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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies
Autoren: Linda Howard
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Hause?", fragte sie leise. Sie wollte nicht, dass die anderen die Frage hörten.
    Mr. Hearst schien um zehn Jahre gealtert, aber in seinem Gesicht lag keine Feindseligkeit. Stumm nickte er. Miss Potter hatte das Gleiche durchgemacht wie seine Pam. Vielleicht, wenn sie mit dem Mädchen redete, würden endlich die schreckliche Trauer und die Angst aus den Augen seines Kindes verschwinden. Miss Potter hatte ein eisernes Rückgrat, obwohl sie so ein winziges Ding war. Er mochte nicht einer Meinung mit ihr sein, aber er hatte gelernt, sie zu respektieren. Und für Pam war sie die Größte überhaupt.
    „Ich würde mich freuen, wenn Sie mit ihr reden könnten", meinte er schließlich.
    In ihren Augen funkelte plötzlich etwas Kämpferisches auf, wie Mr. Hearst auffiel. „Das werde ich", versprach sie und wandte sich zum Gehen. Fast stieß Mary mit Dottie Lancaster zusammen, als sie sich umdrehte. Erschreckt schnappte sie nach Luft. Die Frau hatte direkt hinter ihr gestanden.
    „Guten Morgen", grüßte Mary freundlich. Tante Ardith hatte sie nie die Wichtigkeit von guten Manieren und Höflichkeit vergessen lassen.
    Kurioserweise schien auch Dottie um Jahre gealtert. Ihre Wangen waren eingefallen. „Wie geht es Ihnen, Mary?"
    Mary zögerte, doch sie konnte nichts von der früheren Antipathie und Distanz in Dottie spüren. Hatte sich etwa die ganze Stadt geändert? Hatte dieser Albtraum sie alle endlich zur Vernunft gebracht? „Danke, gut. Genießen Sie die Ferien?"
    Dottie lächelte, doch es war nur ein Verziehen der Lippen. „Es ist eine Erleichterung."
    Sie sieht aber gar nicht erleichtert aus, dachte Mary, vielmehr wirkt Dottie aufgewühlt und fahrig. Obwohl, jede Frau in der Stadt sollte besorgt sein. „Wie geht es Ihrem Sohn?" Mary war es peinlich, dass sie sich nicht mehr an den Namen des Jungen erinnerte. Das sah ihr überhaupt nicht ähnlich, einen Namen zu vergessen.
    Zu Marys Erstaunen wurde Dottie bleich wie ein Laken, selbst ihre Lippen verloren alle Farbe. „Warum ... warum fragen Sie?", stammelte sie.
    „Bei unserem letzten Treffen schien er sehr aufgeregt zu sein", antwortete Mary. Sie konnte schlecht sagen, dass sie lediglich aus Höflichkeit fragte. Im Süden erkundigte man sich immer nach der Familie.
    „Oh. Ihm ... ihm geht es auch gut. Er verlässt ja fast nie das Haus. Er geht nicht gern raus." Dottie sah sich gehetzt um, dann stieß sie ein „Entschuldigen Sie mich" hervor und hastete zum Laden hinaus, bevor Mary noch irgendetwas sagen konnte.
    Verdutzt sah Mary zu Mr. Hearst. Der zuckte die Schultern. Auch er dachte wohl, dass Dottie sich seltsam benommen hatte.
    „Ich gehe jetzt zu Pam", sagte sie.
    Mary wollte schon den Weg zum Haus der Hearsts einschlagen, doch die Erinnerung daran, was beim letzten Mal passiert war, als sie durch die Straßen der Stadt gelaufen war, jagte ihr einen kalten Schauder über den Rücken. So ging sie zu ihrem Wagen. Sie sah auf den Rücksitz und in den Fußraum, bevor sie die Wagentür aufzog und sich hineinsetzte. Als sie den Motor startete, sah sie Dottie über die Straße eilen, mit gesenktem Kopf, so als wolle sie auf gar keinen Fall mit irgendjemandem reden. Sie hatte auch nichts in Hearsts Laden gekauft, wie Mary auffiel. Warum war sie dann dort gewesen? Und warum war sie so hastig davongelaufen?
    Dottie bog jetzt in die kleine Straße ein, in der sie wohnte. Mary sorgte sich ernsthaft und fragte sich, wieso Dottie allein durch die Gegend lief. Jede Frau in der Stadt sollte es doch besser wissen, als sich ohne Begleitung hinauszuwagen. Warum war Dottie nicht vorsichtiger!?
    Langsam fuhr Mary die Hauptstraße entlang bis zu der Nebenstraße, in die Dottie eingebogen war. Sie reckte den Hals und sah die andere Frau noch die Stufen zu ihrer Haustür hinaufeilen. Dann fiel ihr Blick auf das verblichene Straßenschild: Bay Road.
    So hieß doch die Straße, in der laut Wolfs Meinung der Angreifer in einem Haus verschwunden war. Sicherlich war der Mann in sein eigenes Haus geflüchtet oder in das eines engen Freundes. Aber selbst einem engen Freund wäre bei einem so plötzlichen Auftauchen ein überraschter Ausruf herausgerutscht, und den hätte Wolf auf jeden Fall gehört.
    Dottie verhielt sich wirklich ungewöhnlich. Sie hatte ausgesehen wie von der Tarantel gestochen, als Mary nach ihrem Sohn gefragt hatte. Wie hieß er noch ...? Bobby, ja richtig. Mary lächelte zufrieden, dass es ihr wieder eingefallen war.
    Bobby. Bobby war „anders", hatte Joe gesagt.
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