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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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gleichzeitig untersucht wurde. Der gesamte Vorgang konnte nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert haben, dann war das Feuer fort. Sie zitterte unter dem Eindruck seiner Macht, aber es hatte sie nicht verletzt.
    Sie betrachtete das System wieder von außen – eine in sich geschlossene Einheit. Und fröstelnd erkannte sie, daß es sich genommen hatte, was es brauchte. In diesen paar Sekunden hatte es ihre gesamten Erfahrungen durchgesehen und das ausgewählt, was wertvoll war. Sie war wie ein Buch gelesen worden – sie war ein Band, das man abgespielt hatte, und jeder weitere Versuch von ihrer Seite, einen Kontakt herzustellen, würde erfolglos bleiben.
    Sie kehrte in ihren Körper zurück und spürte zu ihrer Beruhigung die pulsierende Wärme des Blutes. Fast war es, als müßte sie sich davon überzeugen, daß sie tatsächlich existierte.

 
28
     
    »Wir brauchen im Moment keine Versuchspersonen mehr und können sie auch nicht in unser Programm aufnehmen.« Havenlake versuchte nicht, seine Ungeduld zu verbergen. Das Mädchen sollte ihn jetzt nicht belästigen. Er war eben aus Peter Morays Zimmer zurückgekommen. Becky Schofield hatte ihn gerufen, als sie bei ihrer Morgenvisite Moray in tiefer Bewußtlosigkeit vorgefunden hatte. Becky tat nun, was sie konnte, aber sein Zustand war ernst.
    »Ich glaube, Sie haben mich mißverstanden, Doktor Havenlake«, beharrte Barbara Graham. »Ich wollte Viktor nicht als Versuchsperson vorschlagen.«
    »Was dann?«
    »Also, es steht doch ziemlich fest, daß Moray ausfällt. Und damit können wir unser Programm nicht einhalten«, sagte sie. »Viktor soll uns aushelfen.«
    »Er ist Telepath?«
    »Der beste, den es gibt«, sagte sie fest.
    Havenlake sah sie scharf an. Er wußte immer noch eine ganz! Menge nicht. Die merkwürdige Gedächtnislücke über ihren Selbstmordversuch und die darauffolgende Zeit gab ihm Rätsel auf, und er war mißtrauisch, auch wenn sie in Portfield gute Arbeit geleistet hatte. »Woher wissen Sie das?« fragte er.
    »Telepathen können so etwas erkennen.«
    Sein eckiges Gesicht verhärtete sich. »Das genügt mir nicht, Miß Graham. Sie kennen diesen Viktor schon länger, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Weshalb haben Sie ihn dann nicht längst hergebracht? Zumindest von seiner Existenz hätten Sie uns verständigen können.«
    »Weil er mich darum bat, es nicht zu tun.«
    Havenlakes Ungeduld war an einem kritischen Punkt angelangt. »Ich bin kein Telepath, Miß Graham – aber ich bin auch kein Idiot. Seien Sie ehrlich mit mir. Weshalb will dieser Viktor sich nicht zeigen? Was hat er zu verbergen?«
    »Das werden Sie verstehen, wenn Sie ihn gesehen haben«, sagte Barbara. »Er ist körperlich nicht gerade anziehend.«
    »Also eine Art Krüppel?«
    »Das wäre eine milde Umschreibung für Viktors Zustand.«
    »Und dennoch behaupten Sie, daß er für das Projekt von großem Nutzen wäre?«
    »Seine Schwächen sind rein physischer Art«, sagte sie. »Vom telepathischen Standpunkt betrachtet, ist er ein Riese.«
    »Ich nehme an, er weiß schon längere Zeit von der Existenz Portfields …«
    »Ja.«
    »Weshalb hat er dann bis jetzt gewartet, um sich zu zeigen?«
    »Ich habe bereits seinen Zustand erwähnt.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht«, meinte Havenlake scharf. »Weshalb jetzt?«
    »Die Antwort ist ganz einfach«, sagte sie. »Ich konnte ihn endlich davon überzeugen, daß er hier gebraucht wird. Für jemanden wie Viktor kann das ein starkes Argument sein.«
    Havenlake war von ihrem letzten Satz fast entwaffnet, aber er behielt seine starre Miene bei. »Wie lange kennen Sie Viktor?«
    »Fast vier Monate.«
    »Dann hat er Ihnen beigebracht, Ihre telepathischen Fähigkeiten zu benutzen?«
    Sie nickte. »Ja – ohne ihn wäre ich nicht am Leben geblieben.«
    »Und Sie haben sich auf seinen Vorschlag hin Powell genähert?«
    »Ja.«
    »Also gut – soll er herkommen, wenn er will«, sagte er schließlich. »Wo ist er jetzt?«
    »Nur ein paar Meilen entfernt«, sagte Barbara. »Er kann am Nachmittag hier sein. Ich lasse ein Zimmer für ihn herrichten.«
    »Gut!« Havenlake stand auf. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Miß Graham – ich habe noch einiges zu tun. Sagen Sie mir Bescheid, wenn er ankommt.«
    Nachdem Havenlake die Routinedinge erledigt hatte, ging er zu dem Zimmer im zweiten Stock. Jeden Tag seit dem schrecklichen Experiment mit den Dobie-Zwillingen trat er diesen Bußgang an. Die Tatsache, daß nun auch Peter hilflos in einem anderen
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