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Dinner fuer drei Roman

Dinner fuer drei Roman

Titel: Dinner fuer drei Roman
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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    Das gesamte Frühjahr über betete Honey zu Walt Disney. Sie saß in ihrer Schlafnische im hinteren Teil des rostigen alten Wohnwagens, der in einem kleinen Pinienwäldchen hinter der dritten Erhebung von Black Thunder, der geliebten Achterbahn, stand, und wandte sich in der Hoffnung, dass eines dieser mächtigen himmlischen Geschöpfe ihr am Ende half, an Gott, an Walt und manchmal sogar an Jesus. Ihre Arme ruhten auf dem verbogenen Sims des einzigen Fensters der Nische, und sie blickte durch das herabhängende Fliegengitter auf das kleine Stück nächtlichen Himmels, das über den Wipfeln der Pinien gerade noch zu sehen war.
    »Mr. Disney, hier ist wieder Honey. Ich weiß, dass der Silver-Lake-Freizeitpark jetzt, wo der Wasserspiegel so niedrig ist, dass man all die verrotteten Baumstümpfe erkennen kann, und wo die Bobby Lee am Ende des Docks auf dem Grund des Sees liegt, nicht gerade toll aussieht. Sicher haben letzte Woche höchstens hundert Leute unseren Park besucht, aber das heißt nicht, dass es so bleiben muss.«
    Seit im Democrat, der führenden Zeitung des Bezirks Paxawatchie, gestanden hatte, dass die Leute von Walt Disney in Erwägung zögen, den Silver-Lake-Freizeitpark zu kaufen und eine South-Carolina-Version von Disney World daraus zu machen, konnte Honey an nichts anderes mehr denken. Sie war sechzehn Jahre alt und wusste, dass es albern und vor allem für eine gläubige Baptistin recht fragwürdig war, ihre Gebete an Mr. Disney zu richten, aber eine verzweifelte Situation erforderte nun einmal verzweifelte Maßnahmen.
    Sie zählte Mr. Disney die Vorteile einer Entscheidung zugunsten
des Vergnügungsparks auf: »Von der Interstate ist es nur eine Stunde bis hierher. Und mit ein paar guten Wegweisern ließen sich sicher sämtliche Eltern, die auf dem Weg nach Myrtle Beach sind, mit ihren Kindern für einen Tag hierher locken. Abgesehen von den Moskitos und der Feuchtigkeit haben wir ein durchaus angenehmes Klima. Der See könnte richtig hübsch werden, wenn Ihre Angestellten den Farbhersteller Purlex dazu bewegen könnten, endlich aufzuhören, seine giftigen Abfälle dort hineinzuleiten. Außerdem könnten die Leute, die Ihr Unternehmen seit Ihrem Tod leiten, den Park ganz billig kriegen. Könnten Sie bei Ihnen nicht ein gutes Wort für uns einlegen? Könnten Sie ihnen nicht irgendwie begreiflich machen, dass der Freizeitpark genau das ist, was sie suchen?«
    Plötzlich wurde die Mischung aus Gebet und Verkaufsveranstaltung von der dünnen Stimme ihrer Tante unterbrochen. »Mit wem sprichst du da, Honey? Du hast doch nicht etwa einen Jungen bei dir im Schlafzimmer, oder?«
    »Doch natürlich, Sophie«, erwiderte Honey grinsend. »Und zwar gleich ein ganzes Dutzend. Und einer von ihnen macht sich gerade daran, mir seinen Schniedelwutz zu zeigen.«
    »Also bitte, Honey. So solltest du nicht reden. Das ist wirklich nicht schön.«
    »Tut mir Leid.« Honey wusste, dass sie Sophie nicht ärgern sollte, aber sie mochte es einfach, wenn sich die Tante über sie aufregte. Es passierte nicht sehr oft, und es hatte niemals irgendwelche Folgen, aber wenn Sophie sich aufregte, konnte Honey fast so tun, als sei sie ihre richtige Mutter und nicht nur ihre Tante.
    Gelächter drang aus dem Nebenzimmer, als das Publikum der Tonight Show auf einen von Johnny Carsons Witzen über Erdnüsse und Jimmy Carter reagierte. Bei Sophie lief den ganzen Tag der Fernseher. Sie behauptete, die Geräusche wären ein Ersatz für die Stimme von Onkel Earl.

    Earl Booker war vor anderthalb Jahren gestorben, wodurch Sophie die offizielle Eigentümerin des Freizeitparks geworden war. Bereits zu seinen Lebzeiten war sie nicht gerade ein Energiebündel gewesen, doch seit seinem Tod war es noch viel schlimmer, sodass die Leitung des Unternehmens fast ausschließlich in Honeys Händen lag. Sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Tante Sophie schlief. Obwohl sie kaum jemals vor dem Mittagessen aufstand, fielen ihr die Augen für gewöhnlich spätestens um Mitternacht schon wieder zu.
    Honey lehnte sich gegen die Kissen. Im Wohnwagen war es heiß und stickig. Obgleich sie nur ein orangefarbenes Budweiser-T-Shirt und einen Slip trug, war sie völlig verschwitzt. Früher einmal hatten sie eine Klimaanlage besessen, aber die funktionierte genau wie alles andere bereits seit einer Ewigkeit nicht mehr, und für eine Reparatur fehlte ihnen ganz einfach das Geld.
    Honey blickte auf die Zeiger der Uhr, die neben dem Bett stand,
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