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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel
Autoren: Ian Banks
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schloss die Tür hinter sich.
    Aus Smas Gesicht war fast alles Blut gewichen; sie drehte sich um und betrachtete den Körper des Mannes auf dem Bett – während Skaffen-Amtiskaw weiterarbeitete, ganz der Anstrengung hingegeben, um die Sache gut zu machen.

 
Epilog
     
     
    Wie gewöhnlich folgte ihnen Staub, obwohl der junge Mann mehrmals sagte, dass er glaubte, es könnte regnen. Der alte Mann widersprach und sagte, die Wolken über den Bergen seien trügerisch. Sie fuhren dahin durch das verödete Land, vorbei an geschwärzten Feldern und den Gerippen von kleinen Katen und den Ruinen von Bauernhöfen und den verbrannten Dörfern und den immer noch rauchenden Ortschaften, bis sie zu der verlassenen Stadt kamen. In der Stadt fuhren sie mit widerhallendem Lärm durch die breiten, leeren Straßen; und einmal steuerten sie das Fahrzeug krachend und holpernd eine schmale Gasse hinauf, die voll gestopft war mit kahlen Marktständen und baufälligen Pfosten, die zerrissene Markisen stützten, und sie verwüsteten das alles zu einem feinen Durcheinander aus Holzsplittern und wild flatterndem Stoff.
    Sie wählten den Königlichen Park als den besten Platz, um die Bombe zu platzieren, denn die Truppen konnten bequem in der weiträumigen Anlage untergebracht werden, und das Oberkommando würde sich wahrscheinlich in die großen Pavillons begeben. Der alte Mann dachte, dass sie vielleicht den Palast besetzen würden, aber der junge Mann war überzeugt davon, dass die Invasoren im Grunde ihres Herzens ein Wüstenvolk waren und den freien Raum des Parks dem unüberschaubaren Wirrwarr der Zitadelle vorziehen würden.
    Also platzierten sie die Bombe im Großen Pavillon und machten sie scharf, und dann stritten sie darüber, ob sie das Richtige getan hatten. Sie stritten darüber, wo sie den weiteren Verlauf der Dinge abwarten sollten und was zu tun wäre, wenn die Armee die Stadt vollkommen ignorieren und einfach daran vorbeimarschieren würde, und ob nach dem voraussichtlichen Ereignis die anderen Armeen sich erschreckt zurückziehen oder sich in kleinere Einheiten aufspalten würden, um die Invasion fortzusetzen; oder ob sie wüssten, dass die eingesetzte Waffe die einzige ihrer Art war, und sich deshalb in ihrem ständigen Vormarsch nicht aufhalten lassen würden, während zweifellos ihr unbarmherziger Vergeltungsdrang noch angestachelt würde. Sie stritten über die Frage, ob die Invasoren die Stadt gleich bombardieren oder zuerst Kundschafter aussenden würden, und – im Falle eines Beschusses – welche Ziele sie wählen würden. In diesem Zusammenhang schlossen sie eine Wette ab.
    Ungefähr der einzige Punkt, in dem sie sich einig waren, war die Einschätzung, dass ihr Vorgehen eine Verschwendung der einzigen Atomwaffe bedeutete, die ihre Seite – genauer gesagt die eine wie die andere Seite – besaß; denn selbst wenn ihre Vermutung zuträfe und sich die Invasoren entsprechend ihrer Erwartung verhielten, konnten sie im besten Fall hoffen, eine einzige Armee auszulöschen, und dann blieben immer noch drei übrig, von denen eine wahrscheinlich die Invasion zu Ende führen würde. Also wären der Sprengkopf wie auch die Leben vergeudet.
    Sie gaben einen Funkspruch an ihre Vorgesetzten durch, ein Kodewort, das signalisierte, dass sie den Auftrag ausgeführt hatten. Nach einer kurzen Weile erhielten sie die Absegnung durch das Oberkommando in Form eines anderen einzelnen Wortes. Ihre Meister glaubten nicht so recht daran, dass die Waffe wirklich funktionieren würde.
    Der ältere Mann hieß Cullis, und er siegte in der Streitfrage, wo sie abwarten sollten, also nisteten sie sich in der hohen, großen Zitadelle ein, wo sie jede Menge Waffen und Wein fanden und sich betranken und unterhielten und Witze erzählten und ungeheuerliche Geschichten von tollkühnen Taten und Siegen zum Besten gaben, und irgendwann fragte der eine den anderen, was Glück sei, und erhielt eine reichlich freche Antwort; später jedoch konnte sich keiner mehr daran erinnern, wer von beiden die Frage gestellt und wer die Antwort gegeben hatte.
    Sie schliefen, und sie wachten auf, und sie betranken sich erneut, und sie erzählten sich weiterhin Witze und Lügen, und einmal trieb ein sanfter Wind einen Regenschauer über die Stadt, und manchmal pflegte sich der junge Mann mit der Hand über den geschorenen Kopf zu fahren, durch langes, dichtes Haar, das nicht mehr da war.
    Und sie warteten, und als die ersten Geschosse niedergingen, stellten sie fest,
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