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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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noch der Boß, trotz deines freundschaftlichen Bundes mit Powell.«
    Peter wurde rot vor Verlegenheit, als er an seinen heftigen Protest vom vergangenen Abend dachte. »Ich habe den Mund ziemlich vollgenommen, nicht wahr?«
    »Richard weiß, unter welcher Anspannung du stehst«, sagte sie. »Aber mach es dir nicht zur Gewohnheit. Du weißt, daß er recht hatte – wir haben für den Augenblick wirklich genügend Versuchspersonen.«
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte Peter. Er wollte sich erheben.
    Becky trat einen Schritt auf ihn zu und legte ihm die Hand sanft auf die Schulter. »Mach lieber langsam. Er sieht später ohnehin bei dir vorbei.«
    Peter blieb sitzen, weil er gar nicht die Kraft zum Aufstehen fand.
    »So ist es gut.« Becky nickte aufmunternd. »Kann ich irgend etwas für dich tun?«
    »Es geht schon wieder«, sagte er. »Wo ist Barbara?«
    »Sie arbeitet mit Richard an ein paar Tests.«
    »Mit den neuen Versuchspersonen?«
    »Ja. Ich muß jetzt gehen.« Becky ging auf die Tür zu.
    »He, Doc!« rief er ihr nach.
    »Ja?« Sie blieb stehen und sah ihn an.
    »Ihr Saum ist verknittert.«
    »Das will ich gar nicht wissen, junger Mann«, sagte sie mit einem Lachen, das deutlich ihre Erleichterung zeigte.
    Als sich die Tür hinter ihr schloß, ergriff ihn wieder die Abgespanntheit und Müdigkeit von vorhin, aber er gab ihr nicht nach. Jetzt mußte er seine Entscheidung durchführen und mit Barbara in Kontakt treten. Wenn sie mit den neuen Versuchspersonen arbeitete, war ihre telepathische Empfänglichkeit wahrscheinlich eingestellt, und er würde kaum auf Schwierigkeiten treffen. Er mußte sie nur dazu bringen, daß sie ihm vertraute und seine Erinnerungen durchforschte, dann konnte vielleicht die ganze Situation geklärt werden.
    Die Aussicht verscheuchte seine Müdigkeit, und er schwang die Beine mühelos auf den Diwan. Er legte sich zurück und schloß die Augen, dann traf er die nötigen Vorbereitungen. Selbst in seinem geschwächten Zustand bereiteten ihm die Entspannungsübungen keinerlei Schwierigkeiten. Aber als er einen vorsichtigen Gedankenstrahl aussenden wollte, erkannte er entsetzt, daß überhaupt nichts geschah.
    Er versuchte es noch einmal – der gleiche Mißerfolg. Es war, als betätigte man den Anlasser eines Wagens, dessen Batterie vollkommen erschöpft war. Es war einfach nichts da. Der Befehlsimpuls wanderte über die Nervenstränge und verschwand, als sei irgendwo der Stromkreis unterbrochen. Die Panik verlieh ihm besondere Kräfte, und er versuchte es immer wieder. Aber es war zwecklos.
    Schließlich verließ ihn auch sein Wille, und er blieb ruhig auf dem Diwan liegen. Eine zusammengesunkene, ausgehöhlte Gestalt, deren umränderte Augen blicklos zur Decke starrten. Seine telepathische Fähigkeit war verschwunden und hatte ihn zum Gefangenen seines Körpers gemacht.

 
27
     
    Barbara lag hellwach in der Dunkelheit und zitterte wie ein junges Mädchen, das seinen Geliebten erwartete. Viktor mußte jeden Moment kommen. Diese kurzen telepathischen Treffen vor dem Morgengrauen waren alles, was er jetzt für sie erübrigen konnte, und sie war ihm selbst für die wenigen Augenblicke dankbar. Aber danach sehnte sie sich immer nach der vollkommenen Verschmelzung, in der sie mehrere Monate gelebt hatten und in der sie jeden Gedanken und jedes Gefühl geteilt hatten.
    Sie ertappte sich untertags oft genug dabei, daß sie nach ihm tastete, konnte aber den Impuls immer noch unterdrücken. So sehr sie seine Unterstützung brauchte, sie mußte auf ihn verzichten. Er benötigte jede Sekunde, um sich von seinen nächtlichen Mühen zu erholen. Sie konnte nur an ihn denken. Er lag ein paar Meilen entfernt in seiner winzigen Kammer und erhielt nur die lieblose Pflege der brummigen Rosa.
    Viktor! Ihr verkrampfter Körper entspannte sich, als er in ihre Gedanken eindrang, und sie kam sich nicht mehr so verlassen vor. Sie brauchte ihn einfach.
    Schon gut – ich bin ja hier. Du würdest mich fressen, wenn du k önntest. Seine Gedanken waren amüsiert, zeigten aber eine gewisse Müdigkeit. Als sie diese Erschöpfung erkannte, schämte sie sich wegen ihrer egoistischen Haltung.
    Komm doch nach Portfield! bettelte sie. Hier kann ich dich wenigstens sehen und dir vielleicht irgendwie helfen.
    Du meinst, du willst dieser nutzlosen Hülle helfen, in der ich stecke? Wie immer sprach er verächtlich von dem Gefängnis seines winzigen Körpers.
    Vielleicht – aber im Augenblick brauchst du deinen Körper noch.
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