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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies
Autoren: Linda Howard
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brauchte sie diese Stiefel schon jetzt, aber der Umzug hatte ihre Barschaft aufgebraucht, und die eingetrichterten Lehrsätze ihrer sparsamen Tante verboten es ihr, irgendetwas auf Kredit zu kaufen.
    Woodrow miaute laut, als Mary die wärmsten und solidesten Schuhe anzog, die sie besaß. Die, die sie heimlich ihre „Gouvernantenschuhe" nannte. Sie kraulte dem Kater die Ohren, und er streckte sich genießerisch ihrer Hand entgegen. Mary hatte Woodrow zusammen mit dem Haus übernommen, das die Schulverwaltung ihr zur Verfügung gestellt hatte. Der Kater wie auch das Haus machten nicht viel her. Mary hatte keine Ahnung, wie alt Woodrow war, aber er und das Haus sahen etwas verwahrlost aus. Bisher hatte Mary widerstanden, sich eine Katze anzuschaffen. Für sie schien es wie die endgültige Besiegelung eines Lebens als ältliche Jungfer. Aber nun hatte das Schicksal sie eingeholt. Sie war eine alte Jungfer. Sie hatte eine Katze, und sie trug Gouvernantenschuhe. Das Bild war komplett.
    Der Blick in den Spiegel, um zu überprüfen, ob ihr Knoten auch ordentlich saß, entlockte ihr einen schweren Seufzer. Vernünftige Schuhe und Katzen passten zu ihrem Stil, zu dem blassen Teint und dem unauffälligen Allerweltsgesicht. Eine graue Maus - die treffende Beschreibung. Mary Elizabeth Potter war geboren worden, um als alte Jungfer zu enden.
    Nun, es hatte keinen Sinn, es noch länger hinauszuschieben, wärmer würde es erst im Frühjahr werden. Mary wappnete sich gegen die Kälte, die ihr entgegenschlagen würde, wenn ihr Körper immer noch auf die angenehmen Temperaturen in Savannah eingestellt war.
    Sie hatte ihr kleines Dorf in Georgia verlassen, um sich der Herausforderung einer neuen Schule in einem ebenso kleinen Ort in Wyoming zu stellen. Wie sie sich still eingestand, war es auch ein kleines bisschen die Lust auf Abenteuer gewesen, die Aufregung, die ein neues Leben mit sich bringen würde, die Mary dazu veranlasst hatte. Obwohl sie das niemals offen zugeben würde. Eine Fehleinschätzung war ihr dabei allerdings unterlaufen: Ja, sie war auf Schnee vorbereitet gewesen, aber nicht auf so niedrige Temperaturen. Kein Wunder, dass es hier so wenige Schüler gibt, dachte sie, als sie die Haustür aufzog und ihr schneidender Wind ins Gesicht blies. Es ist zu kalt für die Erwachsenen, um sich jemals so weit auszuziehen, als dass sie etwas tun könnten, was für Nachwuchs sorgen könnte!
    Ihre vernünftigen Schuhe versanken im Schnee, als sie zu ihrem soliden zweitürigen Chevrolet ging, auf den sie gewissenhaft sofort nach ihrer Ankunft Winterreifen * hatte ziehen lassen. Laut Wetterbericht würden die Tageshöchsttemperaturen an diesem Samstag sieben Grad minus erreichen. Mit einem weiteren Seufzer gedachte Mary des Wetters, das sie in Savannah zurückgelassen hatte. Es war März, und dort würde der Frühling längst Einzug gehalten haben, mit zartem Grün und Frühlingsblühern in üppigen Farben.
    Doch Wyoming war auf eine majestätische Art schön. Vor der Kulisse der Gebirgskette wirkten die Städte der Menschen wie Zwergensiedlungen. Man hatte Mary erzählt, dass ein Teppich von wilden Blumen die Weiden überziehen würde, wenn der Frühling erst kam, und dass von den kristallklaren Bächen dann ein ganz eigenes Lied durch die Lüfte klingen würde. Wyoming war anders als Savannah, und Mary kam sich wie eine umgepflanzte Magnolie vor, die sich noch nicht an den neuen Standort gewöhnt hatte.
    Ihre Fragen nach der Wegbeschreibung zur Mackenzie-Ranch hatte man nur unwillig und ausweichend beantwortet. Es verwunderte sie, denn sie hatte die Einwohner des kleinen Städtchens bisher als hilfsbereite und liebenswürdige Menschen kennengelernt. Der direkteste Kommentar war von Mr. Hearst gekommen, dem Eigentümer des kleinen Kaufhauses und Lebensmittelladens. „Die Mackenzies haben Ihre Fürsorge nicht verdient“, hatte er gemurmelt.
    Jedes Kind hatte ihre Fürsorge verdient. Sie war Lehrerin, und sie beabsichtigte zu lehren.
    Als Mary jetzt in ihren Wagen stieg, schaute sie zu dem Berg hinauf. Mackenzie’s Mountain, so wurde er genannt. Sie sah die schmale Straße, die sich den Berg hinaufschlängelte, und verzog das Gesicht. Winterreifen oder nicht, sie war keine sehr erfahrene Fahrerin. Nicht in unbekanntem Gebiet, und Schnee ... Schnee war nun mal unbekanntes Gebiet. Doch auch der Schnee würde sie nicht von ihrem einmal gefassten Entschluss abbringen können.
    Sie zitterte so sehr, dass sie kaum den Schlüssel ins
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