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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel
Autoren: Ian Banks
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Zakalwe.
    »Wie soll ich ihn nicht nennen?«, fragte Sma.
    Sma konnte manchmal ganz schön begriffsstutzig sein.
    »Nennen Sie ihn nicht Cheradenine.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist nicht sein Name.«
    »Nicht?« Sma machte ein verdutztes Gesicht. Die Drohne überprüfte die Gehirnaktivität und den Puls des Mannes und ahnte, dass größere Schwierigkeiten bevorstanden.
    »Nein, ist es nicht.«
    »Aber…«, setzte Sma an. Dann schüttelte sie plötzlich den Kopf. »Er ist doch Ihr Bruder; er ist Cheradenine Zakalwe.«
    »Nein, Miss Sma«, sagte Livueta, während sie das Medikamententablett wieder aufnahm und die Tür mit einer Hand öffnete. »Nein, das ist er nicht.«
    »Aneurysma!«, sagte die Drohne schnell und huschte durch die Luft, vorbei an Sma zum Bett, wo der Mann von Krämpfen geschüttelt wurde. Sie überprüfte ihn gründlicher und fand ein massives Leck in einem Blutgefäß, das seinen Inhalt in das Gehirn des Mannes ergoss.
    Skaffen-Amtiskaw drehte ihn schnell herum, legte ihn gerade hin und benutzte den Effektor, um ihn bewusstlos zu machen. Im Innern des Gehirns pulsierte das Blut weiter durch den Riss in das Gewebe ringsum und drang bereits in die Hirnrinde ein.
    »Tut mir Leid, meine Damen«, sagte der Flugkörper. Er stellte ein Schneidefeld her und schnitt in den Schädel des Mannes. Dieser hörte auf zu atmen. Skaffen-Amtiskaw setzte eine andere Wirkung des Kraftfeldes ein, damit sich seine Brust weiterhin hob und senkte, während der Effektor die Muskeln, die die Lungenflügel öffneten, sanft dazu überredete, die Arbeit wieder aufzunehmen. Er hob die Schädeldecke ab; ein schneller, schwach dosierter Schub eines Verätzungsmittels, von einer anderen Feldkomponente ausgestoßen, schloss alle betroffenen Blutgefäße. Er neigte den Schädel zu einer Seite. Schon wurde Blut sichtbar, das durch die faltige graue Landschaft der Gehirnmasse des Mannes quoll. Sein Herz blieb stehen; die Drohne brachte es mit dem Effektor wieder in Gang.
    Die beiden Frauen waren erstarrt, gleichzeitig fasziniert und abgestoßen von dem Tun des Apparats.
    Er hob die Schichten des Gehirns einzeln ab: Cortex, Limbus, Thalamus/Cerebellum; er bewegte sich durch seine Verteidigungsanlagen und Waffensysteme, entlang der Durchgänge und Wege, durch die Gedächtnisspeicher und die Landschaften seiner Erinnerung, suchend und ergründend und abklopfend und abtötend.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Sma auf eine fast traumwandlerische Art die ältere Frau, die im Begriff war, den Raum zu verlassen. »Was meinen Sie mit ›nein‹? Was meinen Sie damit, dass er nicht ihr Bruder ist?«
    »Ich meine, dass er nicht Cheradenine Zakalwe ist«, seufzte Livueta und beobachtete weiterhin die gespenstische Operation, die die Drohne an dem Mann vornahm.
    Sie war… Sie war… Sie war…
    Sma merkte, dass sie der Frau stirnrunzelnd ins Gesicht sah. »Wie bitte? Dann…?«
    Geh zurück, geh ganz zurück. Was sollte ich tun? Zurückgehen. Das Entscheidende ist der Sieg. Geh zurück! Alles muss dieser Wahrheit untergeordnet werden!
    »Cheradenine Zakalwe, mein Bruder«, sagte Livueta Zakalwe, »ist vor fast zweihundert Jahren gestorben. Er starb, kurz nachdem er die Knochen unserer Schwester erhielt, die zu einem Stuhl verarbeitet worden waren.«
    Die Drohne saugte das Blut aus dem Gehirn des Mannes, indem sie eine hohle Feldfaser durch das zerstörte Gewebe schob und die rote Flüssigkeit in einem durchsichtigen kleinen runden Gefäß auffing. Eine zweite Röhrenfaser flickte das gerissene Gewebe wieder zusammen. Der Flugkörper saugte noch mehr Blut heraus, um den Blutdruck des Mannes zu senken; er benutzte den Effektor, um die Ordnung der entsprechenden Drüsen zu verändern, damit der Druck für eine ganze Weile nicht wieder so sehr ansteigen würde. Er schickte ein schmales Röhrenfeld hinüber zu einem kleinen Becken unter dem Fenster und goss das austretende Blut in den Abfluss; dann drehte er kurz den Wasserhahn auf. Das Blut floss gurgelnd ab.
    »Der Mann, den Sie als Cheradenine Zakalwe kennen…«
    Die Auseinandersetzung durch das Entgegentreten, etwas anderes habe ich nie getan; Staberinde, Zakalwe; die Namen schmerzen, aber wie sonst hätte ich…
    »… ist der Mann, der meinem Bruder den Namen genommen hat, so wie er ihm das Leben genommen hat, so wie er meiner Schwester das Leben genommen hat…«
    Aber sie…
    »Er war der Kommandeur der Staberinde. Er ist der Stuhlmacher. Er ist Elethiomel.«
    Livueta ging hinaus und
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