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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
Autoren: Matthias P. Gibert
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    Bernd Ahrens ging mit gesenktem
Kopf auf die Journalisten zu, die vermutlich seit mehreren Stunden vor dem Eingang
zum Landgericht Kassel auf ihn gewartet hatten. Sein Anwalt griff nach seinem Arm
und zog ihn, ohne ein einziges Wort zu verlieren, ins Innere des Gebäudes. Dort
standen mehrere Kamerateams, die sich sofort den beiden Männern zuwandten, doch
auch an dieser Ansammlung schoben sie sich ohne eine Erklärung vorbei.
    »Wie die
Schmeißfliegen!«, stöhnte der Jurist, nachdem sie die Sicherheitsschleusen hinter
sich gelassen hatten und auf dem Weg zum Sitzungssaal waren. Auch dort wurden die
Männer von ein paar Journalisten erwartet, doch Dr. Schober, der Anwalt, schritt,
seinen Mandanten vor sich herschiebend, kopfschüttelnd und mit eindeutiger Geste
an ihnen vorbei, stellte seine große Aktentasche auf einem Stuhl ab und nestelte
die Robe daraus hervor.
    »Was erwarten
Sie sich von dieser Verhandlung, Herr Ahrens?«, wollte ein Reporter, der den beiden
mit einem Block in der Hand gefolgt war, wissen.
    »Mein Mandant
hat nichts zu sagen!«, herrschte Dr. Schober ihn an, während er damit zu tun hatte,
sich kleidungstechnisch auf die bevorstehende Verhandlung einzustellen.
    »Aber …«
    »Nichts,
aber! Sie warten, wie Ihre Kollegen auch, bis es ein Urteil gibt. Zu dem werden
wir dann Stellung nehmen.«
    Der Journalist
wollte nachhaken, doch ein strenger Blick des Anwalts ließ ihn diesen Gedanken verwerfen.
    »Dann halt
bis später«, murmelte er enttäuscht, »und vergessen Sie mein Gesicht nicht. Nachher
geht es hier nämlich garantiert wieder drunter und drüber.«
    Von der
Seite näherte sich ein weiterer Mann, dessen Auftauchen von Bernd Ahrens jedoch
mit großem Wohlwollen quittiert wurde.
    »Hallo,
Konrad«, begrüßte er den Besucher.
    »Guten Morgen,
Bernd. Wie geht es dir?«
    Die Andeutung
eines müden Schulterzuckens musste als Antwort reichen.
    »Du weißt,
dass alles gut werden wird, Bernd, weil wir auch hier im Gerichtssaal in Gottes
Händen sind«, schob der Besucher hinterher. »Vertraue auf den Herrn. Er wird dafür
sorgen, dass diesem Wesseling seine gerechte Strafe zuteil wird.«
    »Ja, darauf
vertraue ich, Konrad.«
    Ein weiterer
strenger Blick des Anwalts, diesmal in seine Richtung, schreckte Bernd Ahrens ein
wenig auf. Schnell schob er die Hand nach vorn und drückte Konrad Zimmermann, seinem
Besucher, dessen Rechte.
    »Wirklich
schön, dass du gekommen bist, Konrad. Wir sehen uns, wenn die Sache ausgestanden
ist, ja?«
    »Ganz bestimmt.«
    Damit wandte
Zimmermann sich ab, schob sich an den Reportern vorbei und setzte sich auf einen
Platz in der ersten Reihe, den er mit seiner Jacke reserviert gehalten hatte. Ahrens
schluckte, schloss kurz die Augen und setzte sich dann ebenfalls.
    »Alles klar
mit Ihnen?«, wollte sein Rechtsbeistand wissen.
    Zu einer
Antwort kam es nicht mehr, weil in diesem Augenblick Franz Marnet, der die bevorstehende
Berufung vor dem Landgericht Kassel begleitende Staatsanwalt, den Sitzungssaal betrat
und damit einen Schwenk der versammelten Medienvertreterschar auslöste, die sich
sofort auf ihn stürzte.
    »Verdammte
Aasgeier!«, zischte Dr. Schober genervt.
    Ahrens hätte
den Juristen nur zu gern darauf hingewiesen, dass er dessen permanentes Fluchen
nicht mochte, traute sich jedoch nicht. Außerdem wurde seine Aufmerksamkeit auf
einen großen, braun gebrannten Mann gelenkt, der in diesem Moment, umringt von mehreren
Kamerateams, den Saal betrat. Wieder und wieder wurde der Weg des Hünen von Reportern
verstellt, doch sein Begleiter, der schon eine Robe trug, drängte die Journalisten
zurück und schob ihn wortlos in Richtung Anklagebank, wo die beiden schließlich
Platz nahmen.
    »Haben Sie
ihn seit damals eigentlich mal wieder gesehen?«, wollte Dr. Schober von Bernd Ahrens
wissen.
    Der hagere
Mann schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf.
    »Nein. Warum
auch?«
    »Ich dachte
nur«, erwiderte der Jurist abwesend, während er damit beschäftigt war, seinen Aktenstapel
zu sortieren.
    Ahrens hätte
gerne länger zu dem ihm seitlich zugewandten Mann gesehen, ihm ins Gesicht geblickt,
doch auch dazu fehlte ihm der Mut. Also faltete er die Hände, schloss die Augen,
senkte den Kopf und versuchte, nichts mehr von dem Tumult um ihn herum an sich heranzulassen.
     
    Zwei Stunden später war die Verhandlung
in vollem Gang. Zu Beginn hatte Maik Wesseling, der Angeklagte, seinen Anwalt eine
Erklärung verlesen lassen, in der er es bedauerte, dass Bernd Ahrens bei
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