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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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Streit. Als Kaiser Karl IV. den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich V, seinen Schwiegersohn, gar zum Reichsfürsten ernannt hatte, da wurde der Stolz des Herren noch größer und die ganze Schar um ihn herum sah mit Spott und Verachtung auf die »Spiessbürger« und »Pfefferbälge« der Reichsstadt herunter. Die burggräflichen Knechte zogen oft nachts in die Straßen der Stadt hinunter und johlten und schrien, läuteten an den Glocken der Häuser, schlugen mit ihren Lanzen an die Haustore und trieben sonst noch allerlei Schabernack. Wenn der Rat der Stadt sich deswegen beim Burggrafen beklagte, dann wurde er abgewiesen und verhöhnt. Da wandten sich die Nürnberger schließlich an den Kaiser und erbaten die Erlaubnis, um die Burg des Grafen eine Mauer bauen zu dürfen, deren Tore in der Nacht versperrt wurden, damit die Knechte nicht mehr in die Stadt kommen und dort Unfug stiften könnten. Der Kaiser gab gegen gute Bezahlung die Erlaubnis. Als der Burggraf einmal für längere Zeit fortgeritten war, machte sich die ganze Bürgerschaft daran und baute innerhalb von 14 Tagen eine Mauer auf, die ganz eng um die Burggrafenburg herumlief. Das war im Jahr 1372. Als der Burggraf von seiner Reise zurückkam, fand er seine Wohnung und seinen Hof von dieser Mauer umgeben und die Tore verschlossen. Er mußte den Nürnberger Stadtwächter an dem Tor zu seiner Burg um Durchlaß bitten. Da war der Burggraf zornig. Er verlangte, dass die Nürnberger auf der Stelle die Mauer abrissen, und, als die sich auf den Kaiser beriefen, sagte er: »Kaiser hin, Kaiser her! Ich will die Mauer nicht leiden« Der Kaiser war sein Schwiegervater; aber Friedrich V., der zornige Burggraf, erreichte nichts bei ihm. Im Groll ritt er vom Kaiserhof und wollte einen Krieg anfangen. Der Kaiser aber wußte, dass die Nürnberger keinen Krieg führen wollten und machte ihnen einen Vorschlag zur Vermittlung. Die Nürnberger überlegten sich, dass ein Krieg ihnen großen Schaden tun würde und waren bereit, 5000 Gulden für die Mauer zu bezahlen. Sie versprachen auch, dass sie das Tor in Friedenszeiten abhängen wollen, damit der Burggraf mit seinem Gesinnte ungehindert jederzeit durchreiten könnte. Nur für den Kriegsfall und für anderen Unfrieden ließen sie sich ausdrücklich das Recht bestätigen das Tor wieder einzuhängen. Von da an gefiel es den Burggrafen nicht mehr auf der Nürnberger Höhe wo sie solange fürstlich gewohnt hatten. Sie zogen nach Kadolzburg, wo sie ungehindert aus ihrem Schloß aus- und einreiten konnten, wann sie wollten.

Der Dudelsackpfeifer
    In den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts war die Pest in Europa. Wer von der Krankheit gepackt wurde, bekam plötzlich am ganzen Körper schwarze Punkte. Und wenn diese Zeichen zu sehen waren, starb der Mensch meist nach ein paar Stunden. Die Pest wanderte durch die Länder von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt; wenn sie irgendwo auftrat, flohen die Menschen in schrecklicher Angst, und weil jedesmal schon eine Anzahl angesteckt waren, wurde gerade durch diese panische Flucht die Pest nach allen Seiten ausgebreitet. Auch in Nürnberg starben damals ganze Straßen aus. Die Kranken lagen hilflos dort, wo sie gerade ohnmächtig geworden waren: in ihren Stuben, auf den Treppen, in den Straßen und an den Brunnen. Jeden Tag fuhr einmal der Pestwagen vorbei und der Kutscher lud die Toten auf, wie er sie fand, oder wie sie ihm gemeldet wurden. draußen vor der Stadt war ein großes Loch gegraben; in das wurden die Toten hineingeworfen, wie sie waren. Kein Mensch konnte in diesen Tagen daran denken, die Toten zu waschen oder besonders zu kleiden, sie in Sarge Zu legen oder eine regelrechte, feierliche Beerdigung zu halten.
    In diesen Tagen lebte ein Musikant in Nürnberg, der in den Wirtschaften bei Wein und Bier den Dudelsack blies und von dem lebte, was ihm die Zecher zuwarfen. Er war aber selber ein guter Trinker, und alles, was er da verdiente, nahm den Weg durch seine Gurgel. Er war lustig und guter Dinge den ganzen Tag und ließ sich auch von der Pest nicht schrecken.
    Einmal war es wieder recht lustig gewesen im Wirtshaus. Der Musikant hatte gedudelt und ein paar Gläslein zuviel erwischt. Als sein Geld aus war, und er nach Haus wanken wollte, kam ihm die frische Luft zu gewaltig über den Kopf, und er blieb – übervoll wie er war – mitsamt seinen' Dudelsack mitten auf der Straße liegen. Kurze Zeit, nachdem er sich an dem harten Ort zum Schlafen gelegt hatte, fuhr der Pestwagen vorbei.
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