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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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wir ein unnötiges Risiko mit Peter eingehen sollten.«
    »Sicher, aber das ist genau die Arbeit, bei der er am wertvollsten für uns ist. Was macht er übrigens?«
    »Er schläft. Sids Katatonie hat ihn fertiggemacht.«
    »Sehen wir nach ihm.«
    Becky stand auf. »Also gut, wenn du unbedingt willst. Er wird sogar mitmachen, wenn er halbtot ist, das weißt du ja. Er schwört auf dich.« Im nächsten Moment bereute sie ihre Worte. Die Tragödie mit den Dobie-Zwillingen lastete noch auf Richard, und sie wußte, was für Vorwürfe er sich machte. Er hatte genug zu tragen.
    »Glaubst du, ich würde ihn fragen, wenn ich selbst Telepath wäre?« knurrte er.
    »Wenn Wünsche Pferde wären …«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. »Übrigens, ich hatte gestern noch ein Plauderstündchen mit unserem glatten Mister Powell, nachdem du ihn hinausgeworfen hattest.«
    »Was wollte der denn?« erkundigte sich Havenlake.
    »Es war in der Hauptsache die übliche Ausfragerei.«
    »Powell erwartet Wunder, das ist es eben«, sagte Havenlake. »Wenn er sich in eine Ecke setzen und abwarten würde, anstatt dauernd bei uns herumzustochern …«
    »Nun ja, er glaubt, daß es zu seiner Arbeit gehört. Schließlich ist er bei diesem Projekt das Auge und das Ohr des Ministers.«
    »Und der Mund!« stöhnte Havenlake. »Er drängt mich jetzt schon seit Monaten zu einer Stellungnahme über seine Esper-Spionage-Abteilung. Ich habe versucht, ihm zu erklären, daß das Unsinn ist. Ebenso hätte Marconi nach seinen ersten erfolgreichen Versuchen mit der Radiotelegraphie einen Fernsehapparat bauen können.«
    »Nicht ganz«, sagte Becky ruhig. »Weißt du, Powell ist davon überzeugt, daß es bereits eine voll ausgebildete Fernsehgesellschaft bei der Konkurrenz gibt.«
    »Wovon redest du eigentlich?« fragte Havenlake verwirrt.
    »Von einer Telepathengruppe, die weit größere Kräfte besitzt als die Dobie-Zwillinge. Von einer Gruppe, die ihre Existenz geheimhält.«
    »Und welche Beweise gibt es für diese Märchen?«
    »Könnte es nicht sein, daß diese Gruppe zu dem Schluß gekommen ist, unsere Experimente mit Sid und Toby gefährdeten ihre Sicherheit? Wenn ja, dann wäre es nur logisch, daß sie die nötigen Schritte unternommen hat.«
    »Indem sie diese beiden armen Teufel zu Krüppeln machte? Nein! Ich glaube einfach nicht, daß hochstehende Telepathen zu einer so unmoralischen Tat fähig wären. Die ganze Idee ist typisch für einen Laien, der sich die Psi-Kräfte als eine Art Mummenschanz vorstellt. Es überrascht mich, Becky, daß du dir den Quatsch überhaupt angehört hast.« Havenlake stapfte ärgerlich zur Tür.
    Becky folgte ihm. Sie betrachtete nachdenklich den breiten Rücken ihres Chefs. Richard glaubte, daß ein vollkommener Telepath auch ein vollkommen moralisches Wesen sein müsse.
     

 
6
     
    »Wie Sie aus der Akte sehen können, ist Barbara ein ganz normaler Depressionsfall.« Doktor Glendale, der Chefarzt des Nervenkrankenhauses von Yearby, war ein kleiner, elegant gekleideter Mann mit sorgfältig frisiertem silbergrauem Haar. An seinem rosigen, alterslosen Gesicht und der Tupfenkrawatte war etwas, das Peter an einen früheren Ballettänzer und nicht an einen anerkannten Psychiater denken ließ.
    »Dieser Maples muß ein eiskalter Kunde sein«, sagte er und blätterte die Aufzeichnungen durch. Das Ganze hörte sich wie ein Musterbeispiel an. Barbara Grahams Vater war gestorben, als sie sich in einem kritischen Stadium kurz vor der Pubertät befand, und ihre Mutter hatte wenige Monate später einen Mann geheiratet, den Barbara nicht mochte. Von da an verlief das Leben daheim recht stürmisch, und sobald Barbara mit der Schule fertig war, suchte sie sich eine Stelle in Nottingham, der nächsten größeren Stadt, um ihrem Zuhause zu entfliehen. Sie lebte während der ersten Jahre bei einer Tante und war recht glücklich. Ihre Mutter machte ein paar flüchtige Besuche, aber nach anderthalb Jahren war die Verbindung vollständig abgerissen. Barbara hing sehr an der alten Tante, aber nach vier Jahren starb auch sie.
    Barbara hatte eine gutbezahlte Stelle als Privatsekretärin bei dem Leiter eines Konstruktionsbüros und konnte sich eine eigene Wohnung leisten. Aber da sie an ihre Tante gewöhnt war, fand sie das Leben entsetzlich öde. Und dann traf sie Roy Maples, einen Mann, der etwa zehn Jahre älter als sie war und in der Werbeabteilung der gleichen Firma arbeitete. Es war ihre erste Liebesgeschichte überhaupt. Sie war
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