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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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und es war ziemlich dunkel, als sie eintrat. Das Fenster war geschlossen, und Viktors Ausdünstung hing im Raum. Doch für sie war es wie ein Parfüm … Ein Würgen hinter ihr zeigte ihr, daß Becky Schofield anders dachte.
    Ja, Barbara, werde nicht gleich ängstlich. Ich bin hier. Viktors Antwort klang verärgert, aber er war wenigstens wach.
    »Um Himmels willen, wir brauchen hier Licht und Luft«, rief Becky Schofield.
    Du hast geschlafen.
    Nein, ich hatte zu tun.
    Zu tun?
    Dieser dumme Körper …
    Becky Schofield schob sich an Barbara vorbei und zog die schweren Vorhänge zur Seite. Die Nachmittagssonne flutete herein, und Barbara konnte Viktor sehen.
    Seit sie ihn das letztemal gesehen hatte, war eine schreckliche Veränderung mit ihm vorgegangen. Das kurze schwarze Haar, das früher die Glätte und den Glanz eines Seehundfells gehabt hatte, wirkte nun trocken und spröde, und da, wo es ausgefallen war, schien die weiße Haut durch … Das winzige Gesicht hatte die bläulichgelbe Farbe, die man sonst nur an Toten sah, und die hervorquellenden Augen sahen sie matt und geistesabwesend an.
    »Mein Gott!« rief Becky Schofield. »Wie lange ist er schon in diesem Zustand?«
    Viktor – was ist geschehen? Weshalb hast du mir nicht Bescheid gesagt? Zärtlichkeit und der brennende Wunsch, ihm zu helfen, stiegen in Barbara hoch.
    Dieser dumme Körper! wiederholte Viktor erbittert. Jahrelang habe ich ihn ernährt und trotz seiner Schwächen behalten … Manchmal, wenn ich mit anderen Dingen beschäftigt war, spielte er mir einen Streich, aber das konnte ich bisher immer noch in Ordnung bringen.
    »Wir müssen ihn sofort in die Krankenabteilung bringen«, sagte Becky Schofield. »Ich hole eine Bahre.« Sie rannte aus dem Raum.
    Barbara hatte kaum bemerkt, daß sie fortging. Sie war völlig in ihre Unterredung mit Viktor vertieft.
    Und diesmal?
    Ich war so damit beschäftigt, Peter Morays Körper und Geist zu untersuchen, daß ich einfach keine Zeit für solche Dinge hatte, erklärte Viktor. Du weißt ja selbst, wenn ich mich nicht gerade mit ihm beschäftigte, schlief ich. Erst als ich mit meiner Aufgabe fast fertig war, konnte ich meinen eigenen Körper untersuchen.
    Und was hast du entdeckt?
    Früher hatte ich schon hin und wieder die Fehlfunktion mancher Drüsen bemerkt, und manchmal setzte auch eine Organgruppe aus … Aber diesmal hatten die Nieren völlig versagt, was zu einer fortgeschrittenen Urämie führte. Außerdem war die Tätigkeit der Hypophyse durch eine Verletzung des autonomen Nervensystems nahezu lahmgelegt. Die Urämie bedeutet, daß der Körper in kurzer Zeit von seinen eigenen Giften überschwemmt wird, und ich kann kaum etwas dagegen tun, solange die Hypophyse nicht funktioniert … selbst wenn ich wollte …
    Selbst wenn du … Viktor, was heißt das?
    Daß dieser Körper abstirbt – aber soll er doch! erwiderte Viktor wild. Ich brauche ihn nicht mehr lange.
    Barbara drehte sich um, als sie Schritte näherkommen hörte. Becky Schofield hatte zwei Laborassistenten geholt, die eine Bahre trugen.
    Jetzt erkannte sie deutlicher als zuvor, daß der Umwandlungsprozeß nicht fehlschlagen durfte. Vorher war es Viktors Wunsch gewesen, seine Lage zu verbessern – aber nun hing sein Leben davon ab.
     

 
30
     
    Viktors Geist und Körper waren seit vielen Jahren Feinde, die ständig um die Vorherrschaft kämpften. Jetzt, als er in der Krankenabteilung von Portfield lag, wußte er, daß der Geist im Begriff war, seinen endgültigen Sieg zu erringen. Peter Moray lag in einem Zimmer nicht weit von ihm entfernt, und er konnte ihn mit seinen telepathischen Kräften gut erreichen. Sein Gehirn war sorgfältig darauf vorbereitet, Viktors Persönlichkeit zu empfangen, sobald der letzte, unwiderrufliche Bruch mit seinem Körper stattgefunden hatte.
    Diesen Augenblick hatte Viktor seit Jahren geplant und herbeigesehnt, und er kostete ihn ganz aus. Das schreckliche Gefühl der Kälte, das seinen Körper durchdrang; das Wissen, daß trotz Becky Schofields Mühen und der Medikamente, die man ihm gab, nichts mehr zu retten war – das alles erhöhte seinen Triumph. Wenn dieser Tag vorbei war, brauchte er seinen alten Feind nicht mehr. Er würde in den neuen, starken Körper fliehen und ein neues Leben beginnen.
    Noch etwas mußte sterben. Peter Morays Persönlichkeit, die von Psi-Kräften jenseits ihrer Reichweite besiegt wurde, lag hilflos da, eingesperrt in einen winzigen Zellenkomplex in einer Ecke des Gehirns, das
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