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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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„Wer hohe Türme bauen will,
muss lange beim Fundament verweilen‟
    Warum neue Ideen eine feste Basis brauchen
    „Den Fortschritt“, so der britische Schriftsteller Aldous Huxley, „verdanken die Menschen den Unzufriedenen.“
    Als grundsätzlich bedächtiger und wertkonservativer Mensch halte ich es allerdings eher mit dem habsburgischen Kaiser Franz-Joseph, der einmal gesagt hat, seine Politik sei dann richtig, wenn alle Völker seines Reiches gleichmäßig unzufrieden seien. Allgemeiner gesagt: Den Menschen geht es dann am besten, wenn sie ein wenig, aber nicht allzu unzufrieden sind. Und wenn der gefühlte Abstand der besonders Unzufriedenen zu den scheinbar Zufriedenen nicht zu groß ist. Unmäßige Unzufriedenheit ist das Ergebnis von Not oder Angst. Daraus folgen Verzweiflung und Lähmung, im schlimmsten Fall nackte Gewalt. Oder sie ist eine Folge menschlicher Gier. Dann macht sie rücksichtslos und lässt uns das Maß für das Machbare und Nützliche verlieren. Ist dagegen für das Notwendige gesorgt, und bewahren wir in unserem Streben zugleich das rechte Maß, dann macht Unzufriedenheit kreativ.
    Nur wer glaubt, alles sei vollständig zum Besten bestellt, hat keinen Anlass, Bestehendes verändern oder auch bloß verbessern zu wollen. Er hat nicht einmal Anlass, sich über das Bestehende groß den Kopf zu zerbrechen. Er nimmt die Dinge einfach, wie sie sind. Der rundum Zufriedene möchte, dass im Wesentlichen alles so bleibt wie es ist.
    Gewiss, auch zufriedene Menschen haben Wünsche. So wünschen sie sich ganz gerne mehr vom Gleichen. Oder etwas Abwechslung. Mal den Schweinsbraten mit einer Maß Bier, mal eine Forelle mit einem Gläschen Wein. Zufriedene Menschen unterbreiten Vorschläge. Ins Kino oder ins Theater zu gehen. Dieses Jahr in den Bergen, nächstes Jahr am Meer Urlaub zu machen. Zufriedene Menschen haben Einfälle. Eine neue Frisur.Einen Modellwechsel beim Auto. Es mal mit Tennis zu versuchen. Ebenso gehen sie in allerlei Fragen des Geschmacks mit der Mode. Oder sie suchen eine „neue Herausforderung“ im Beruf – vornehmlich im bereits ausgeübten, versteht sich.
    Wohlgemerkt: Gegen all dies ist überhaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ein großer Teil unseres Lebens steht nun mal im Zeichen der Wahl zwischen bekannten Möglichkeiten. Wollten alle ständig alles anders machen und niemand auf Vertrautes und Bewährtes setzen, dann würde die Welt nicht funktionieren. Doch Wünsche, Vorschläge, Einfälle, Moden, Wechsel von Geschmäckern, Besitztümern, Wohnorten oder Arbeitsstellen sind eben dies: Varianten des Bekannten. Wenn solche Entscheidungen „Ideen“ genannt werden, ist das eher ein Missverständnis.
    Tatsächlich haben Menschen, die mit sich und der Welt rundum zufrieden sind, höchst selten Ideen, jedenfalls nicht in einem anspruchsvollen Sinne des Wortes. Denn eine Idee, das ist eine zunächst rein geistige Vorstellung von etwas, das es zumindest in der gedachten Form nicht gibt. Wer eine Idee nicht nur hat, sondern auch verfolgt, der glaubt, dass das von ihm Erdachte die Welt bereichern, die eigenen Möglichkeiten oder diejenigen anderer Menschen auf irgendeine Weise erweitern wird. Dass das Neue besser sein wird als das Alte. Insofern sind Ideen stets Kinder der Unzufriedenheit mit dem Bestehenden und Bekannten.
    Ideen weisen über die vorgefundene Realität hinaus. Wer eine Idee hat, möchte die Welt im Großen oder im Kleinen verändern. Zumindest versucht er, sie im Lichte seiner Idee von einer anderen Warte aus zu betrachten – und andere von dieser neuen Sicht der Dinge zu überzeugen. Auch eine solche Veränderung der Perspektive führt dann häufig zum Wunsch, die betrachtete Sache nicht nur neu zu sehen , sondern künftig auch besser, jedenfalls anders zu machen .
    Damit das gelingt, muss eine gute Idee freilich nicht nur ihren Urheber, sondern möglichst viele Menschen inspirieren und begeistern. Oft sprechen wegweisende Ideen uralte Wünscheund Hoffnungen der Menschen an. Dass es in der Welt gerecht zugehen möge. Dass Hunger, Not, Krankheit und Leid so weit als irgend möglich vermieden oder vermindert werden. Zumindest sollten andere den Eindruck gewinnen, durch unsere Idee würden die Möglichkeiten ihres Daseins spürbar erweitert. Denn so gerne die Menschen auch auf vertrauten Pfaden gehen, so sehr haben sie zugleich Verlangen nach Neuem und nach Überraschungen. Dieses Verlangen treibt Forscher, Entdecker, Pioniere und Visionäre an – und es
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