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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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potentiellen Telepathen durch diese Behandlung verkrüppelt wurden – man befreite sie von ihren sogenannten Halluzinationen, indem man ihre Psi-Anlagen zerstörte. Ebensogut könnte man einen Menschen blind machen, damit man ihn vor einem lästigen Anblick bewahrt.«
    »Wollen Sie mir erzählen, daß jeder Nervenkranke ein potentieller Telepath ist?«
    »Natürlich nicht – aber Doktor Havenlake ist sicher, daß die Unfähigkeit des Geistes, mit den telepathischen Kräften fertigzuwerden, ein bedeutender Faktor bei vielem menschlichen Versagen ist.«
    »Verallgemeinerungen!« fauchte Glendale.
    »Lassen Sie mich wenigstens mit dem Mädchen sprechen!«
    »Wenn Ihre Telepathie so wunderbar wirkt, dann brauchen Sie doch meine Erlaubnis nicht«, meinte Glendale verächtlich. »Sie sitzt schon seit zehn Minuten mit meiner Sekretärin im Nebenzimmer.« Er ging an den Schreibtisch und beugte sich über das Mikrophon. »Miß James, könnten Sie Barbara jetzt bitte hereinbringen?«
    Peter stand auf und sah zur Tür. Er spürte, daß er vor Anspannung zitterte. Das Interview mit Glendale hatte an seinen Kräften gezehrt, und er war kaum in der Lage, sich zu konzentrieren.
    Glendales ältliche Sekretärin brachte ein schlankes, brünettes Mädchen in einem braunen Wollkleid herein. Das Gesicht war blaß, und von den braunen Augen sah man nicht viel, weil sie den Blick gesenkt hatte. Peter spürte, daß sie sich vom Schock ihres Selbstmordversuches noch nicht genug erholt hatte, um ihre gegenwärtige Situation verstehen zu können.
    »Nun, Barbara – wie fühlen Sie sich?« Glendale ging auf das Mädchen zu und lächelte ermutigend.
    Sie sah ihn an, erwiderte aber nichts. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Belebung, als er sie am Arm nahm und zu einem Stuhl führte. Er plauderte fröhlich, doch sie starrte ihn nur stumm an.
    »Wie hat das Essen geschmeckt, Barbara? Yearby ist zwar nicht das Ritz, aber unsere Küche wird im allgemeinen sehr gelobt …« Glendale warf Peter einen schnellen Blick zu. »Nun, meine Liebe – Mister Moray hier möchte sich gern mit Ihnen unterhalten. Er ist von weither gekommen, weil er Sie sprechen wollte, also seien Sie ein braves Mädchen und reden Sie mit ihm, ja?«
    »Hallo, Barbara«, sagte Peter sanft.
    Sie sah ihn kurz und ängstlich an und richtete dann wieder ihren Blick starr auf Glendale. Glendale seinerseits warf Peter einen Blick zu. Man konnte den Haß und die Verachtung deutlich erkennen.
    Es war klar, daß die Unterhaltung mit dem Mädchen auf die übliche sensorische Art erst nach einiger Zeit zustande kommen würde. Sie war durch den Ansturm ihrer Erlebnisse immer noch zu sehr in sich zurückgezogen. Peter beschloß, gleichzeitig zu sprechen und telepathische Gedanken auszusenden. Er hoffte, daß sich die beiden Methoden ergänzen würden.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Barbara«, sagte er. »Ich würde es wenigstens gern versuchen, wenn Sie es mir erlauben.« Er schloß kurz die Augen und sandte einen freundlichen, verständnisvollen Gedanken aus. Ihr Inneres konnte er später erforschen – zuerst mußte er ihr Vertrauen gewinnen.
    Das Mädchen setzte sich kerzengerade auf und starrte ihn mit großen Augen an. Dann schrie sie auf. Der Schrei drückte ihre ganze Qual und Angst aus. Bevor Peter oder Glendale sich bewegen konnten, fiel sie nach vorn und brach auf dem Teppich zusammen.
    Sie war bewußtlos, als Glendale sie herumdrehte. Er kniete neben ihr und sah zu Peter auf. »Ich glaube, Sie gehen jetzt besser, Moray«, sagte er kühl.

 
7
     
    Die Telefonzelle roch nach abgestandenem Bier. Peter wählte sorgfältig die Nummer und starrte durch das Glas die Eichenbalken und die abgewetzten Messingbeschläge der Empfangsdiele an.
    Das Telefon klickte, eine vertraute Stimme sagte: »Havenlake.«
    »Havenlake? Hier spricht Peter Moray.«
    »Peter! Was ist mit dem Mädchen?«
    »Das höchste Potential, das ich je erlebt habe. Ich konnte sofort Kontakt aufnehmen.«
    »Gut, gut. Das ist vielleicht der Durchbruch, auf den wir gewartet haben. Aber geh jetzt kein Risiko ein. Nach dem Tauwetter von heute nachmittag sind die Straßen spiegelglatt. Bleibe lieber über Nacht im Hotel und fahre mit dem Mädchen morgen in aller Frühe los.«
    »Ich habe sie nicht. Glendale ließ mich nicht in ihre Nähe, bis auf eine kurze Unterredung.«
    Die zitternde Erregung war aus Havenlakes Stimme geschwunden. »Was meinst du – du hast sie nicht? Glendale hat uns doch angerufen, oder? Was will er
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