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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper
Autoren: Dan Morgan
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fest und wartete, bis er kräftig genug war, um ins Schlafzimmer zurückzukehren.
    Wenn er nur eine Ahnung gehabt hätte, woher die zunehmende Schwäche kam, dann wäre es leicht gewesen, sie zu behandeln. Jede Nacht, am Gipfelpunkt seiner Erschöpfung, brach er auf dem Bett zusammen und schlief wie ein Toter, und jeden Morgen, wenn er erwachte, war er noch schwächer. Er war überzeugt davon, daß die Bewußtlosigkeit, die ihn nachts überfiel, eine Art Verteidigungsmechanismus des Gehirns war – die Untätigkeit während dieser Zeit konnte ihm einfach nicht seine ganze Lebensenergie rauben. Jeden Morgen zwang er dann seinen widerstrebenden Körper, das Ritual des Aufstehens, Waschens und Anziehens durchzumachen. Dann traf er sich mit Barbara, und ihre Aufgabe begann von neuem. Ihm war klar, daß der Grund dafür nicht so sehr darin lag, daß er neue Telepathen suchte, sondern daß er immer noch daran glaubte, Barbaras Vertrauen zu gewinnen und sie zu einem Abbau ihrer Schranken bewegen zu können.
    Er war jetzt ganz sicher, daß ihr Haß ihm gegenüber nichts Natürliches war, sondern das Ergebnis einer Erinnerungstäuschung, die ihr jemand aufgezwungen hatte. Die Barriere blieb, und ihr Verhalten war weiterhin kühl und sehr unpersönlich. Sie weigerte sich, über andere Dinge als ihre gemeinsame Arbeit mit ihm zu reden.
    Ursprünglich hatte er geplant, seine Chance abzuwarten und in einem unbewachten Moment einen Angriff auf ihr telepathisches Bewußtsein zu starten. Doch die Beständigkeit, mit der sie ihre Barriere aufrechterhielt, in Verbindung mit seiner zunehmenden Schwäche, machte es immer unwahrscheinlicher, daß er sein Ziel erreichen würde. Da ihn seine Schwäche zu passiveren Methoden zwang, fiel ihm ein, daß es vielleicht einen anderen Weg gab, sein Ziel zu erreichen. Wenn er sie nur überreden konnte, sein Gehirn zu durchforschen, würde sie dann die Wahrheit aus seinen Erinnerungen erfahren? Zumindest würde es sie dazu bringen, ihre eigenen falschen Erinnerungen noch einmal zu überprüfen.
    Die Möglichkeit regte eine neue Hoffnung in ihm an und gab ihm neue Stärke. Er ließ das Waschbecken los und ging vorsichtig, Schritt für Schritt wie ein alter Mann, in sein Schlafzimmer zurück. Dabei blieb er immer in der Nähe der Wand oder irgendeines Möbelstücks.
    Sein zitternder Körper war schweißdurchnäßt, als er endlich den Diwan erreicht hatte und sich mühsam hinsetzte. Aber die Hoffnung hatte ihn immer noch nicht verlassen. Er würde Barbara heute vormittag das Angebot machen. Vielleicht war sie anfangs mißtrauisch und vermutete so etwas wie eine Falle – aber sie würde doch einsehen, daß er in seiner gegenwärtigen Kondition nicht fähig war, sie telepathisch oder physisch zu verletzen.
    »Herein«, sagte er, als ihn ein Klopfen aus seinen Betrachtungen riß.
    »Guten Morgen, Peter. Wie geht es?« Becky Schofield kam mit einem frischen Laborkittel in sein Zimmer.
    »Wie sehe ich aus?« fragte er und verzog das Gesicht zu einem jammervoll mißglückten Grinsen.
    »Wunderbar – strahlend wie eine Braut im Mai«, erwiderte sie. So begannen sie jeden Morgen ihre Unterhaltung. Es hatte den großen Vorteil, daß man ernsten Diskussionen ausweichen konnte.
    »Sie sind eine verdammte Lügnerin, Frau Doktor.«
    »Immerhin eine Lügnerin aus Berufsgründen«, sagte sie.
    »Etwas Neues aus Cambridge?« fragte er und verdarb damit das Spiel.
    »Der Bericht kam vor einer halben Stunde. Negativ für alle Gewebeproben.«
    »Nichts?«
    »Himmel, sei doch nicht so enttäuscht!« sagte sie scharf. »Oder hättest du lieber Krebs?«
    »Mein Gott, ich kenne mich überhaupt nicht mehr aus.« Seine Schultern waren eingesunken, als er so niedergeschlagen auf dem Diwan saß. »Irgend etwas stimmt nicht mit mir – das sieht jeder.«
    »Und du willst immer noch mit der Forschungsarbeit weitermachen?«
    »Wir wissen nicht, ob das etwas damit zu tun hat.«
    »Wie stur kannst du eigentlich noch sein?« Sie warf einen stummen Blick zur Decke.
    »Es ist eine vernünftige Arbeit, Becky. Endlich bringen wir es zu etwas.«
    »Für den Augenblick reicht es uns.«
    Er sah sie scharf an. »Wie meinst du das?«
    »Richard hat das einzig Vernünftige getan – er hat sich entschlossen, die Suche für den Augenblick abzubrechen. Er sprach gestern abend mit Barbara, nachdem er von dir weggegangen war.«
    »Und sie hatte nichts dagegen?«
    »Natürlich nicht – was hätte sie auch tun sollen? Schließlich ist er immer
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