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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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damit von den anderen absetzen und auffallen – und finden darin wiederum das Schöne für sich selbst. Das Bedürfnis sich zu schmücken ist schon aus prähistorischer Zeit bekannt. Die Menschen haben sich buchstäblich ihr Vermögen um den Hals gehängt, etwa Ketten aus Gold und Edelsteinen oder auch Metallspangen, die als Zahlungsmittel eingesetzt wurden. Es galt als schön, herzuzeigen, was einer besaß. DieSchönheit des Objektes ist auf den Träger übergegangen. Noch im Bestattungskult schlug sich das nieder. Die Toten wurden so schön wie nur irgend möglich hergerichtet und reich dekoriert, auch wenn sie selbst zweifellos kaum mehr Wert darauf gelegt haben dürften.
    Das Äußere soll sich auf den Menschen selbst übertragen – dieser Gedanke zieht manchmal arg weite Kreise, bis in militärische Zusammenhänge hinein: Breite Schultern vermitteln Macht und Entschlossenheit, Schulterklappen betonen das noch extremer. Waffen, die zur Schau getragen wurden, sollten andere abschrecken. Noch heute gibt es Menschen, die sich mit Waffen umgeben und sich damit überlegen fühlen. Und was unseren Vorfahren das schnelle und tüchtige Pferd war, ist heute das entsprechende Auto, mit dem der eine oder andere dann auch ganz zügellos unterwegs ist. Früher, als die Schuster noch selbst die neuen Schuhe anfertigten, ließen sich die jungen Burschen auf dem Land extra die Sohlenleder so präparieren, dass es geknarzt hat. Damit zeigten sie: „Ich habe neue Schuhe an, ich kann mir das leisten.“
    Schönheit ist das, was die Idee begehrenswert, attraktiv macht. Sie ist eine Sache des Marketing und der Werbung. In den entsprechenden Abteilungen der Wirtschaftsunternehmen machen sich Menschen viele Gedanken, Dinge so zu gestalten, dass sie schön sind und im wörtlichen Sinne Gefallen finden. Da gibt es gewitzte Strategien: Unter Umständen kann es sogar so sein, dass ein neues Produkt, zum Beispiel ein neues Auto, erst einmal gar nicht als schön empfunden wird und auch gar nicht als solches empfunden werden soll. Weil es sich von den gewohnten Modellen aber extrem unterscheidet, wird es als neu empfunden. Und dann kommt es zu dem gleichen Verhaltensmuster wie bei den Schuhen der Bauernburschen. Der Besitzer fällt auf als Inhaber eines neuen Autos, das er sich leisten kann. Der Geschmack der Allgemeinheit wandelt sich, gewöhnt sich an den Anblick des neuen Modells und verbindet damit Wohlstand. So wird dann ein Produkt als schön empfunden, bis es wieder von einem Neuen abgelöst wird.
    Vielfach müssen die Marketingabteilungen weit voraus denken, um den Geschmack der Menschen in eine gewisse Richtung zu lenken. In der Modebranche funktioniert das ebenso: Das schöne Kleidungsstück ist das Neue, das, was seinen Träger schmückt und begehrenswert macht, indem es zeigt, dass er ein gegenwärtiger, moderner Mensch ist, der sich Geschmack leisten kann. Und vielleicht kennt man das Gefühl, wenn man den Kleiderschrank öffnet. Wir nehmen nicht mehr das Modell vom letzten Jahr, obwohl es genauso gut wärmt und bedeckt und es im Grunde völlig unnötig wäre, wieder Geld auszugeben. Aber wir dekorieren uns lieber mit neuen Formen und Gestalt gewordenen Ideen.
    Bei aller Kurzlebigkeit der Schönheit in Modefragen: Es gibt zum Glück auch eine Kehrseite, die mir persönlich sehr gefällt: Die Klassiker, die unabhängig von Modetrends existieren, beziehungsweise über jedem aktuellen Trend stehen. Manchmal drücken sie aus, dass sich jemand schon vor langer Zeit etwas besonderes leisten konnte, dass einer schon vor langer Zeit „dazugehört“ hat und somit kein Emporkömmling ist. Mit ihnen können wir aber auch Unabhängigkeit demonstrieren und Bewusstsein für Tradition, auch das kann begehrenswert machen.
Innere und äußere Schönheit
    Dekoration ist etwas, was sich an der Oberfläche abspielt. Wir müssen aufpassen, dass wir uns darauf nicht beschränken – sonst fehlt es schlichtweg an Tiefe. Wenn Schönheit nur mehr zum Dekor dient, dann wird sie zum Schein, dann fallen Äußeres und Inneres auseinander. Was bleibt, ist nur der Versuch, etwas als schön gelten zu lassen. Der Inhalt wird belanglos, es gibt keine Botschaft oder Aussage einer Sache.
    Heutzutage fangen bereits die Kinder an, sich zu dekorieren. Sie legen Wert auf bestimmte Accessoires und Marken und plappern dabei nach, was ihnen von Erwachsenen vorgesagt worden ist. Ob jedoch dieser oder jener Aufnäher auf einer Jackeprangt, hat mit deren Funktion rein
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