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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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natürlich um Peter Moray?« fragte Powell.
    »Ja – er steht nicht auf der Stufe der Zwillinge, aber er ist eindeutig auf einer weit höheren Stufe als alle anderen Versuchspersonen. Einer der großen Vorteile von Sid und Toby besteht darin, daß sie von Natur aus ein gleiches Paar sind, das logischerweise auf der ›gleichen Wellenlänge‹ liegt.«
    »Sie meinen, daß Moray mit einem ähnlichen Partner auch so gut wie die Dobies wäre?«
    Becky zuckte die Achseln. »Wir können es im Moment natürlich nicht sagen, aber es wäre eine Möglichkeit.«
    Powell sah sie scharf an. »Wenn diese Geheimgruppe existiert wäre es dann nicht logisch, daß sie einen ihrer Leute als Beobachter nach Portfield schickt? Und wenn dem so wäre, dann würde diese Person bestimmt nicht ihre vollen Kräfte aufdecken, oder?«
    Becky spürte einen Eisklumpen im Magen, als sie Powells glattes Gesicht ansah. »Einen Moment, Mister Powell! Ich höre mir gern Ihre phantastischen Theorien an, und ich gebe sogar zu, daß sie ein Körnchen Wahrheit enthalten könnten – aber wenn Sie Ihre Theorien über die Treue meiner Mitarbeiter aufstellen, dann ist das etwas ganz anderes.«
    »Bitte, Becky – ich wollte Sie wirklich nicht verärgern. Ich sprach nur eine logische Möglichkeit aus, die zu meiner Theorie paßte. Das ist alles.«
    »Sie wissen verdammt gut, daß das nicht alles ist«, fauchte Becky. Sie stand auf. Sie ärgerte sich, daß sie sich von Powell in diese Position hatte treiben lassen. »Ich fürchte, daß ich weder die Zeit noch die Laune habe, mich an Ihrer Geisterjagd zu beteiligen, Mister Powell. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch zu arbeiten.«
     

 
3
     
    Peter Moray war ein großer, forscher, athletisch gebauter junger Mann. Nur die etwas schiefe Nase, die er sich bei einem Rugbyspiel geholt hatte und die sämtlichen Bemühungen eines guten Chirurgen getrotzt hatte, störte das Bild des blonden jungen Gottes ein wenig.
    Nun sah er auf die reglose Gestalt herab. Noch bevor er die ersten Tastversuche machte, kamen ihm Zweifel. Es war, als stünde er am Rand einer großen Höhle und spürte das Zerren unbekannter Kräfte. Er hatte beschlossen, daß er am besten in Sids Gedanken eindringen konnte, wenn sie beide ganz allein waren. Auf diese Weise konnten keine anderen Gedankenausstrahlungen seine Konzentration stören. Sid war der Junge des Zwillingspaars, mit dem er auch früher immer besser ausgekommen war. Er war bei ihm in dem Londoner Labor gewesen, als die schreckliche Sache passierte.
    Er fragte sich, wie schon so oft, was geschehen wäre, wenn er während des Langstrecken-Experiments telepathisch mit Sid verbunden gewesen wäre, anstatt sich auf die Aufzeichnungen zu konzentrieren. Wahrscheinlich hätten nun drei anstelle von zwei Fragezeichen dagelegen.
    Er warf einen Blick auf das Kameraauge, das ihn aus ein paar Schritt Entfernung kühl beobachtete. Havenlake und Rebecca Schofield standen wartend am anderen Ende des Apparates. Aber sie konnten ihm nicht helfen, wenn etwas schiefging. Er war allein auf einer Ebene, die nur er und die Zwillinge betreten konnten. Peter merkte, daß er Theorien nachhing, anstatt sich zu konzentrieren. Jetzt – es mußte jetzt sein, bevor er alles verdarb.
    Er schloß die Augen und begann mit den Entspannungsübungen. Zuerst beruhigte er seine Muskeln, dann sein Gehirn – bis es wie ein stiller, klarer Teich war.
    Die Dobies brauchten solche Vorbereitungen nicht, wenn sie Kontakt aufnahmen, aber Peter fand die Übungen beruhigend. Er hatte sein Talent während einer Entspannungsübung entdeckt.
    Diese erste Entdeckung telepathischer Empfänglichkeit konnte erschreckend sein – sie konnte einen an den Rand des Irrsinns bringen. Peter hatte plötzlich, während des Entspannungsvorganges, Stimmen in seinem Innern gehört. Sie gehörten zu den beiden Studenten im Raum nebenan, und zuerst hatte er an einen akustischen Trick gedacht. Dann erkannte er, daß es sich nicht um eine normale Unterhaltung handelte, sondern daß er zwei Monologe aufnahm. Er empfing den gesamten Gedankenstrom der beiden jungen Männer.
    Für Peter Moray, der bis dahin ein recht unbekümmerter, rugbybegeisterter Physikstudent gewesen war, bedeutete dieses Erlebnis den Bruch mit seinem bisherigen Leben.
    Doch genug damit – er war allein mit den Farben und Mustern hinter seinen geschlossenen Augenlidern, er öffnete sein Inneres und streckte einen vorsichtigen Gedankenfühler aus. Sid Dobies
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