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0118 - Der Dämonenwolf

0118 - Der Dämonenwolf

Titel: 0118 - Der Dämonenwolf
Autoren: Richard Wunderer
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Die Flying Scotsmen, die fliegenden Schotten, wie sie sich selbst nannten, ließen ihre heißen Öfen auf einem Parkplatz neben der Fernstraße Edinburgh-Inverness ausrollen. Sie stellten sich in Reihe auf und lauschten dem dumpfen Dröhnen der Motoren. Ein harmloses Vergnügen.
    Inzwischen schlich sich die Bestie lautlos an. Selbst bei Totenstille hätten die Ahnungslosen nichts gehört. Die Pranken des Ungeheuers berührten kaum den morastigen Boden. Die Dunkelheit schluckte die massige Gestalt des Sendboten der Hölle.
    Tom, Anführer der Flying Scotsmen, nahm den Sturzhelm ab und schüttelte seine bis auf die Schultern hängenden Haare. Die zahlreichen Silberketten an seinen Handgelenken rasselten. Er grinste zu Della Bride hinüber. Sie war die einzige Frau in der Gruppe, 20, rassig und einfach eine Wucht. Das sah man trotz ihrer Lederkleidung.
    Tom wäre gern bei ihr gelandet, aber sie hatte ihn genau wie die anderen abblitzen lassen. In der Gruppe war sie ein Flying Scotsman unter zwölf anderen. Da lief nichts mit Sex. Das hatte Della durchgesetzt, und die zwölf jungen Männer akzeptierten es. Sie war eben ein Motorradfan wie die anderen auch.
    Trotzdem grinste Tom zu Della hinüber und stellte sich vor, wie er dieses heißblütige Girl in die Arme nehmen könnte, wie sie beide ganz allein… Er schluckte. Ihre Lederjacke spannte sich über ihren Brüsten und schmiegte sich um ihre schmale Taille. Aufreizend saß sie auf dem Motorrad. Ihr Gesicht konnte er nicht erkennen, weil es hinter der Sichtscheibe des Sturzhelms verborgen blieb, aber er fühlte, daß sie ihn ansah.
    Plötzlich wurde ihm unter seiner Lederkluft zu heiß. Er richtete sich hoch im Sattel auf und warf die Hand in die Luft.
    »Los, mir nach!« brüllte er wild, schloß den Sturzhelm und jagte mit Vollgas quer über den Parkplatz, daß sich seine Kawasaki aufbäumte wie ein bockendes Pferd.
    Die anderen schrien und lachten, starteten und folgten ihrem Anführer hinaus auf die nächtliche Landstraße, auf der kein einziges Fahrzeug unterwegs war.
    Zurück blieb am Rand des Parkplatzes die Bestie, geifernd und knurrend, fauchend und vor Wut und Enttäuschung scharrend. Ein riesiger Wolf mit tückischen, grünlich schimmernden Augen, in denen Haß gegen die Menschen glühte. Aus seinem weit aufgerissenen Maul tropfte giftiger Geifer. Die fleckige Zunge hing ihm zwischen den dolchartigen Zähnen heraus.
    Aus der Kehle des Ungeheuers stieg ein wütendes Grollen. Ohne es zu ahnen, hatte Tom sich und seinen Leuten das Leben gerettet.
    Nur noch wenige Sekunden, dann hätte sich die Bestie auf sie gestürzt.
    Für mindestens einen von ihnen hätte es den sicheren Tod bedeutet.
    Und sogar noch Schlimmeres!
    So aber raste der Pulk der ahnungslosen Flying Scotsmen weiter in die Nacht hinein.
    Der Dämonenwolf setzte sich ebenfalls in Bewegung. Er hatte die Witterung von Menschen aufgenommen und mußte in dieser Nacht noch töten. Die sichere Beute war ihm entgangen, doch ein unheiliger Trieb zog ihn magisch zu einer anderen Beute.
    Menschen waren in seiner Nähe, Menschen, die ihm nicht entkommen konnten, weil sie friedlich schliefen.
    Der Dämonenwolf steuerte sein neues Ziel an, ein einsam gelegenes Haus inmitten der morastigen Hügel.
    Sein siegessicheres Knurren hörte sich wie fernes Donnergrollen an, doch es war niemand in der Nähe, der es hörte und die unschuldigen Opfer warnen konnte.
    ***
    »Cheers«, sagte ich und hob mein Glas. »So ein Frauenabend hat auch seine guten Seiten. Wann haben wir beide zum letzten Mal ein Glas zusammen getrunken?«
    »Weiß ich nicht«, murmelte Suko.
    Mein chinesischer Freund war an diesem Abend recht einsilbig. Ich merkte ihm deutlich an, daß er dem Frauenabend nur wenig abgewann.
    »Wer hatte eigentlich die Idee, daß sich die Frauen zusammentun, um gemeinsam etwas zu unternehmen?« fragte ich und nippte an meinem Scotch.
    Suko hatte ein Glas mit Fruchtsaft vor sich stehen. Der massige Chinese mochte keinen Alkohol. »Das war Jane«, sagte er und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als wäre ich daran schuld. Jane war zwar meine Freundin, aber ich hatte ihr diesen Floh nicht ins Ohr gesetzt. »Jane meinte«, fuhr Suko anklagend fort, »wir Männer wären so oft zusammen auf Dämonenjagd, daß sich die Frauen auch einmal zusammenschließen könnten.«
    »Als ob Jane nicht oft genug mit von der Partie wäre«, sagte ich grinsend und nahm noch einen Schluck. In dieser Nacht brauchte ich nicht mehr mit dem
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