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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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    ZARKHADUL
    »Tot«, schnaubte Lhiuvan und zerstörte damit den Zauber des Augenblicks. Jäh wurde Thilus aus der ehrfürchtigen Bewunderung gerissen, die ihn ebenso wie die anderen Zwerge beim Anblick der gigantischen Höhle erfasst hatte; einer Höhle, die größer als jede andere war, die er je zuvor gesehen hatte. Sie durchmaß gut drei Meilen, und der steinerne Himmel wölbte sich hunderte Meter über dem Grund, gestützt von zahlreichen wahrhaft titanischen Felspfeilern.
    Aber nicht allein die Größe der Höhle war es, die Thilus schier überwältigte, sondern viel mehr noch die Bedeutung dieses Ortes. Dies war Zarkhadul, eine Legende. Die einst größte und prachtvollste Zwergenmine, und außerdem eine der ersten, die sein Volk errichtet hatte. Das Herz und Prunkstück des Zwergenvolkes, vor mehr als einem Jahrtausend verschüttet und auf immer verloren geglaubt.
    »Was?«, murmelte er benommen und blickte den neben ihm stehenden Elben an.
    »Dieser Ort ist abstoßend, geradezu schrecklich«, stieß Lhiuvan hervor. »Tot, völlig lebensfeindlich. Kein Tageslicht, keine einzige Pflanze außer diesem ekelhaften Flechtengestrüpp. Ich verstehe nicht, wie irgendjemand hierherkommen und freiwillig hier leben kann.« Er verzog das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse. »Aber was kann
man von Zwergen auch anderes erwarten? Einem Volk, dessen größtes Vergnügen darin besteht, im Dreck nach Schätzen zu wühlen, mag es ja sogar hier gefallen.«
    Heißer Zorn loderte in Thilus auf, nicht nur, weil er als Dreckwühler beleidigt worden war, was kaum jemand sonst in Gegenwart von zwei Dutzend schwer bewaffneter Zwergenkrieger zu äußern gewagt hätte, sondern wegen des unerträglichen Hochmuts der Elben, die alles ausschließlich an ihrem eigenen Geschmack und ihren Ansichten maßen.
    Es war allgemein bekannt, dass Elben für Stein und Fels wenig übrighatten, sondern sich nur an lebenden Dingen wie Pflanzen und Tieren zu erfreuen vermochten. Dennoch musste auch ihnen bewusst sein, was für eine unglaubliche architektonische Meisterleistung es darstellte, eine solche Höhle im Inneren eines Berges zu errichten und über Jahrtausende hinweg vor dem Einsturz zu bewahren.
    Darüber hinaus wusste Lhiuvan genau, was für eine fast heilige Bedeutung dieser Ort für das Zwergenvolk besaß, und Thilus zweifelte keinen Augenblick daran, dass der Elb seine Bemerkungen nur aus genau diesem Grund gemacht hatte. Er hatte ihnen nicht nur den Moment verdorben, in dem sie Zarkhadul zum ersten Mal mit eigenen Augen sahen, sondern wollte sie mit voller Absicht provozieren.
    Alles in Thilus schrie danach, Lhiuvan die Antwort zu geben, die er verdiente, und auch die anderen Zwergenkrieger begannen unwillig zu murren, doch mühsam bezähmte er seinen Zorn. Er war mit einem verkrüppelten linken Arm zur Welt gekommen, was es ihm eigentlich unmöglich gemacht hätte, Krieger zu werden. Aber mit eiserner Willenskraft und einem um ein Vielfaches härteren Training als alle anderen hatte er dieses Ziel dennoch erreicht. Unaufhörlich war er während seiner Ausbildung Hohn und Spott ausgesetzt
gewesen, und auch anschließend war das Getuschel hinter seinem Rücken weitergegangen. Stets hatte er aufbrausend darauf reagiert und erst in den letzten Jahren gelernt, sein Temperament in zwergenuntypischer Art zu zügeln, was ihm jetzt zugute kam. Als Kriegsmeister Loton ihm das Kommando über den Kampftrupp übertragen hatte, hatte er durchblicken lassen, dass genau das einer der Gründe für seine Wahl gewesen war.
    »Umso besser, wenn unsere Völker so verschieden sind«, sagte er mit erzwungener Ruhe. »Euch gefällt die Tiefenwelt nicht, und wir schätzen das Leben an der Oberfläche nicht. So sollte es doch gar keinen Streit zwischen uns geben.«
    Seine Worte enthielten nicht nur eine Warnung an den Elben, sondern galten gleichermaßen den übrigen Zwergenkriegern, die durch die Beleidigung ebenfalls zutiefst getroffen waren. Ihren vor Zorn geröteten Gesichtern war anzusehen, dass es in ihnen brodelte.
    »Schöne Worte, nicht mehr«, stieß Lhiuvans Begleiterin Aliriel hervor. »Hören wir auf, Zeit zu vergeuden. Je schneller wir diese Bestien ausmerzen, die angeblich von uns abstammen sollen, desto eher können wir an die Oberfläche zurückkehren. Ich habe das Gefühl, hier zu ersticken.«
    Ebenso wie Lhiuvan trug die Elbenkriegerin eine helle Hose, die in kniehohen Stiefeln verschwand, und darüber ein braunes Wams, unter dem ein

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