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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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lässt ihnen schließlich auch weniger wagemutige und fantasievolle Menschen folgen.
    Zündende Ideen vermitteln uns das Gefühl, mit ihnen komme etwas wirklich Neues in die Welt. Insofern eignet ihnen im Wortsinne immer auch ein utopisches Element: dass hier etwas bislang Unmögliches vom „Nicht-Ort“ (gr. oυ τοπος ) in die Welt unserer Möglichkeiten befördert werde.
    Ideen in diesem Sinne – Bestehendes kritisch zu überdenken, Neues zu planen und ins Werk zu setzen – können sich auf die verschiedensten Bereiche unseres Lebens beziehen. In unserer Zeit rasanten technischen Wandels denken wir bei Ideen oft zuerst an neue Geräte oder verbesserte technische Prozesse. Etwas voreilig verwenden wir dann die Begriffe „Idee“ und „Erfindung“ synonym. Umgangssprachlich ist das nicht verkehrt. Doch grundsätzlich ist eine Idee etwas viel Abstrakteres als eine Erfindung. Beruht letztere doch mehr oder weniger auf bereits vorhandenem Wissen und technischem Können, die neu kombiniert oder anders genutzt werden. Wogegen eine Idee etwas gedanklich Mögliches gar nicht sofort auf seine praktische Realisierbarkeit hin formulieren muss. Als rein geistige Vorstellungen sind Ideen zunächst hypothetisch. Dass sie logisch schlüssig und gedanklich plausibel sind, ist dabei wichtiger, als dass sie sofort „machbar“ erscheinen.
    Erfindungen geht denn ja auch sehr oft eine Art von Ideen voraus, die wir als Entdeckungen oder Erkenntnisse bezeichnen. Hier wird die Realität sozusagen nicht umgebaut, sondern zunächst einmal umgedeutet. Im Lichte neuer Konzepte, Modelle oder Theorien erschließen sich dabei neue Sichtweisen aufden Zusammenhang von Ursachen und Wirkungen in der Natur. Wodurch wir dann in diese Zusammenhänge gestaltend eingreifen können – sehr oft, aber keineswegs immer mit segensreichen Wirkungen für Mensch und Natur.
    So sehr gegenständliche Ideen, so sehr wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen die Menschheit vorangebracht haben, noch wichtiger sind wohl jene Ideen, dank derer wir nicht das Was, sondern das Wie unseres Handelns verändern. Dank derer wir die Art und Weise unserer Zusammenarbeit und unseres Zusammenlebens neu gestalten. Die Abschaffung von Sklaverei und Leibeigenschaft, die Formulierung allgemeiner Menschenrechte, Freiheit und Selbstbestimmung, Demokratie und Gewaltenteilung, freie Marktbeziehungen anstelle unkündbarer Abhängigkeiten und Abgabenzwang. All das sind Ideen, die das Gesicht der Welt grundlegend verändert haben – und immer noch verändern.
    Andere, manchmal bloß gut gemeinte, manchmal schlechte und manchmal auch schon im Ansatz schreckliche Ideen haben die Menschheit aber auch mit den Abgründen ihres Denkens und Handelns konfrontiert. Vor allem die totalitären Ideologien des 19. und 20. Jahrhunderts – Rassismus, Antisemitismus, Faschismus und Kommunismus – haben Abermillionen von Menschen Elend, Tod und systematische Vernichtung gebracht. Möglich war das, weil leider auch diese Ideen Massen mobilisieren konnten. Ebenso wie religiöser Fanatismus aller Art im Verlauf der Jahrhunderte seinen Blutzoll gefordert hat.
    Wann immer Menschen eine Idee absolut setzen, wann immer sie andere Sichtweisen partout nicht gelten lassen wollen, wann immer sie Menschen mit anderen Ideen und Meinungen nicht bloß widersprechen, sondern diese als Feinde bekämpfen, droht ihre Idee ein Werkzeug des Bösen zu werden. Von Natur ist der Mensch weder gut noch böse. Er ist frei, zwischen beidem zu wählen. Doch wenn er seine individuelle Fähigkeit, zu urteilen und zu entscheiden, aufgibt, wenn er sich blind der Masse oder einzelnen Anführern unterwirft, dann gibt er nicht bloß seine persönliche Freiheit auf. Er verliert zugleichjeden Maßstab für sein Handeln. Fantasie, Kreativität, schöpferischer Geist und gestaltender Wille benötigen ein festes Fundament.
    Dieses Fundament hat für mich zwei unverzichtbare Ecksteine: einerseits die Grundregel, nach der die Rechte und Freiheiten eines Jeden ihre Grenze in den Rechten und Freiheiten des Anderen finden; andererseits die Grundeinsicht, dass der Mensch nicht allmächtig und allwissend ist. Er ist das ebenbildliche Geschöpf Gottes. Aber er geht einen Bund mit dem Teufel ein, wenn er dessen erster Einflüsterung Glauben schenkt: dass er sein könne wie Gott.
    Den ersten Grundsatz kennen wir als „Goldene Regel“. Umgangssprachlich formulieren wir sie meist in dem etwas saloppen Merksatz: „Was Du nicht willst,
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