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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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man nicht die hinter solchen Formen stehenden Glaubenslehren, weshalb viele nicht aktiv an solchen Riten teilnähmen, manche ihnen auch fernblieben. Aber man fände es sehr gut, dass die Religion generell eine Rolle für das Unternehmen spiele – und nicht alles allein im Zeichen von wirtschaftlichem Erfolg oder finanziellem Profit stünde. In diesem Punkt habe Bayern mit seiner breit und tief verwurzelten christlichen Tradition weit mehr Ähnlichkeit mit der muslimischen Lebenswelt als andere, der Religion vielleicht fernere Regionen Deutschlands.
    Glauben heißt, etwas für wahr zu halten, was ich nicht weiß. Sonst wäre es Wissen. Wissen wiederum beruht auf der Kenntnis von Fakten und auf der Plausibilität von Argumenten, mit denen Fakten zu einem sinnvollen Ganzen verknüpft werden. Aber Fakten gibt es eben unüberschaubar viele. „Die Welt ist alles, was der Fall ist“, sagt der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Manche Fakten mögen für meine Idee sprechen, andere dagegen,wieder andere habe ich womöglich übersehen. Ebenso ist noch das plausibelste Argument grundsätzlich bestreitbar. Im Ergebnis ist unser Wissen begrenzt. Auch in dem Sinne, dass es immer nur so weit reicht, wie andere bereit sind, es als halbwegs gesichertes Wissen zu akzeptieren.
    Glaube ist demgegenüber etwas zunächst sehr Subjektives. Ich kann für meinen Glauben werben. Ich kann versuchen ihn so zu leben, dass mein Vorbild andere überzeugt. Aber ich kann im strengen Sinne nicht für meinen Glauben argumentieren. Im Gegenteil: Sogar von mir selbst fordert der Glaube, dass ich einen Willen zum Glauben habe; dass ich eben etwas für wahr halten und nicht alles immer diskutieren und in Frage stellen möchte. Auch der Glaube insgesamt bedarf also einer gewissen Demut: So klug bin ich nicht, dass ich alles wissen kann.
    Jemand, der an Gott glaubt, der überzeugt ist, Gott hilft ihm, Gott meint es gut mit ihm; jemand, der davon ausgeht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, der ist in einer anderen Situation als ein kühler Realist, für den nur die sichtbare Wirklichkeit zählt, für den es darüber hinaus nichts gibt. Ebenso betrachtet er die Welt anders als ein strenger Rationalist, der überzeugt ist, alles sei der menschlichen Vernunft zugänglich.
    Das zeigt sich spätestens dann, wenn ein Mensch an seine Grenzen stößt. Und das kommt ja öfter vor als den meisten lieb ist. Natürlich kann auch ein Atheist oder ein Agnostiker sehr gute Ideen haben. Er hat es zunächst ebenso schwer oder leicht, seine Ideen umzusetzen oder seine Ziele zu erreichen. Aber wenn er nicht nur auf normale Widerstände stößt, wenn er vielmehr von grundsätzlichen Zweifeln geplagt wird, wenn er strauchelt oder gar auf ganzer Linie scheitert, dann muss er nicht nur alles auf sich selbst oder auf die Uneinsichtigkeit und die Widerborstigkeit der Anderen schieben. Er steht dann auch meist ziemlich alleine da. Mehr noch: Je stärker er zuvor von sich und seiner Sache überzeugt war, je lauter er für sie getrommelt hat, umso kleiner wird oft die Zahl der Hände sein, die sich ihm nun helfend entgegenstrecken. „Hochmut kommt vor dem Fall“, werden viele eher sagen.
    Wenn ich dagegen als gläubiger Mensch in Schwierigkeiten gerate, wenn mir schwere Zweifel kommen, wenn mir der Boden unter den Füßen wegbricht und ich vermeintlich keinen Ausweg mehr sehe, dann habe ich eine zusätzliche Kraft, auf die ich vertrauen kann: Ich kann zu Gott beten. Das heißt, ich kann die Sorgen und (Irr-)wege meines Lebens vor ihm zur Sprache bringen. Es ist ganz natürlich, dass wir Menschen gelegentlich Zweifel haben, ob unser Tun gelingen wird. In solchen Situationen hilft die Hoffnung, dass es gut geht und wir beschützt werden. Wer an Gott glaubt, der weiß, dass Gott es gut mit uns meint. Auf Gott vertrauen wir im Gebet, und er hat uns versprochen, unser Gebet zu erhören. So ist der Gottgläubige in einer stärkeren Position, da er jemanden hat, an den er sich wenden kann.
    Aber das ist eben eine ganz andere Form der Gewissheit als jene, die sich auf Wissen gründet. Diese innere Gewissheit muss ich weder wie eine Monstranz vor mir hertragen, noch muss ich andere ständig von ihrer Festigkeit überzeugen. Mein Glaube hilft mir auch nicht besser, wenn ich möglichst viele von seiner Wahrheit überzeuge. Für meine Ideen, Vorschläge oder Meinungen muss ich aktiv werben. Und wenn andere es dann am Ende besser wissen – auch gut. Für meinen Glauben dagegen kann ich nur
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