Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
Vom Netzwerk:
Albrecht Dürer – Dürers Adel
    Albrecht Dürer, der große Nürnberger Maler, war beauftragt, die Wände des großen neuen Rathaussaales zu schmücken. Tag für Tag arbeitete der Meister an dem »großen Triumphzug des Kaisers«. Kaiser Maximilian war gern in Nürnberg, und kam auch einmal in den Rathaussaal, um Albrecht Dürer bei seiner Arbeit zu besuchen. Sie sprachen über die Figuren und der Kaiser lobte manches, wünschte aber eine Figur ein wenig anders, als der Maler sie dargestellt hatte. Dürer ließ eine Leiter bringen, stieg rasch hinauf und warf die Figur nach der Beschreibung des Kaisers rasch mit Kohle an die Wand. Dabei schwankte die Leiter, so daß der Kaiser Sorge bekam, sie könnte fallen. Da rief der Kaiser einen Pagen und hieß ihm, dem Meister die Leiter zu halten. Der junge Edelmann aber hob seinen Kopf, verneigte sich vor dem Kaiser, und sagte: »Soll ich, ein Edelmann aus bestem Stand, einem bürgerlichen Meister dienen? Das sollen die Diener tun!«
    Der Kaiser runzelte die Stirne. Rasch griff er selbst nach der schwankenden Leiter und sagte zu dem eitlen Tropf: »Was der Kaiser tut, wird Euch nicht Unehre machen! Auf dieser Seite ich, auf der dort Ihr.«
    Als der Künstler, Albrecht Dürer, wieder herabgestiegen war, wandte sich der Kaiser noch einmal zu dem jungen Herrn und zu seinem adeligen Gefolge und sagte: »Albrecht Dürer ist in seinem Reich der Kunst ein Herr und Fürst wie keiner in der Welt! Aus hundert stolzen Edelleuten kann ich keinen Dürer machen. Aber wenn ich will, aus jedem meiner Untertanen einen Edelmann!«
    Dann wandte er sich an Dürer: »Knie nieder!« Der Kaiser zog sein Schwert und sprach: »Dulde diesen Schlag und fürder keinen mehr! Steh' auf als edler Ritter des Heiligen Römischen Reiches! Du sollst deinen Namen behalten wie bisher. Denn du hast ihn selber durch deine große Kunst geadelt! Deine Farbe soll himmelblau sein, mit drei silbernen Schilden zum Zeichen deiner Kunst deines Fleißes und deiner Bescheidenheit!«

Das Brettener Hundle
    Vor langer Zeit war Bretten einmal belagert worden. Der Feind hatte die Stadt ringsum eingeschlossen und ließ nichts herein und nichts heraus. Bald gab es in Bretten nur wenig mehr zu essen, und die Not wurde täglich größer. Da beschloß der Rat, die Belagerer durch eine List zum Abzug zu bringen. Ein runder Mops – man sagt, er habe dem Schultheissen gehört – wurde recht fett gefüttert und dann zum Tor hinausgelassen, damit der Feind glaube, in Bretten gebe es noch genug zu essen.
    Als die Feinde das fette Hundle zum Tor heraus »quaddeln« sahen, glaubten sie wirklich, die Brettener müßten noch Nahrung im Überfluß haben, wenn sie sogar die Hunde so mästen könnten, und sie zogen ab. Damit aber niemand ihnen nachsagen könne, sie hätten keinen Schwanz von Bretten mit heimgebracht, schnitten sie dem Hund das Schwänzle ab. Die Bürger aber errichteten dem Hündchen ein Denkmal, das heute noch an der Kirche zu sehen ist.

Das Christusbild in der Neumünsterkirche zu Würzburg
    Ein Dieb stieg einst in die Neumünsterkirche zu Würzburg ein. Er hatte bemerkt, daß ein Christusbildnis in der Kirche mit einer kostbaren goldenen Kette geziert war, die ein frommer Gläubiger zur Erfüllung eines Gelübdes gestiftet hatte. In ernster Ruhe verharrte der Gekreuzigte, die Arme fest an den Kreuzesstamm geheftet.
    Strafend schienen die Augen der heiligen Gestalt den Kirchenräuber anzuschauen; aber der Dieb ließ sich nicht schrecken. Er nahte dem hölzernen Bild und streckte gierig die Hand nach der Goldkette aus. Da ließ das Bild seine Arme vom Kreuzesstamm los und umklammerte den Dieb. Dieser war aufs höchste erschrocken. Er ächzte und winselte wie ein Fuchs im Eisen; aber niemand hörte ihn; denn das Kruzifix stand in der unterirdischen Krypta der Neumünsterkirche. Doch als dem Dieb die Umklammerung schier unerträglich wurde, stieß er gellende Hilferufe aus. Endlich hörten die Leute sein Geschrei. Man nahm den Verbrecher fest, band ihn und brachte ihn in sicheren Gewahrsam.
    Noch ein zweites Wunder geschah: die Arme des Gekreuzigten blieben in der gleichen Lage, auch als sie den Dieb losgelassen hatten, wie bei der Umfassung ausgestreckt, und so wird das Bild bis in unsere Zeit gezeigt und angestaunt.

Das Drudendrücken in Nürnberg
    Ein Schuster zu Nürnberg hatte einst einen neuen Gesellen bekommen. Das war ein frischer Bursche von kräftiger Gestalt und gutem Aussehen. Etliche Wochen verstrichen, da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher