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Fangboys Abenteuer (German Edition)

Fangboys Abenteuer (German Edition)

Titel: Fangboys Abenteuer (German Edition)
Autoren: Jeff Strand
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Eins
     
    Obwohl die Geschichte sicherlich Zweifel offen lässt, erzählt man sich, dass sich Fangboy im Mutterleib umgedreht hat und mit dem Mund zuerst geboren wurde, um die Welt mit seinen funkelnden scharfen Zähnen zu begrüßen. Zudem berichteten Nachbarn von einem schrecklichen Schrei der Hebamme, die in den Vorgarten stürmte und irgendetwas schwer Verständliches wie »Der Teufel ist da! Der Teufel ist da!« gebrüllt hatte. Wenn Jahre später das Gespräch auf diesen Vorfall kam, bestanden mindestens zwei Nachbarn darauf, dass sich die Hebamme die Augen ausgekratzt hatte, weil sie das Erlebte ungesehen machen wollte, was nicht stimmte und problemlos nachgewiesen werden konnte; also ist es durchaus möglich, dass das Baby normal zur Welt kam.
    Sicher ist, dass Nathan Pepper mit einem Mund voller langer, spitzer Zähne geboren wurde. Abgesehen davon war er ein gewöhnliches Baby: genau zwanzig Zoll lang, acht Pfund und drei Unzen schwer, mit wunderschönen blauen Augen und ein paar dünnen schwarzen Haarsträhnen.
    Seine Mutter Ellen hielt das Neugeborene schützend an ihre Brust und redete leise und sanft mit ihm, während ihr Ehemann Samuel zitterte und sich fragte, ob er eine Missgeburt gezeugt hätte. Welches Kind wurde schon mit Zähnen geboren, ganz zu schweigen von diesen abartigen, spitzen Dingern? Wenn sich Samuel bei der unmittelbaren Bindung seiner Frau zu ihrem neugeborenen Sohn nicht so sicher gewesen wäre, hätte er den Jungen vielleicht hinters Haus geschafft und beseitigt. Aber scheinbar bemerkte Ellen die Anomalität gar nicht, und Samuel tat so, als wäre er der Meinung seiner Frau, dass Nathan das bezauberndste Baby war, das jemals gezeugt wurde.
    Kurze Zeit später nahm sie jedoch die Zähne wahr. »Das ist schon seltsam«, sagte sie und schaute in Nathans Mund, als er schrie. »Hat es so etwas in deiner Familie schon einmal gegeben?«
    »Himmel, nein!«
    »Hmmm. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet, gewiss nicht. Ich glaube nicht, dass ich ihn stillen werde.«
    »Also … denkst du …« Samuel verstummte allmählich, er wusste nicht, wie er es formulieren sollte. »Sollen wir …naja … es behalten?«
    Ellen starrte ihn an. »Was meinst du damit?«
    »Wir wissen nicht einmal, ob es ein Mensch ist.«
    »Natürlich ist er ein Mensch! Du hast gesehen, wie er aus mir herausgeflutscht ist, und ich bin ja wohl ein Mensch! Und wage es ja nicht, ihn noch einmal als ›es‹ zu bezeichnen! Wir können unmöglich die ersten Eltern sein, denen so etwas jemals passiert ist. Kinder mit körperlichen Eigenarten werden andauernd geboren. Erinnerst du dich an Lizzie, meine Cousine zweiten Grades?«
    »Dunkel.«
    »Sie hat am rechten Fuß sechs Zehen.«
    »Wirklich?« Samuel schien sich daran zu erinnern, dass einer von Lizzies Schuhen größer war als der andere, aber er hatte nicht daran gedacht, dass da ein sechster Zeh dahinterstecken könnte. »Warum haben sie ihr den nicht einfach abgeschnitten?«
    »Weil man so etwas nicht tut . Und wir werden unserem Sohn mit Sicherheit nicht die Zähne ausrupfen.« Sie starrte Samuel wütend an und streichelte mit den Fingern sanft über Nathans Kopf. »Mach dir keine Sorgen, mein Liebling, wir werden uns immer um dich kümmern.«
    An diesem Abend kam der Arzt, Dr. Thompson. Der einzige Arzt in dem Dorf Hammer’s Lost. Er war ein beleibter und fröhlicher Mann, der immer sagte: »Medizinische Fürsorge kann man nicht hetzen.« Obwohl viele seiner Patienten diese Auffassung nicht ganz teilten, gestanden sie ein, dass noch keiner gestorben war, während man auf Dr. Thompsons Hausbesuch gewartet hatte.
    »Ach, das ist ja ein hübscher kleiner Kerl«, sagte der Doktor und stupste Nathan liebevoll auf die Nase. »Manchmal kommt selbst bei solch attraktiven Eltern, wie Sie es sind, ein weniger hübsches Baby heraus, also gut gemacht!«
    »Dankeschön«, erwiderte Ellen.
    Nathan gähnte und zeigte seine Zähne.
    Zuerst zuckte Dr. Thompson vor Schreck zusammen, eine Reaktion, auf die er nicht stolz war. Er versuchte stets eine professionelle Fassade aufrechtzuerhalten, wann immer er bei einem Patienten war, und es gehörte sich nicht für einen Arzt, vor einer Missbildung zurückzuschrecken.
    Dann dachte er an einen Scherz; dass Samuel und Ellen ihrem Neugeborenen ein paar falsche Zähne verpasst hatten, um den Arzt zur Belustigung zu erschrecken. So etwas sah Dr. Thompson gar nicht gerne. Nicht, weil er etwas dagegen hatte, die Zielschiebe eines Scherzes zu sein
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