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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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dass es trotz größter Vorsicht kaum möglich war, nicht auf die mumifizierten Zwergenleichen zu treten, die den Boden bedeckten. Einige Male musste Thilus sie sogar erst aus dem Weg räumen lassen, ehe an ein Durchkommen zu denken war, vor allem an solchen Stellen, an denen Felsbrocken aus der Decke herabgebrochen waren und zusätzliche Hindernisse darstellten.
    Sobald es gelungen war, auch die letzten Dunkelelben zu töten, die sich noch in Zarkhadul verbergen mochten, und in den Minen keine Gefahr mehr drohte, würde es eine der ersten Aufgaben sein, den unzähligen Toten eine ehrenvolle, seit mehr als tausend Jahren überfällige Bestattung im Feuer zukommen zu lassen.
    Der Stollen führte in langen Windungen beständig abwärts, teils mit sanfter Neigung, teils aber auch recht steil, und einige Passagen ließen sich nur dank in den Fels gehauener Stufen überwinden. Von Zeit zu Zeit durchzogen Risse und Schründe den Boden, die zwar sehr tief zu sein schienen, zum Glück jedoch nur schmal waren. Auch in den Wänden klafften an vielen Stellen unregelmäßig geformte Risse und Spalten. Immer wieder gelangten sie an Abzweigungen, manchmal in regelrechte Kammern, in denen mehrere Stollen zusammenliefen. Die meisten führten wohl zu den Schürfgebieten in den oberen Bergflanken und den Wänden des unterirdischen Talkessels, die offenbar längst noch nicht ausgebeutet waren.
    Thilus schwindelte es bei dem Gedanken, dass die Schätze von Zarkhadul einst mehr als hunderttausend Zwergen üppigen Wohlstand beschert hatten. Sein eigenes Volk maß nur noch knapp ein Fünftel dieser Zahl, und er wagte sich kaum vorzustellen, welche ungeheuren Reichtümer es hier erwarten
mochten, selbst wenn man bedachte, dass die untersten Minenstollen, durch die die Dunkelelben einen Zugang gefunden hatten, mit Sprengungen verschüttet worden waren.
    Als sie nach Heldons Schätzung etwa zwei Drittel der Strecke hinab in den Talkessel hinter sich gebracht hatten, ordnete Thilus eine Rast an. Wie er kaum anders erwartet hatte, stieß seine Entscheidung auf scharfe Kritik bei den Elbenkriegern.
    »Unnötige Zeitverschwendung. So dauert es nur noch länger, bis wir an die Oberfläche zurückkehren können«, murrte Lhiuvan und fügte mit hämischem Unterton hinzu: »Ich dachte, ihr Zwerge wärt so stark und ausdauernd, aber damit ist es wohl nicht annähernd so weit her, wie man sich früher einmal berichtet hat.«
    »Vielleicht haben auch die Jahrtausende in der stickigen Luft unter den Bergen sie ihrer einstigen Kraft beraubt«, ergänzte Aliriel in nicht minder spöttischem Ton. »Ich kann mir ohnehin kaum vorstellen, wie ein Volk auf Dauer hier unten leben kann.«
    Zornig schluckte Thilus eine Bemerkung darüber hinunter, dass es ja wohl das Volk der Elben war, das in seinem abgelegenen Tal in der unwirtlichen Einöde des Nordens nur noch vor sich hin siechte und auf den Tod wartete.
    »Nicht nur uns Zwergen und verschiedenen anderen Völkern ist dies hervorragend gelungen«, sagte er mit mühsam erzwungener Ruhe, »sondern sogar die Abtrünnigen Eures eigenen Volkes, die Ihr einst in die Tiefe verbannt habt, haben sich so gut daran angepasst, dass sie mittlerweile offenbar mächtiger denn je sind.«
    Die Elbin schnaubte verächtlich.
    »Wegen des bisschen faulen Zaubers, mit dem sie euch in der Schlacht getäuscht haben, um euch vorzugaukeln, dass
sie selbst gegen euch kämpfen würden? Dazu gehört nicht besonders viel.«
    »Wir haben auch gegen die Thir-Ailith selbst gekämpft, und obwohl wir all unsere Macht aufgeboten haben, haben sie uns geradezu überrannt«, entgegnete Thilus. Je absurder die Vorwürfe wurden, desto leichter fiel es ihm, Ruhe zu bewahren. »Sie sind nicht nur die gefährlichsten Kämpfer, mit denen wir es jemals zu tun bekamen, ihr Volk muss zudem riesig sein. Sie griffen uns zu Tausenden an, zu Zehntausenden, und dabei handelte es sich bestimmt nicht um wieder zum Leben erweckte Zwerge oder andere Geschöpfe.«
    »Es ist …«, ereiferte sich Aliriel, doch wurde sie von der Anführerin der Elbenmagier unterbrochen.
    »Hört auf!«, befahl diese mit einer Schärfe in der Stimme, die Thilus der sonst so sanftmütig wirkenden Frau gar nicht zugetraut hätte. Ihre Augen schienen zu blitzen. Gleichzeitig verspürte er direkt in seinem Geist etwas wie einen Schlag, der für Sekunden ein unangenehm taubes Gefühl in seinem Kopf zurückließ.
    Ungleich stärker traf es Aliriel und Lhiuvan. Beide stießen ein leises,
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