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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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der Burg! Ich hab so einen bösen Traum gehabt« Sie hatte geweint vor Sorge und Angst um ihn und seine Gesundheit, er aber hatte gelacht: »Soll ich all die Herren umsonst bestellt haben? Und sollen an die Treiber draußen im Wald ohne Jagd wieder heimgehen? Nein, nein! Beruhige dich! Ich bin hier und im Wald in Gottes Hut!« So war er weggeritten und hatte noch gesehen, wie sie ihm in Tränen lächelnd mit ihrem seidenen Tüchlein nachgewinkt hatte, solange sie ihn sehen konnte.
    Daran dachte der Kaiser Heinrich. Dann aber schüttelte er sich und lachte, gab seinem schweren Roß die Sporen und setzte sich an die Spitze der Gesellschaft im munteren Trab ging es immer tiefer hinein in die hohen Gewölbe der Eichen und Linden, die dort standen, und unter denen man in langer, grasiger Bahn hinter dem fliehenden Wild herreiten konnte. Da sprang eine schöne, große Hirschkuh vor dem Kaiser aus dem Gebüsch und setzte in langen Sprüngen vor Ihm her. Der Kaiser gab mit hellem Ruf dem Pferde die Sporen und jagte hinter ihr her weiter und weiter nach Süden zu. Das Gefolge blieb weit zurück und verlor den Kaiser aus den Augen. Der aber jagte und seinem Pferd unaufhörlich hinter der Hirschkuh her und konnte sie nicht erreichen. Auf einmal war das Tier vor seinen Augen verschwunden; er jagte weiter da stutzte sein Pferd und sprang erschreckt zurück. Mit Mühe nur konnte der Kaiser sich im Sattel halten im unvorhergesehenen Sprung seines Pferdes. Zornig gab er ihm die Sporen. Umsonst, es stieg steil in die Höhe erschreckt vor einem alten, schwarzen Baumstumpf, den der Blitz geschwärzt hatte. Vorbei an dem schwarzen Lindenstamm, aus dem nur noch wenige grüne Blätter austrieben, schaute der Kaiser in einen tiefen Abgrund. In den wäre er sicher gestürzt, wenn sein Pferd nicht vor dem Blitz geschwächten Lindenbaum erschrocken gestutzt hätte. Der Kaiser brach zur Erinnerung ein Lindenzweiglein ab und steckte es auf seinen Hut Spät in der Nacht erst kam der Jagdzug heim zur Nürnberger Burg. Die Kaiserin hatte in großer Angst gewacht und gewartet, und als der Kaiser in den Burghof hereinritt, ging Kunigunde ihm entgegen und rief: »Warum kehrst du heute so spät zurück:, du böser Mann?« Da beugte sich der Kaiser herab zu ihr, zog seinen Hut, nahm das Lindenzweiglein herunter und reichte es ihr mit den Worten: »Die Linde, an der das Zweiglein gewachsen ist, hat dir heute das Leben deines Mannes gerettet«. Und er erzählte ihr, wie es ihm ergangen war. Am andern Morgen pflanzte Kunigunde das Zweiglein in die Mitte des Burghofes, und dort grünte es weiter und wuchs und wurde ein mächtiger Lindenbaum, der den ganzen Hof beschattete. Fast tausend Jahre stand dort der Baum. Ich selber hab ihn noch stehen sehen, mehr als eine Klafter breit, gänzlich hohl, aber ringsum mit grünen Blättern. Ein schwerer Gewittersturm mit zündendem Blitzstrahl stürzte ihn in einer Nacht. Meine Kinder konnten noch die angekohlten Reste am alten Platz sehen. Meine Enkel sahen auch das nicht mehr. Aber Ich kann ihnen den Ort noch zeigen, wo die alte, große Burglinde von Nürnberg stand.

Wie die Nürnberger das grosse Spital bekamen
    Im Plobenhof (an der heutigen Museumsbrücke) wohnte in alter Zeit die Familie Groß, die zu den Nürnberger »Geschlechtern«, d. h. zu den Familien gehörte, die Nürnberg regierten. Hinter ihrem Haus war ein großer Garten mit schönen alten Bäumen, der bis hinunter an die Pegnitz ging. Heinz Groß hatte einen häßlichen Ausschlag. Das Volk von Nürnberg nannte ihn deshalb nur den »grindigen Heinz«. Er ließ sich deshalb nicht gern auf den Straßen sehen. Er ließ sich auch nicht in den Rat aufnehmen, obwohl er sonst ein gescheiter und achtbarer Mann war. Dafür arbeitete er viel in seinen großen Garten Einmal im Sommer des Jahres 1320 hatte er lange gearbeitet, hatte gejätet und gegraben, war müde geworden und hatte sich schließlich unter eine große Linde zum Schlafen gelegt. Da sah er sich im Traum in seinem Garten gehen und dabei fand er einen großen Schatz. Weil er kein Werkzeug dabei hatte, konnte er ihn nicht heben. Er wollte schnell ins Haus laufen, um eine Schaufel zu holen. Damit er aber den Platz wiederfinde, streute er 23 Lindenblätter auf den Boden. Dann eilte er fort. Und wachte auf.
    Er lag noch unter dem Lindenbaum, aber der Traum ließ ihn nicht los. Er stand auf und ging nachdenklich im Garten auf und ab. Da kam er an die Stelle, an der er vorhin im Traum den Schatz gesehen
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