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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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und der dazu beigetragen hatte, dass sich ihre beiden Völker in den vergangenen Jahrtausenden immer weiter entfremdet hatten. So engelsgleich ihr Gesicht auch sein mochte, besaß es doch nur die kalte Schönheit einer Statue. Der harte Ausdruck ihrer Augen schien ihm jegliche Wärme zu rauben.
    Aber so groß die Unterschiede zwischen ihren Völkern auch sein mochten, für den Moment zählte vor allem, dass Zwerge, Elben und Menschen die Schlacht am Kalathun gemeinsam bestritten und gewonnen hatten.
    Die endgültige Wende hatte erst Barlok gebracht, als es ihm gelungen war, mit dem letzten Sprengpulver in den Tiefen Zarkhaduls eine ins Riesenhafte mutierte Kreatur zu töten, die nur noch wenig Ähnlichkeit mit einem Thir-Ailith gehabt hatte, von der jedoch die magische Kraft ausgegangen war, die die Zwergenleichname mit neuem Scheinleben erfüllt hatte. Was genau es damit auf sich hatte, begriff Thilus noch immer nicht. Auch Barlok selbst hatte ihm keine Erklärung bieten können, aber darauf kam es auch nicht an.

    Das Ungeheuer war tot, zusammen mit den meisten Dunkelelben, und mit seinem Tod war auch seine Magie erloschen. Die Aufgabe des Kampftrupps war es nun, auch die letzten Thir-Ailith aufzuspüren und unschädlich zu machen, die sich noch in Zarkhadul verstecken mochten.
    »Gehen wir weiter«, entschied Thilus.
    Sie mussten nicht über die Treppe am Pfeiler in die Tiefe steigen, sondern konnten einen anderen, weitaus bequemeren Weg nehmen. Um diesen zu erreichen, mussten sie jedoch zunächst einmal ein Stück durch den Stollen zurückgehen, bis sie die Abzweigung erreichten, an der die übrigen Elben auf sie warteten. Insgesamt handelte es sich um fünf Elbenmagier sowie zwanzig zu ihrem Schutz abgestellte Krieger, Aliriel und Lhiuvan mit eingerechnet. Lhiuvan war es auch, der darauf bestanden hatte, dass die Zahl der Zwergenkrieger die der Elben nicht überstieg. Angesichts der ungewissen Zahl von Thir-Ailith, die sich noch in Zarkhadul aufhalten mochten, wäre Thilus lieber mit einem größeren Kampftrupp aufgebrochen, hatte sich der Forderung jedoch fügen müssen.
    Zahlreiche Stollen und Treppen durchzogen jenseits der Höhlenwände den Berg und führten auch bis in die Stadt hinunter. Barlok hatte sie bei seiner Expedition nur deshalb nicht benutzt, weil er nicht stunden- oder womöglich gar tagelang nach dem richtigen Weg hatte suchen wollen. Jetzt aber war dieser nicht zu verfehlen, da er auf eine grauenvolle Art markiert war.
    Zarkhadul hatte einst weit mehr als hunderttausend Bewohner gehabt, und längst nicht alle waren als Untote an der Schlacht beteiligt gewesen. Weitere zehntausende Mumienkrieger hatten sich noch auf dem Weg an die Oberfläche befunden, und nach dem Erlöschen der Dunkelelben-Magie
waren auch sie überall dort zusammengebrochen, wo sie sich gerade befunden hatten. Dementsprechend lagen zahllose Zwergenleichen neben- und übereinander in den Stollen des Kalathun, laut Barlok bis hinab zu der Leichengrube, aus der sie herausgestiegen waren.
    »Was ist geschehen?«, fragte Nariala, eine der Elbenmagierinnen, als Thilus an der Spitze der Zwerge in den Hauptstollen zurückkehrte. »Ihr seht nicht sonderlich glücklich aus. Habt Ihr nicht gefunden, was Ihr sehen wolltet?«
    Im Gegensatz zu den Elbenkriegern, die - abgesehen von Königin Tharlia - jeden Zwerg duzten, befleißigten sich die Magier immerhin der ehrenvollen Anrede, die Thilus seinem Rang gemäß zustand. Überhaupt waren sie nicht nur höflicher, sie gaben sich vor allem erheblich weniger hochmütig. Trotz der gefährlichen Mission trugen sie weder Waffen noch irgendeine Panzerung, sondern waren in lange, helle Gewänder mit einem Gürtel um die Taille gekleidet.
    »Doch«, brummte Thilus.
    Nariala musterte ihn einen Moment scharf, dann ließ sie ihren Blick zu Aliriel und Lhiuvan wandern, die sich wieder zu den übrigen Elbenkriegern gesellt hatten und scheinbar unbekümmert mit ihnen schwatzten. Ein Schatten schien über ihr Gesicht zu gleiten, aber sie sagte nichts. Thilus vermutete, dass sie sich viel von dem zusammenreimen konnte, was geschehen war.
    Zusammen mit Heldon und einigen weiteren Zwergen übernahm er die Spitze des Trupps. Dahinter folgten die von Elbenkriegern zu allen Seiten abgeschirmten Magier, und den Abschluss bildeten die übrigen Zwerge.
    Es war eine schreckliche Wanderung. Glücklicherweise waren die Stollen die meiste Zeit über ziemlich breit, aber
an manchen Stellen verengten sie sich so sehr,
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