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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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gar nichts zu tun. Die Kinder und Jugendlichen schmücken sich mit einer Marke, damit die Kraft des Markenkerns, getragen von ihren Sporthelden, auf sie übergeht. Wenn es das Einzige ist, weshalb sich Kinder stark fühlen können und für das sie Bewunderung und Wertschätzung erfahren, dann haben wir in unserer Gesellschaft etwas falsch gemacht. Und ich bin überzeugt, dass es zu den großen Aufgaben in der Erziehung gehört, Kindern den Sinn für die eigentlich wichtigen und tiefgehenden Dinge und Erkenntnisse zu vermitteln. Eine wichtige, sicher aber keine leichte Aufgabe.
    Accessoires und reine Äußerlichkeiten machen den Menschen selbst nicht unmittelbar schöner. Ich glaube, dazu bedarf es mehr. Zur wahren Schönheit gehört eben auch die Schönheit der Seele und die des Geistes, die natürlich wieder sinnlich erfahrbar werden: in der Bewegung, in der Handlung, in der Denkweise, in der Reaktion eines Menschen. Die innere Schönheit, die ein alter Mensch auszustrahlen vermag, kann uns begeistern, genauso wie es uns umgekehrt gruseln kann davor, wie sehr einem jungen, hübschen Menschen die innere Schönheit fehlt. Nicht von ungefähr bezeichnen wir einen Menschen, der einen schönen ersten Eindruck erweckt, dann aber giftig redet oder hartherzig handelt, als eine falsche Person. Ein Mensch mit einem Engelsgesicht kann in einer Weise agieren, dass sich seine Mitmenschen nur mehr mit Grausen abwenden wollen. Die äußere Schönheit korrespondiert zu offensichtlich nicht mit dem inneren Wesen.
    Zur inneren Schönheit gehört für mich auch eine Erhabenheit, ein natürlicher Stolz, den ich von einem aufgesetzten Stolz unterscheide. Ein Mensch, der aus innerer Sicherheit heraus aufrecht geht, wird von seiner Umgebung anders wahrgenommen als einer, der sein Kinn hochreckt und im Bewusstsein seiner Macht daher schreitet. Es gibt natürliche Größe und imitierte, aufgesetzte Größe. Frauen erfreuen durch ihr Auftreten die Männer. Eine Frau sieht begehrenswerter aus, wenn sie ihre Vorzüge unterstreicht und erwartet, dass die Männer das anerkennend wahrnehmen. Aber wie schnell kann der Eindruck insKühle oder Arrogante kippen. Ganz einfache Menschen können von Natur aus eine Erhabenheit ausstrahlen, die uns vor Schönheit innehalten lässt; andere Menschen, die sich stolz geben, wirken dagegen einfach nur aufgeblasen. Das Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten drückt sich nach außen aus, aber wenn der Ausdruck mehr sagt, als dahinter steckt, merken wir das als Betrachter sehr schnell und reduzieren den Menschen in Gedanken wieder auf sein eigentliches Maß.
    Wir kennen auch das Gegenteil, dass einer zu bescheiden auftritt, kein Selbstvertrauen hat, zu schüchtern ist. Zugegeben, ein gewisses Maß an Eigenwerbung muss schon sein, wenn wir etwas erreichen wollen. Aber es kommt hier auf das rechte Maß an. Ein Zuviel kann das Gegenteil bewirken, genauso wie überall in der Werbung. Das Gespür für das rechte Maß ist entscheidend für Erfolg oder Misserfolg.
Schlichtheit und Opulenz
    Meine Erfahrung bei Ideen und Vorhaben ist: Die Schlichtheit ist oft überzeugender als ein überladenes Konzept. Mit weniger wird oft mehr ausgedrückt. Die innere Schönheit ist stark genug. Wenn ich ein Bild male und darauf alle Techniken unterbringen will, die ich jemals gelernt habe, und alle Farben, die ich zur Verfügung habe, dann wird es deswegen garantiert nicht besser als eines, bei dem ich zurückhaltender bin, nur eine Idee ausdrücke und lediglich das anbringe, was nötig ist. Nicht anders verhält es sich beim Erzählen von unterhaltsamen Anekdoten oder Witzen. Wir lachen mehr über jemanden, der in kurzen Worten treffend formuliert als über denjenigen, der den Witz langweilig und schier endlos erzählt. Eine Pointe muss auf den Punkt kommen – so sagt es ja auch ihr Name.
    Beim äußeren Erscheinungsbild eines Gebrauchsgegenstandes verhält es sich ähnlich: Wenn ich immer alles mache, was möglich ist, schieße ich womöglich weit über das Ziel hinaus und die Gestaltung des Gegenstands wirkt aufgesetzt.
    Selbst im Barock haben die Menschen bei aller Opulenz der Formen auch große Zurückhaltung geübt, zum Beispiel bei den Farben. Die Künstler haben damals zwar fast alle geraden Linien in Bögen, Ornamente und Dekors aufgelöst, aber in der Farbgebung waren sie sehr zart und zurückhaltend. Die Harmonie des Gesamtwerks war zentral. Da hätten sie auch viel knalliger sein können, haben sich aber stark
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