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0201 - Im Zentrum des Schreckens

0201 - Im Zentrum des Schreckens

Titel: 0201 - Im Zentrum des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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Logan Costello wusste eins: In der Gunst seines Gönners Dr. Tod stand er jetzt sehr weit oben. Vor ihm lag das Kreuz. Er hatte es extra auf ein Samtkissen gelegt. Der Samt schimmerte dunkelblau, und das silberne Kreuz stach davon deutlich ab. Die Kette lag zusammengerollt neben dem Kissen. Auch sie bestand aus geweihtem Silber, und so mancher Vampir hatte sich daran schon seine Klauen verbrannt.
    Costellos Gesicht verzog sich, als er daran dachte, dass er das Kreuz nicht behalten konnte. Er musste es Dr. Tod geben. Morasso, unter diesem Namen kannte man Dr. Tod auch, würde ihn bald aufsuchen und das Kreuz an sich nehmen, denn im Gegensatz zu den Mitgliedern seiner Mordliga konnte er es anfassen, denn er war ein MenschDämon. Er hatte die Eigenschaften eines Menschen behalten, nur konnten ihn normale Waffen wie Bleigeschosse nicht mehr töten. Diese Existenz verdankte er Asmodina und dem Spuk.
    Seine Fingerkuppen glitten über das Silber. Sie tasteten genau, fühlten und zeichneten die Eingravierungen nach. Der Mafioso konnte sich einfach nicht erklären, dass in diesem Kreuz so starke Kräfte stecken sollten, er selbst merkte davon nichts. Sie waren auch nicht zu ertasten, er spürte kein Kribbeln in den Fingern, das Kreuz blieb völlig normal. Und doch war es die gefährlichste Waffe, die John Sinclair besessen hatte. Hatte, wohlgemerkt! Als er über dieses Wort nachdachte, wurde sein Grinsen noch breiter. Es zog sich fast von Ohr zu Ohr hin.
    Dann jedoch zerfaserte es blitzartig, denn vor seinem großen Mahagonischreibtisch entstand plötzlich eine graue Nebelspirale. Logan Costello, der große Mafiaboss, erschrak so heftig, dass er mit seinem gut gepolsterten Stuhl fast umgekippt wäre, denn er wusste das Zeichen genau zu deuten. Dr. Tod war da! Wenn Costello vor nichts auf der Welt Angst hatte, vor Morasso allerdings fürchtete er sich. Dieser Mann war so unberechenbar wie ein hungriger Tiger. Er konnte von einem Augenblick zum anderen seine Meinung wechseln und einen Mord begehen.
    Costello schluckte. Er holte ein Tuch aus der Innentasche seines Jacketts und trocknete sich den Schweiß von der Stirn, der ihm plötzlich ausgebrochen war. Seine Hände zitterten. Er hoffte, alles richtig gemacht zu haben, denn Morasso rieb ihm jeden Fehler unter die Nase. Die Nebelwolke breitete sich nicht aus, sondern wurde schmal und stieg hoch zur Decke. Bevor sie die jedoch erreicht hatte, blieb sie zitternd stehen. Logan Costello wagte nicht, sich zu rühren.
    Vor allen Dingen traute er sich nicht, seinen Arm auszustrecken und die Wolke zu berühren. Dann wäre etwas Grässliches geschehen. Dieser Nebel hatte die Eigenschaft, Menschen das Fleisch von den Knochen zu lösen, so dass sie als lebende Skelette herumliefen oder vergingen. Deshalb rührte er sich nicht vom Fleck und blieb auf seinem Stuhl sitzen. Aus weit geöffneten Augen starrte er die lange Nebelspirale an. Noch war von seinem unheimlichen Gast nichts zu sehen, doch das würde sich rasch ändern, wie er wusste. Dr. Tod besuchte ihn nicht zum ersten Mal auf diese Art und Weise, aber jedesmal fürchtete sich der sonst eisenharte Mafioso.
    Er brauchte in der Tat nicht lange zu warten, denn innerhalb der Spirale tat sich etwas. Zuerst nur als Schatten sichtbar, formten sich allmählich die Umrisse eines Menschen hervor. Sie zirkulierten und vibrierten noch, wurden jedoch im Verlauf der nächsten Sekunden immer fester, härter und deutlicher. Ein Mensch entstand. Dr. Tod! Plötzlich stand er da. Er war nicht einmal groß, sogar kleiner als Costello, jedoch kompakt gebaut und mit breiten Schultern. Sein Gesicht war blass, er hielt sich wenig an der Sonne auf, grausam blickten die Augen, das Kinn sprang hart hervor, und das kurze Haar zeigte eine dunkelgraue Farbe. Er hatte sich nicht verändert, dieser MenschDämon. Er veränderte sich nie. Und er trat aus der Nebelwolke, ging einen Schritt vor und blieb erst stehen, als er fast den Schreibtischrand berührte.
    Logan Costello wusste, was er seinem großen Gönner schuldig war. Er stand auf. Die Nebelwolke blieb hinter Morasso. Costello wusste auch, dass der Würfel des Unheils sie produziert hatte. Er transportierte seinen Besitzer über Entfernungen hinweg zu seinem Ziel. Morasso schaute Costello kurz an und nickte. Ohne ein Wort der Begrüßung zu sprechen, senkte er den Kopf und schaute auf das Kreuz.
    »Das ist es«, sagte Costello, vor dem die Londoner Unterwelt zitterte, mit leiser Stimme.
    Um Morassos Lippen
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