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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
Autoren: Matthias P. Gibert
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erwartete und für die er sie bezahlte.
    »Ich sag
doch, dass du etwas ganz Besonderes bist, mein lieber Erich«, hauchte sie, als sie
von einer Kurzreinigung aus dem Bad zurückgekehrt war und sich neben ihm niederließ.
Zeislinger, der mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag, hob ein Lid und sah sie
erschöpft an.
    »Das Kompliment
kann ich in aller Form zurückgeben«, nuschelte er.
    Stefanie
Kratzer wusste, was nun kommen würde. Nach einer kurzen Phase des Dösens würde ihr
Freier einschlafen, sie den Rest der Nacht mit seinem Geschnarche nerven, am Morgen
Kaffee am Bett und eine weitere Würdigung seiner sexuellen Leistungen erwarten,
sich anziehen und verschwinden. Allerdings gab es irgendwann im Verlauf des Morgens
einen kleinen, jedoch nicht zu unterschätzenden Akt, der die Prostituierte für ihre
Mühen entschädigte. Zeislinger würde aus seiner Brieftasche einen 1000-Euro-Schein
ziehen, ihn glattstreichen, für etwa fünf Sekunden ansehen und danach in der Schublade
des Nachttisches verschwinden lassen.
    »Schläfst
du schon?«, wollte die Frau ein paar Minuten später wissen, obwohl sie keine Antwort
mehr erwartete.
    Zeislinger
war der einzige Kunde, dem sie es gestattete, die ganze Nacht zu bleiben. Irgendwann
vor etwa zwei Jahren war er unangemeldet aufgetaucht, was sie eigentlich auf den
Tod nicht leiden konnte, und hatte ihr ebenso wütend wie empört geschildert, dass
seine Frau sich ein paar Stunden zuvor von ihm getrennt habe. ›Wegen eines einfachenPolizisten! ‹ , hatte er mindestens 100 Mal in jener Nacht gejammert,
in der sie es nicht übers Herz gebracht hatte, ihn wegzuschicken. Am folgenden Morgen
hatten sie den Deal gemacht, der noch immer Bestand hatte: 1000 Euro für
Sex und ihren warmen, anschmiegsamen Körper bis zum nächsten Morgen.
    Sie griff
zur Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein und fing an, durch die Kanäle zu
zappen. In einem der dritten Programme lief eine Tiersendung, und als die Kamera
auf ein Löwenbaby zoomte, das tapsig durch ein Gehege lief, fing die 26-jährige
Frau beseelt zu lächeln an.
    Zwei Stunden
später, nachdem sie längst über dem laufenden Programm eingeschlafen war, wurde
Stefanie Kratzer von einem Geräusch aufgeschreckt. Die Prostituierte zuckte zusammen
und dachte für einen Augenblick, ihr Unterbewusstsein könnte Eindrücke aus einem
Traum in die Realität verlagert haben, doch eine schemenhafte Bewegung im Dämmerlicht
des LED-Fernsehers an der Wand ließ sie erkennen, dass das ein Irrtum war. Im gleichen
Moment, in dem die Frau ihre Augen aufriss und einen lauten, spitzen Schrei ausstieß,
ertönte aus Erich Zeislingers Mund ein raumfüllendes Schnarchgeräusch.
    »Was …?«, wollte
sie ängstlich eine Frage beginnen, wurde jedoch zeitgleich von einem zischenden
Strahl im Gesicht getroffen, der ihr die Luft nahm und schlagartig Tränen in die
Augen trieb.
    »Bitte«,
rief sie leise in den Raum, »bitte tun Sie mir nichts!«
    »Seien Sie
still, Sie Dreckstück!«, zischte eine Stimme über ihr.
    Dann griff
jemand nach ihren Armen, zog sie ihr mit einer schnellen Bewegung vor die Brust
und umfasste kraftvoll beide Handgelenke.
    ›Ratsch‹
machte es, als ein paar Sekundenbruchteile später ein Kabelbinder zugezogen wurde.
    »Bitte«,
flehte sie hustend, »was habe ich Ihnen denn getan?«
    Während
sie sprach, lief ihr Flüssigkeit aus der Nase.
    Nun fing
auch Erich Zeislinger neben ihr an zu keuchen. Der Oberkörper des OB, dessen Rücken
der Frau zugewandt war, wurde offenbar von einem Krampf geschüttelt. Kurz darauf
wieder das zischende Geräusch, diesmal links von Stefanie Kratzer, gefolgt von einem
Schrei, der die Prostituierte an ein verwundetes, sterbendes Tier erinnerte. Und
im Anschluss wieder das Ratschen eines Kabelbinders.
    »Und jetzt
Ruhe, ihr Dreckschweine«, befahl die Männerstimme, »sonst …!«
    »Was soll
denn das?«, fuhr Erich Zeislinger atemlos und mit genervt klingendem Ton dazwischen.
»Sind Sie verrückt? Wissen Sie nicht, wer ich bin?«
    Damit wollte
der OB sich erheben, was ihm jedoch wegen seiner gefesselten Hände nicht gelang.
    Das Nächste,
was die Frau auf der anderen Seite des Bettes hörte, war ein dumpfes Geräusch, dem
ein kurzes Stöhnen ihres Freiers folgte. Obwohl die Frau es nicht sehen konnte,
nahm sie wahr, dass Zeislingers Körper zusammensackte und sich nicht mehr rührte.
    »Mein Gott!«,
flüsterte sie.
    »Du wirst
nicht den Namen des Herrn in den Mund nehmen. Du nicht, du gottlose
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