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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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kann dann nur lauten: möglichst glücklich auf Erden zu werden. Wie dieses Glück aussehen soll, kann der nichtreligiöse Mensch sich ebenfalls nur selbst beantworten. So könnte er sein Glück in der Macht über andere suchen. Oder im Reichtum, letztlich auch einer Form der Macht über Sachen und Menschen. Er könnte eine möglichst umfassende leibliche Befriedigung für Glück halten, sei sie nun sexueller oder kulinarischer Natur. Und in der Tat könnte man den heutigen Trend zur „Wellness“ ja auch als eine Art weichgespülter Ersatzreligion beschreiben.Oder man strebt nach Glück in Form von Ruhm – also nach historischer „Unsterblichkeit“ anstelle von seelischen oder spirituellen Formen der Erlösung. Aber was geschieht, wenn sich mein Nachruhm als überaus vergänglich erweist? Wenn die Nachfolgenden meine Lebensleistung gar negativ bewerten? War dann alles umsonst? Und was ist mit den vielen, an deren Leben sich außer ihren Kindern, Enkeln oder ein paar jüngeren Freunden niemand erinnert? Gibt es für diese Menschen letztlich keinen Sinn im Leben und kein Glück? Außerdem: Ist der in der Moderne so hingebungsvoll gepredigte „Glaube an sich selbst“ nicht ebenfalls in Gefahr, eine fade Ersatzreligion zu werden?
    Nach Anerkennung, nach einer gewissen materiellen Sicherheit, nach Befriedigung seiner Bedürfnisse – und wohl auch seiner Lüste – strebt jeder Mensch. Aber wenn derartiges Streben zum einzigen Lebensinhalt wird, wenn es ohne größeren Zusammenhang bleibt, dann liegt darin zum einen oft keine Wert- und Sinnschöpfung für die Allgemeinheit. Gerade wer hauptsächlich nach Macht, Geld oder materiellem Wohlstand als Selbstzweck strebt, wird viel nehmen und eher wenig geben. Und selbst wer als Politiker, Erfinder, Unternehmer oder Künstler seinen Absatz in den Geschichtsbüchern bekommt, steht zumindest immer in der Gefahr, dass er sich von dem Bild abhängig macht, das er von sich selbst gemalt sehen will. Statt zum Herrn seines Lebens macht er sich so zum Sklaven seines Nachruhms. Der Gläubige kann ebenfalls erfolgreich sein. Er kann Werte schaffen für die Menschheit, die bleiben. Aber er wird nicht so abhängig von seinem Tun sein, weil es für ihn noch etwas Wichtigeres gibt: vor dem Angesicht Gottes bestehen zu können.
    Der Glaube macht frei. Frei von der Furcht, in der Not allein zu stehen. Frei von der dunklen Sorge, mit dem – womöglich auch noch unzeitigen – Tod könne alles vorbei sein. Vor allem aber macht die Freiheit des Glaubens mich unabhängig von irdischen Dingen. Als gläubiger Mensch kann ich schöne Dinge sehr wohl schätzen und genießen. Aber ich muss michnicht an sie klammern. Ich kann mit Menschen lang anhaltende und innige Beziehungen eingehen und unterhalten. Aber ich stehe nicht allein da, wenn ich Freunde oder Angehörige verliere. Dadurch, dass ich mich als gläubiger Mensch an höheren Dingen orientiere, verlieren die irdischen nicht ihren Wert. Aber sie rücken in die rechte Relation. Sie mögen uns Freude bringen, aber es gibt immer eine Freude, die darüber steht. Natürlich gibt es sehr erfolgreiche Menschen, die sich selbst nicht als gläubig bezeichnen würden. Aber ihre Kandidaten für das höchste Gut sind in meinen Augen allesamt Wackelkandidaten: Reichtum, Macht, Wohlbefinden, Anerkennung, Ruhm – alle schön und gut, aber meist ebenso flüchtig.
    Glaube ist natürlich kein Garant für die Verwirklichung und den Erfolg meiner Pläne und Ideen. Für beides muss ich schon auch in einem sehr irdischen Sinne wirken. Nur mit Hoffen und Beten allein ist es nicht getan. Vielmehr wäre es ein sehr merkwürdiges Gottvertrauen, das hauptsächlich in der Hoffnung bestünde, Gott nehme mir auch die Arbeit ab. So ist das schöne Gleichnis Jesu von den Lilien auf dem Felde und den Vögeln unter dem Himmel nicht gemeint. Ja, der himmlische Vater sorgt dafür, dass es geeignete Speise für sie gibt. Aber fliegen müssen die Vögel schon selbst.
    Noch weniger ist Glaube deshalb eine Unterform des Wunschdenkens, gar noch mit einer Art Glücksgarantie. Mein Glaube ist nicht nur für die Sonnenseiten des Lebens zuständig. Gerade auch die dunklen Tage und die weniger guten Ereignisse des Daseins haben dort ihren Platz. Mehr noch: Im Gegensatz zu rein innerweltlichen Glückserwartungen hat der Glaube überhaupt keine abschätzige Meinung von Sorge, Angst, Not oder Scheitern. Er begreift all das als integralen Teil menschlicher Lebenserfahrung. Gerade deshalb
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