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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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»Dann weißt du auf die Sekunde genau, wann du dich konzentrieren mußt. Fertig, Becky?«
    »Fertig«, sagt Doktor Schofield. Sie beugt sich wieder über mich, und ich merke, wie sie meine Hand berührt, ganz weich. Ich kann auch ihre Gedanken spüren, sie sind warm und lieb wie ihre Hand – aber da ist noch was anderes, weil sie nicht glücklich ist.
    »Viel Glück, Toby«, sagt sie leise.
    »Keine Angst, Doktor Schofield.« Ich grinse sie an. »Wir sind ja alle im Team, und da muß es doch klappen.«
    »Zwei Minuten«, sagt Doc Havenlake. Sein Gesicht ist ganz bulldoggenernst, aber ich kann seine Gedanken nicht lesen, weil er wie immer von einer Art Barriere umgeben ist, so daß nichts hinein oder heraus kann.
    Einen Moment lang hört man nur das Ticken der großen Uhr dann nickt Doc Havenlake, und Wilson, der Labortechniker, den ich nicht sehen kann, schaltet den Motor des En-ze-pha-lo-graphs ein.
    Ganz plötzlich bekomme ich wieder dieses merkwürdige, zitterige Gefühl, nur ist es diesmal schlimmer, und es macht mir Angst. Wenn sich Doc Havenlake nicht auf uns verlassen würde, so würde ich jetzt aufschreien und den Versuch unterbrechen. Aber das wäre dem Team gegenüber nicht fair. Ich schwitze scheußlich, und gleichzeitig habe ich eine Gänsehaut.
    Doktor Schofield fängt zu zählen an. »Neunundzwanzig – achtundzwanzig – siebenundzwanzig …«
    Der kleine Zeiger auf Doc Havenlakes Uhr kommt jetzt schnell voran, aber ich brauche ihn nicht mehr zu beobachten. Ich mache die Augen zu und betrachte schwitzend die Muster hinter meinen Lidern.
    »Zwanzig – neunzehn – achtzehn …«
    Ich mache mich fertig. Ich sammle meine Gedanken. Es ist wie eine Feder, die sich zusammenrollt, und die Lichtflecken in meinen Lidern fließen zusammen, bis sie immer rundum gehen, wie ein Strudel aus Licht.
    »Zehn – neun – acht …«
    Der Strudel wird größer und größer, er füllt meinen Kopf mit seinem hellen Licht, und ich spüre, wie er hinausgeht …
    »Sechs – fünf – vier …«
    Er ist jetzt draußen und tastet mit Lichtarmen umher, und sie gehören irgendwie noch zu mir, wie sie so über den Boden hinwegfliegen. Ich kann die Wälder sehen und die Bäume, aber gleichzeitig spüre ich den Druck der Couch gegen meinen Körper und den frischen Blumenduft von Doktor Schofield. Ein Lichtarm macht einen Bogen um das Dorf Portfield mit seinem Durcheinander an Gedanken.
    »ZWEI – EINS.«
    Und da ist Sid. Guter alter Sid! Wenn ich bei ihm bin, fühle ich mich gleich besser, und die komische Gänsehaut ist mir egal, ebenso die Hitze und alles andere.
    London ist scheußlich – ein Affenkasten, in dem alles durcheinanderschnattert.
    Wir haben es geschafft, Sid! Über hundert Meilen!
    Klar. Was hast’n du gedacht? Und jetzt hör zu quatschen auf! Mister Morax will, daß ich dir ein Stück aus einem Gedicht vorlese.
    BEANO wäre mir lieber – möchte wissen, was unser guter Korky diese Woche wieder anstellt.
    Hier ist das Gedicht. Sag es dem Doc gleich vor, während ich lese. Wach auf! Der Morgen droht der finstern Nacht, er ballt die Faust, verjagt der Sterne Pracht.
    Was soll’n das?
    Ist egal, was es soll – sag es einfach nach!
    Hat keinen Sinn, jetzt zu streiten – ich höre, wie Doktor Schofield die Minute zählt. Also sage ich die Worte, auch wenn sie nicht viel Sinn ergeben.
    Gut, hier ist der Rest: Und sieh! Im Osten steht der Jäger auf …
    Einen Augenblick, Sid!
    Ich habe schon wieder diesen Schüttelfrost – aber diesmal ist er zehnmal so schlimm. Fühlt sich an, als würde jemand meinen Körper bis auf die Knochen einfrieren. Und ich habe Angst – fürchterliche Angst …
    Sid!
    Toby! Was ist los? Dunkle Höhlen – Fledermäuse – glitschige Wände – ein offenes Grab – der Geruch nach Erde …
    Sid! Weshalb machst du das?
    Und dann erkenne ich, daß das nicht Sid ist – jemand tut es ihm an – und mir … Da ist ein anderer, oder etwas anderes, der Es auch kann. Er kann Es wie wir, aber stärker – so stark, daß mein Kopf ganz mit diesen schrecklichen Dingen angefüllt ist – Schreckgespenster – Schlangen, Spinnen – Dinge der Nacht – sie kommen auf mich zu – sie sind echt …
    Sid – Sid!
    Aber er kann mir nicht helfen – er ist fort. Wenn ich nur in mein Inneres zurückkehren könnte, wenn ich die Augen aufmachen und mein Gehirn verschließen könnte! Aber ich kann nicht. Ich kann diese Flut schrecklicher Dinge, die in meinen Kopf kommen, nicht aufhalten. Und ich kann es
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