ja drauf ankommen lassen, aber er hat einen Kugelpuffer. Vielleicht den letzten auf der ganzen Welt.«
    »Oh«, machte Cocha besorgt. »Und Loro? Er ist allein und unbewaffnet?«
    »Er steht im Besitz des wahrscheinlich letzten Handfeuerwerfers auf diesem Planeten«, verneinte Mikkoka. »Ich habe ihn ihm gegeben. Wenn sie uns die Klarheit schon verweigern, bin ich wenigstens für faire Verhältnisse.«
    Cocha schnitt eine Grimasse. »Du bist immer noch wütend auf deinen Bruder«, schlussfolgerte er.
    »Wenn die Welle nicht gewesen wäre«, antwortete Mikkoka bitter, »hätte ich mein Leben für seine Lügen gegeben. Genau wie du und Zigtausende andere. Ich finde, sie schulden uns Antworten. Findest du nicht?«
    Betrübt hob Cocha die Achseln. »Was passiert ist, ist passiert, Mikkoka«, erwiderte er. »Unterm Strich macht es keinen Unterschied mehr, wer wann was getan oder gesagt hat. Die Welle hat entschieden. Sie hat entschieden, dass Cypria nicht mehr sein soll. Sie hat gewollt, dass wir vielleicht die letzten unserer Zivilisation sind. Und nun sollten wir besser davon absehen, uns gegenseitig zu töten. Und unsere Kräfte für sinnvolle Dinge aufsparen.«
    »Schon irgendwelche Pläne?«, erkundigte sich Mikkoka düster.
    »Zunächst einmal würde ich gern herausfinden, wie man ein Feuer ohne Zündhölzer entfacht«, seufzte Cocha. »Aber ich bin sicher, Chitas Freund hier vorne kann uns den einen oder anderen guten Rat geben. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wer die wirklich Primitiven sind. Auch Loro wird das erkennen, falls dein Bruder ihn am Leben lässt.«
    Chita horchte auf und wandte sich mühsam von ihrem Bruder ab und Cocha zu. »Falls – was?«, entfuhr es ihr erschrocken.
    »Ich glaube, wenn irgendjemand wenigstens Loro zur Vernunft bringen kann, dann seid das ihr beide«, schlug Cocha vor. »Zeig uns, wo sie sind, Mikkoka. Und zwar am besten, bevor sich alle Antworten in Knochensplitter und verbranntes Fleisch auflösen.«

43
    K ratt bemerkte Chita, die Mikkoka, Froh und Cocha an Soras Hand vorausging, zuerst und versah sie über die Schulter hinweg mit einem verächtlichen Lächeln, ohne sein Gegenüber dabei ganz aus den Augen zu lassen – geschweige denn aus der Ziellinie, denn er hielt tatsächlich mit ausgestreckten Armen einen metallisch blitzenden Kugelpuffer auf Rah Loro gerichtet, der seinerseits aus einem Handflammenwerfer auf seinen Kontrahenten zielte; den Finger entschlossen über dem Auslöser gekrümmt.
    »Hallo, Schwesterchen«, grüßte er sie, was Chita mit völligem Unverständnis quittierte.
    »Hast du zu lange in die Sonne geschaut, Kratt?«, erwiderte sie
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