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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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PROLOG
    Chicago
    8. Oktober 1871
    E s war der heißeste Oktober seit Menschengedenken. In drei Monaten war weniger als ein Zoll Regen gefallen. Vieh verdurstete, und die aufgeblähten Kadaver verwesten neben sonnenverbrannten Schlammlöchern. Die für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen führten dazu, dass Frauen den Backtagen mit Widerwillen entgegensahen, und kleine Kinder durch die Hitze quengelig wurden. Männer bei der Arbeit unterbrachen ihre Tätigkeit und hielten inne, schauten zum Himmel empor und bemerkten zueinander, dass sie nichts gegen einen Wintereinbruch einzuwenden hätten.
    Trockenheit und Stürme versorgten die Feuerwehren mit mehr als genug Einsätzen. Die Männer wurden bis zu sechsmal täglich zur Bekämpfung von Bränden gerufen, um die Flammen zu löschen, die sich von einfachen Holzhäusern, notdürftig zusammengenagelten Hütten mit Dächern aus mit Teer verklebten Holzschindeln, nährten und von dem unermüdlichen Nachschub an Holzspänen aus den Sägemühlen von Chicago.
    In den rastlosen Strom heißer Präriewinde schwebte ein einzelner Funke.
    Später würden manche sagen, der Funke habe aus einem Schornstein über einem Herd gestammt. Viele glaubten auch, dass die unheilvolle Platzierung einer Laterne in der Nähe einer Kuh in Mrs O’Learys Scheune für die Katastrophe verantwortlich sei. Andere wiederum waren in dem Schrecken, der darauf folgte, bereit zu schwören, dass der Herrgott selbst alles begonnen habe, während andere den Teufel als Schuldigen sahen. Manche gaben sogar einem Kometenschauer die Schuld, der angeblich vom Nachthimmel niedergegangen sei. In der riesigen verkohlten Ruine der Stadt wurden in hallenden Gerichtssälen, im Rathaus und bei Anhörungen vor der Brandschutzbehörde anklagend Finger erhoben und alle möglichen Anschuldigungen vorgebracht.
    Unbestritten blieb nur die Tatsache, dass ein einzelner Funke auf einer aufwindigen Böe durch die Nacht tanzte und wirbelte wie eine beschwipste Ballerina. Er segelte hoch über eine Reihe benachbarter Holzhäuser, Scheunen randvoll mit getrocknetem Timotheegras, Schuppen gefüllt mit Kohle und schmalen Holzscheiten zum Feuermachen, aus Fichtenholz errichtete Gehsteige und Straßen aus dicken Kieferschwellen.
    Die West Division war ein verästelter Kaninchenbau mit engen, elenden Straßen und behelfsmäßigen Baracken, ein Ort, den keine Dame, die etwas auf sich hielt, je aufsuchen würde. Hier lebten Tagelöhner und Frauen mit zu vielen Babys, Ladenbesitzer und Einwanderer, Säufer und Träumer, Frauenzimmer mit lockeren Moralvorstellungen und streng gläubige Katholiken. Und in dieser dicht bebauten Gegend brachten sie ihre Kinder zur Welt, beteten und aßen, tranken und stritten, liebten … und beerdigten ihre Verstorbenen.
    Die trockene Hitze mit dem heißen Wind veranlasste einige der Bewohner dieses Stadtbezirks, sich an diesem Tag früh zu Bett zu begeben, während andere versuchten, ihr mangelndes Wohlbefinden in Trinken und Singen zu ertränken. Die lebhaften hohen Töne von Fiedelmusik und das Klacken von nagelbeschlagenen Schuhen auf Holzdielen drangen aus einigen der Hütten. Geräusche erklangen aus offenstehenden Fenstern und unter dem ausgelassenen Feiern begannen die dünnen Wände zu vibrieren.
    Und hoch oben im Nachthimmel beschrieb der Funke einen Kreis und änderte dann die Richtung, vom Wind weitergeweht, der aus der weiten leeren Prärie von Illinois stammte.
    Der Funke geriet in eine Scheune, in der fünf Milchkühe und ein Pferd angebunden waren und mit gesenkten Köpfen dastanden; ein Kalb lag zusammengerollt auf einem Strohhaufen.
    Die winzige glühende Faser landete auf einem Ballen schimmelnden Heus, und als ein Windstoß in den Stall fuhr und in die Glut blies, leuchtete es orange auf.
    Niemand sah, wie sich die Flammen ausbreiteten, so rasch wie verschüttetes Wasser, wie sie gestapelte Heuballen erfassten und die knochentrockenen Holzspäne von Batehams Hobelfabrik entzündeten. Niemand sah, wie der Feuerstrom sich über den ausgetretenen Holzboden ergoss. Niemand bemerkte es, als das Pferd furchtsam die Nüstern blähte, oder hörte es, als es ein hohes warnendes Wiehern ausstieß.
    Schließlich fiel einem Bierkutscher mit einem Holzbein, der zufällig gerade des Wegs kam, der unnatürliche Lichtschein auf; er humpelte zu der Scheune. Die Kühe, die angebunden waren, standen stocksteif da, als Holzbein Sullivan den Stall erreichte und sie befreite. Das Kalb, dessen Fell an
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