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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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enthält all die Dinge, die geschehen sind und noch geschehen werden …« Die Stimme des Jungen war immer leiser geworden, aber Havenlake brauchte keine Erklärung mehr. Er wußte intuitiv, daß Sid von einem der ältesten Träume der Menschheit sprach: ein Rassengedächtnis, in dem in Ewigkeit alles Wissen und alle Erfahrung aufgespeichert war; das kosmische Wissen, das die Seher, Mystiker und Propheten in allen Zeitaltern gesucht hatten – und das sie vielleicht bei seltenen Gelegenheiten berührt hatten.
    »Ja, Sid – ich verstehe jetzt«, sagte Havenlake ehrfürchtig.
    Der Junge schloß die Augen wieder, und sein Gesicht war ausdruckslos, als er ruhig auf dem Kissen lag. Im Bett nebenan lag sein Bruder, ebenso reglos.
    »Sid …« sagte Havenlake sanft.
    Es kam keine Antwort. Havenlake hatte das überwältigende Gefühl, daß er mit einer leeren Hülle sprach. Sid und sein Bruder waren Millionen Meilen von diesem sonnendurchfluteten Zimmer entfernt, in einer anderen Psi-Dimension – und fischten im Mondteich. Er hatte weder die Fähigkeit noch das Recht, hier einzudringen. Sie würden in diese Welt zurückkehren, wenn sie es für richtig hielten. Bis dahin konnte er nur dafür sorgen, daß ihre Körper gut gepflegt wurden, daß man ihre einfachen Bedürfnisse befriedigte. Er drehte sich um und verließ schnell den Raum.
     

 
29
     
    Barbara blinzelte gegen das starke Licht der Nachmittagssonne und starrte den langen Anfahrtsweg zu den Toren von Portfield hinunter. Sie sehnte sich nach den vertrauten Umrissen des Landrovers und des Wohnwagens.
    »Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht in der Zeit getäuscht haben?« fragte Becky Schofield, die hinter ihr auf den Stufen des Haupteingangs stand.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Barbara leicht verärgert. »Sie müssen jeden Moment kommen.« Sie warf wieder einen Blick auf die Uhr und fragte sich ängstlich, was geschehen sein konnte. Eine Reise von weniger als zehn Meilen konnte doch nicht so lange dauern!
    Viktor! Ohne, daß sie es wollte, war ihr telepathischer Schrei auf die Bewußtseinsebene hinausgegangen. Aber es kam keine Antwort. Beunruhigt durch das Schweigen, rief sie noch einmal, diesmal mit Absicht.
    Um Himmels willen, Barbara! Du willst wohl die Toten wecken! Endlich kam Viktors Antwort, etwas verärgert.
    Verzeih mir, Liebling. Aber es ist so spät. Du hättest schon seit einer halben Stunde hier sein sollen.
    Ich habe mich ausgeruht.
    Bist du auch gesund?
    Natürlich bin ich gesund – sei doch nicht so ängstlich. Wir sind in zehn Minuten da. Inzwischen laß mich bitte in Frieden.
    Einen Moment folgte sie noch seinem Gedankenverlauf. Dann spürte sie ihn nicht mehr. Er war ausgeknipst wie eine Lampe.
    »Nun?« fragte Becky Schofield.
    »Er ist unterwegs«, sagte Barbara, mit ihren eigenen unruhigen Gedanken beschäftigt. Vielleicht hatte sich Viktor an den Nachmittagsschlaf gewöhnt, seit er nachts Peter Moray auf die Umwandlung vorbereitet hatte, aber seinen Worten nach war er damit doch fertig … Auf alle Fälle wäre es doch besser gewesen, wenn er während seiner Ankunft mit ihr in Verbindung stand. Zugegeben, er hatte gesagt, daß er keinen Rummel haben wollte, aber sie hatte zumindest etwas Zusammenarbeit erwartet …
    Sie war immer noch von beunruhigenden Gedanken erfüllt, als der Landrover endlich vor dem Eingang hielt. Rosa stellte den Motor ab und stieg aus. Sie trug wie immer ihren braunen Pullover und die rosa Hose. Der knallrote Mund hing ein wenig nach unten.
    »Ah, Sie sind es!« sagte sie verdrossen und sah Barbara an.
    »Hallo, Rosa«, rief Barbara. »Das hier ist Doktor Schofield.«
    Rosa knurrte und musterte Becky Schofield ungeniert. »Doktor, was?« Sie legte den Kopf zurück und warf einen Blick auf den Gebäudekomplex. »Was ist ‘n das hier – ein Krankenhaus? Er sagt mir nie etwas – nur ›geh dahin!‹ oder ›geh dorthin!‹ «
    »Nein, Rosa – kein Krankenhaus«, sagte Barbara. »Ich erkläre Ihnen alles später.« Sie ging auf den Wohnwagen zu. Ihre Sehnsucht, Viktor wiederzusehen und ihn umarmen zu dürfen, war stärker als je zuvor.
    Becky Schofield folgte ihr, als sie zu dem kleinen Raum am Ende des Wohnwagens eilte, wo Viktor den größten Teil seines Lebens verbracht hatte. Sie schickte ihre suchenden Gedanken voraus.
    Und dann erfaßte sie die Angst. Zu ihrem Entsetzen schlief Viktor immer noch.
    Viktor! Sie rief ihn, während sie die Tür zu dem winzigen Abteil öffnete. Die Vorhänge waren zugezogen,
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