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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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1
     
    Es ist heiß hier drinnen …
    Und mein Kopf tut weh. Schade, daß ich ihn nicht bewegen kann Aber Doktor Schofield sagt, ich darf nicht, wegen des En-ze-pha-lo-gramms …
    Ich mag sie. Sie ist alt, aber nett. Sie riecht nach frischen Blumen – stinkt nicht nach Gin, wie Mama … Freche Bengel!
    Es ist heiß hier drinnen …
    »Es ist heiß hier drinnen. Kann man nicht das Fenster aufmachen, Doc?«
    »Toby, sei ein braver Junge, und halte mal für ein paar Minuten den Mund. Du bringst meine Messungen durcheinander.«
    Ich kann ihn nicht erkennen, aber ich weiß, wie er aussieht. Sein Gesicht ist richtig häßlich, wie bei einer Bulldogge – aber trotzdem nett. Er ist nämlich gar nicht so griesgrämig wie er aussieht. Und im Innern ist er auch gar nicht häßlich.
    Sie war innen häßlich – Mama, meine ich. In ihrem Kopf waren Dinge, vor denen Sid und ich uns ekelten. Und wir hatten Angst davor, besonders, als wir noch klein waren …
    Freche Bengel!
    Sie hat uns nie leiden können – Mama nicht.
    Sie behauptete immer, Sid und ich hätten ihr alles verpatzt. Einer der Männer, mit denen sie schlief, hätte sie schon geheiratet, sagte sie, wenn sie uns beide nicht auf dem Hals gehabt hätte.
    Na, jetzt hat sie uns los. Sie hörte, daß Doktor Havenlake Zwillinge suchte, und sie brachte uns zu ihm. Hätte gar nichts Klügeres tun können – auch wenn sie uns nur aus dem Hause haben wollte, damit ihr mehr Geld zum Versaufen blieb.
    Freche Bengel!
    Mir ist es egal … Doc Havenlake kümmert sich jetzt schon seit fast fünf Jahren um Sid und mich. Wir tun, was er sagt, auch wenn es manchmal nicht viel Sinn ergibt – und er ist immer nett zu uns und schimpft nicht und sagt nicht, daß wir frech sind oder so was … Wir wollten wirklich keinem was tun, nicht einmal Mama, so sind Sid und ich nicht. Aber manchmal trieb sie es zu schlimm, und da mußten wir uns wehren, und Kopfschmerzen waren das einzige Mittel. Natürlich, Doc Havenlake haben wir das nicht erzählt. Sid fand, es sei nicht gut, wenn er wüßte, daß wir so etwas könnten … Ich möchte wissen, was Sid jetzt macht.
    »Ich möchte wissen, was Sid jetzt macht.«
    »Schsch, Toby!« sagt Doktor Schofield, ihr Gesicht ganz nahe bei mir, als sie an den Drähten herumfummelt, die sie mir in den Kopf gesteckt haben. Sie jucken ein wenig, aber Doc Havenlake sagt, das kann man nicht ändern, und für das Team ist es gut.
    Wir arbeiten wie ein echtes Team – ich, Sid, Doktor Schofield und Doc Havenlake. Natürlich, bei Sid und mir ist das etwas anderes – wir konnten Es immer gemeinsam machen, schon als wir Babys waren. Da schrie ich, wenn er naß war, und wir machten einen Höllenlärm. Freche Bengel! Doktor Schofield und Doc Havenlake können Es nicht so wie wir. Deshalb sind Sid und ich so wichtig. Wir sind nicht klug und gebildet wie sie, aber wir schaffen Es auch so. Das haben wir Doc Havenlake schon oft gesagt. Aber er sieht uns nur mit seinem Bulldoggen-Gesicht an und lächelt ein bißchen traurig. Er sagt, daß Es eine wunderbare Begabung sei – nur, er nennt Es Telepathie. Das ist ein umständliches langes Wort für etwas, das so einfach wie das Atmen ist – oder nicht?
    Ich möchte wissen, wie der gute Sid in London vorankommt.
    Liegt wahrscheinlich auch wie ein Schnürpaket auf irgendeiner Couch. Ich glaube, ich könnte es herausbringen, wenn ich wollte. Es ist hundert Meilen entfernt, aber ich und Sid waren nie richtig getrennt. Natürlich, bis jetzt war die Entfernung immer kleiner, keine hundert Meilen … Aber ich versuche es lieber noch nicht. Der Doc sagt mir, wann er soweit ist, das soll ja der Sinn des Versuchs sein … ich meine, es ist unwichtig, daß ich weiß, ich könnte es – er will sehen, wie ich es mache, und dabei Messungen mit diesen Drähten in meinem Kopf und dem anderen Zeug anstellen …
    »Ich möchte wissen, wie Sid in London vorankommt!«
    »Toby, du bist wirklich schrecklich!« sagt Doktor Schofield.
    »Schon gut, Becky«, meint Doc Havenlake. »Es ist alles unter Kontrolle. Laß ihn reden, wenn er will – das entspannt.«
    Entspannt! Mit den Drähten im Haar! Und wo mein Hals ganz steif ist, weil ich mich nicht rühren darf! Denkste, kann ich nur sagen …
    Ich höre Doc Havenlakes feste Schritte über den Laborboden kommen, und einen Moment später hängt sein viereckiges Gesicht über mir.
    »Wie geht es, Toby? Bequem?«
    Ich grinse ihn an, weil ich zum Team gehöre und weil man eben nicht eklig und gereizt
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